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Brauchen Sie ne Tüte? Unverpackt Shoppen

Vorabbemerkung und Warnhinweis: Dieser Text enthält widersprüchliche Aussagen, zusammenhanglose Behauptungen, fragwürdige Schlussfolgerungen und eine Prise Ironie, wobei der Streubehälter defekt war, sodass zwischendurch etwas zu viel des Streugutes auf die Buchstaben herniedergeprasselt ist. Ebenfalls findet sich eine Empfehlung in dem Text, den man als *unbezahlte Werbung auffassen könnte. Also Vorsicht beim Konsum!


Worin besteht der Sinn des Lebens? Ganz einfach, kaufen, konsumieren, shoppen. Für diese Dinge sitzen wir im Büro, wo es nach abgestandenem Pups riecht, lassen uns an der Kasse von müffelndem Pöbel anranzen oder bauen Häuser für Menschen, die man weniger leiden kann als den wöchentlich reinschauenden Gerichtsvollzieher. Wir leben, um Geld in den allgegenwärtigen Kreislauf des Konsums zu werfen. Wenn es Probleme gibt, sollte man immer bedenken, wie sich diese Schwierigkeiten auf die Wirtschaft auswirken, denn ohne Wirtschaft ist die Suche nach Glück aussichtslos.


Shopping bei den Extremisten


Shayana Jnanadevi (bürgerlich Mariella Meier-Müller) sitzt im naturbelassenen Garten auf einem besonderen Stuhl. Das Holz stammt aus nachhaltiger Forstwirtschaft (jedenfalls hat die Firma neben dem Sägewerk dies auf dem Preisschild in fettgedruckten Großbuchstaben gekennzeichnet) und für den Zusammenbau mussten keine Kinderhände ans Schmirgelpapier. Auf dem iPad wischt sie mit ihren Fingern herum, deren Nägel bald einen Anruf beim Guiness Buch der Rekorde rechtfertigen würden. In der Cloud ist die Einkaufsliste für diese Woche aufgerufen, in welcher sich ihr Lebensabschnittsgefährte eine Tafel vegane Vollmilchschokolade wünscht. Ach Gawein, wann verstehst du endlich, dass vegane Schokolade nicht Vollmilch heißen darf? Wir trinken ja auch keine Hafermilch, sondern einen Haferdrink, wobei ich den unnötigen Anglizismus nicht gutheißen kann.


Sie ergänzt mit gekonnter Fingerfertigkeit, die den Bildschirm nicht zerkratzt, noch einige Kleinigkeiten. Zahnpastapastillen, Dinkelbrot ohne Gluten, Klopapier (wobei das ein nicht notwendiges Luxusgut ist, das sie sich aber nach dem Verkauf des emissionslastigen E-Autos gönnen wollen), Hafergetränk (in meiner Liste darf ich rebellisch sein und auf Anglizismen verzichten!), Waschmittel auf Basis von Kastanien und die Tafel Schokolade für den begriffsstutzigen Herrn landen in der Datei.


Shayana leert den Kürbistee und geht zu ihrem Lastenrad. Bewusst haben Gawein und sie auf einen unterstützenden Motor verzichtet, da selbst Stromerzeugung nie so astrein sein könnte, wie man es sich wünschte. Mariella! Ähm Shananana, wollste einkaufen oder watt haste vor? Ihr Nachbar Heinz wäscht gerade den mit allen Extras ausgestatteten SUV mit dem Gartenschlauch und präsentiert dabei seinen üppigen Wanst, dessen Bauchnabel einen ganzen Knäuel an Fusseln beheimatet. Genau Heinz. Du weißt aber, dass du das nicht unbedingt hier machen solltest, oder? Shanaya wollte nicht penetrant sein, aber es war anscheinend nicht genug, die Erde mit jedem Kilometer näher zum unausweichlichen Exitus zu bringen, man musste auch gleich das Grundwasser mit der ollen Chemiekeule verunreinigen. Heinz blickte schuldbewusst zu Boden, so wie es Bengel machen, die Klingelmännchen gespielt hatten und sich nur dafür schämten, erwischt worden zu sein. Hast ja recht. Tut mir leid. Ich fahre auch gleich los. Kann dich ja mitnehmen. Wollte noch eben ein paar Würstchen holen, die sind mit BILD-Gutschein heute im Angebot.


Shanaya bringt Heinz das Höchstmaß an Toleranz entgegen, indem sie kopfschüttelnd in die recycelten Pedale tritt und von der Neheimer Straße gen Kreisverkehr losdüst. Ihr Autoersatz erscheint auf den ersten, naiven Blick etwas unhandlich und sperrig, doch Gawein hat es modifiziert, indem er eine Bremse entfernte, denn Rücktritt würde vollkommen ausreichen. Hupend rast ein tiefergelegter Polo an ihr vorbei und erhöht ihren durch Yoga trainierten Puls nur kurzzeitig.


Da die Radwege meist nur kurze Streckenabschnitte abdecken, muss sich Shanaya mit dem vorwiegend motorisierten Verkehr arrangieren, was eine fast permanente Untermalung mit den unterschiedlichen Hupen der stinkenden Rostlauben zur Folge hat. Nach wenigen Minuten erreicht sie endlich die Hammer Straße, wo sie so einkaufen kann, wie sie es für richtig hält. Bei Theo Tütenlos ist Shanaya seit der Eröffnung Stammkundin und zahlt gerne den Aufpreis für Produkte, die nicht im Plastikgefängnis auf den Kunden warten.


Das Lastenrad stellt sie quer auf 2 Parkplätze für Autos und nimmt ihr Equipment aus dem geräumigen Fach am Vorderrad. Ein großer Korb ist gefüllt mit Gläsern, Beuteln (teils selbst genäht) und dem allwissenden iPad. Freundlich wird sie in den hellen Räumlichkeiten empfangen, deren Regale aus regionalen Hölzern zusammengeschraubt wurden. Frau Jnanadevi, einen schönen guten Tag! Hier fühlt sie sich willkommen. Hast du das feste Shampoo aus getrockneten Brokkoliresten und fair produziertem Glycerin gut vertragen? Shanaya nickt lächelnd und schaut konzentriert auf das Display ihres elektronischen Helfers. Zielstrebig füllt sie an den unterschiedlichen Stationen die Behältnisse mit Pastillen für die Zahnhygiene, Waschmittel, Müsli und findet auch eine Tafel Schokolade, die in recyceltem Pergamentpapier eingewickelt ist. Die Verkäuferin kennt ihre Produkte erstaunlich gut. Sie spricht von Produktionsorten, den urigen Herstellern und zauberhaft wirkenden Zutatenlisten. Selbst die Kasse wurde von mongolischen Mönchen mit mystischen Mechanismen zusammengeklöppelt.


Das macht dann 74,76 Euro. Im LIDL oder anderen Supermärkten mit 4 Buchstaben wäre sie unter 20 Euro geblieben, aber Shanaya zückt ihr iPhone und hält es an die Schnittstelle. Bargeld trägt sie nur in Münzenform bei sich, wenn sie mal wieder einem Obdachlosen begegnet, dem sie auch mal eine vegane Pfefferminzpastille reicht. Nebenan holt sie sich noch ein Brot, das im mitgebrachten Jutebeutel landet und macht sich dann wieder auf den Weg nach Hause. Durch den Verzicht auf motorisierte Unterstützung kommt Shanaya gut ins Schwitzen.


Daheim wartet bereits Gawein, der auf dem Trimm-Dich-Rad Strom erzeugt, um damit seinen Fitness-Tracker zu laden. Schön, dass du endlich da bist. Hast du an die Vollmilch-Schokolade gedacht?



Einmal Gummibärchen in Plastik in Plastik in Pappe bitte!


Wenn Ottonormalkötte das Transferleistungsgeld in die Konsumtempel trägt, erwartet er den Zauber der Nachhaltigkeit. In dem Sinne, dass erworbene Produkte auch in 100 Jahren noch im Ursprungszustand sind, was durch den cleveren Einsatz von Kunststoffen auch zu bewerkstelligen ist.

Im Laden des Vertrauens muss ein Schwall Plastikgeruch beim Betreten der Räumlichkeiten zu Schwindelgefühlen führen. Ansonsten fühlt man sich hinter das Licht der Minderwertigkeit geführt. Die Schere muss in einer stabilen Verpackung untergebracht sein, die nur unter Zuhilfenahme einer Kreissäge zu öffnen ist. Die Süßigkeiten haben gefälligst in einer großen Plastiktüte auf ihr Schicksal zu warten, wobei in der großen Tüte noch etliche kleine Tüten das Portionieren vereinfachen. Die Bananen sind in der nach Verrottung müffelnden Obsttheke in Klarsichtfolie gewickelt, damit der Kunde erst kurz vor dem Verzehr des ekligen Gewächses die Schale berühren muss. Alles, was Qualität verspricht, sollte im Laufe der Produktion oder im Rahmen der Präsentation mit irgendeiner Form des kostbaren Kunststoffes in Verbindung getreten sein. Diesen Anspruch verfolgen seriöse Einzelhändler seit geraumer Zeit.


Die genialen Ingenieure, Wissenschaftler und Marketinglaberköppe entwickeln das Sortiment immer weiter. Wo früher Waschpulver in ökologisch nachhaltiger Form mit Pappe umhüllt war, gibt es nun allerlei duftende Geschmäcker in Flaschen oder schon die „PODS“. Mit Mikroplastik gefüllte Kunstgegenstände, die man in purer Faulheit einfach zur Primarkwäsche wirft. Wiederverwendbare Glasflaschen ziehen sich immer weiter zurück, denn das formschöne und der Hand schmeichelnde Einwegfläschchen ist einfach leichter. Pfand hin oder her, der Fortschritt ist nicht aufzuhalten.


Vorbildlich! Nachhaltige Behältnisse füllen den kostbaren Mülleimer


Konterrevolution der Ökofaschisten


Wie bei allen Entwicklungen, gibt es auch in diesem Bereich eine wachsende Bevölkerungsgruppe, welche die Vorzüge des multifunktionalen Plastiks nicht anerkennt und alternative Ansätze wählt. Angeblich würde durch den Alleskönner Kunststoff zu viel kaputt gemacht. Der Müll würde sich im Meer ansammeln, wo der Lebensraum von den darin herumplantschenden Viechern unbewohnbar gemacht werden würde. Was interessiert mich den irgendein unsympathischer Schwerthai, der noch nie etwas für mich getan hat?! Sollen sich die glitschigen Schuppentiere doch an den neuen Lebensraum anpassen!


Naja, man kommt leider nicht drum herum. Die Ökonazis sind auf dem Vormarsch und öffnen ihre nach Räucherstäbchen duftenden Einkaufserlebnisse für die Ewiggestrigen. In den modern (alles Augenwischerei!) eingerichteten „Unverpackt-Läden“ kann der Elon Musk Fan seiner kostspieligen Ideologie frönen. Im Gegensatz zu bodenständigen Kötten, für die eine prall gefüllte Mülltonne ein simples Statussymbol darstellt, wollen diese Besserverdiener möglichst wenig Müll produzieren. Wahrscheinlich wollen sie, dass die Mitarbeiter der Müllentsorgungsbetriebe künftig arbeitslos sind oder in der Fußgängerzone um Kleingeld betteln!


Diese Jobvernichter fahren mit ihren Teslas oder gar dem Lastenrad zu den Wucherläden und schmeißen mit Geld um sich. Zahnbürsten aus nachwachsenden Rohstoffen, aus natürlichen Bestandteilen zusammengepanschte Waschmittel, vor Ort abgefülltes Müsli (selbstredend mit BIO-Label) und schütten sich Nudeln in Tupperdosen, wobei diese aus Holz oder Glas bestehen. Welch ein Wahnsinn!!!


Die Unverpackt Shops belassen es mit ihrer niederträchtigen Geschäftsidee nicht beim Verticken von Produkten, sondern engagieren sich auch bei Projekten, Initiativen und fluten die Social-Media-Kanäle mit Ideen, wie man weniger Müll produzieren und seinen ökologischen Fußabdruck minimieren könnte. Nennt mich altmodisch, aber mein Fußabdruck muss groß sein, ich möchte bei Deichmann eine Sonderanfertigung aus Timbuktu, die traditionell von Kindern gefertigt und in einem materialschonenden Plastikkleid auf die Reise geschickt wurde. In den Hochburgen der rücksichtslosen Müllvermeidung werden Korken von Weinflaschen gesammelt, die dann zu Schuhen weiterverarbeitet werden. Wer trinkt Wein aus Flaschen, wenn es doch Tetra-Paks gibt?!


Wie kann man so herzlos sein und armen Kindern aus armen Ländern die Jobs streitig machen? Die Beantwortung dieser Frage überlasse ich meinen gebildeten und informierten Lesern.


Wiederwendbar, recycelt und sonstiger Quatsch


Wer aus egoistischen Motiven Müll vermeiden möchte, nutzt Gegenstände mehrfach. Man säuft seinen Fusel aus wiederverwendbaren Pullen, nimmt zum Putzen waschbare Lappen (die in prachtvoller Plastikverpackung daherkommenden Fertiglappen eignen sich für diese Ökofuzzis nicht), trägt Taschen aus recycelten Plastikflaschen oder verwendet fachgerecht zu entsorgende Materialien, um neue Produkte herzustellen. Welch frevelhafter Frevel!


Wer möchte schon aus einer Glasflasche trinken, aus der schon ein mit verfilztem Haupthaar gekrönter Ökofaschist gesoffen hat? So viel Spüli kann man ja gar nicht da rein kippen, um die konterrevolutionären Keime zu vernichten. Da greife ich doch lieber zur jungfräulichen Flasche Zuckerwasser, die auch noch 25 Cent Reinvestition beinhält, die ich in den nächsten Spielautomaten werfen kann.


Warum waschbare Windeln um den Po des Nachwuchses wickeln, wenn man die vollgeschissenen Teile beim Nachbarn im Vorgarten verbuddeln kann? Warum auf die Befüllung von gelben Säcken verzichten, wenn sich die Mitarbeiter*innen der Entsorgungsbetriebe so über die säuerlichen Gerüche und halb kompostierten Speisereste freuen? Gesichtscremes aus Kaffeesatz sind ein doppelter Humbug. Kaffee muss aus Plastikkapseln gewonnen werden, um sein unverwechselbares Aroma zu entfalten. Und Gesichtspflegeprodukte haben gefälligst in Tuben zu stecken, aus denen nicht, niemals und überhaupt gar nicht aller Inhalt rauszuquetschen sein darf.


Was tun?


Jetzt mal Spaß beiseite, das Thema ist nämlich in etwa so lustig wie Mario Barth oder Arschläuse in Kombination mit verstopftem Durchfall. Natürlich produzieren und entsorgen wir zu viel Müll. Viel zu viel. Dabei kommt es gar nicht auf den jeweiligen Produktbereich unseres Alltags an, denn zu jeder Situation gibt es entsprechende Lösungen der mitdenkenden Industrie.

Rucksäcke kommen in Folien daher, Verpackungsmaterial ist verpackt, gut zu lagernde Stoffe werden in kleinen Tütchen portioniert, in den Kartons, die von bonzigen Zulieferern durch die Gegend gefahren werden, lauern Styropor und Luftpolsterfolie (die wenigstens zum Zeitvertreib dient). Die gelben Säcke werden vollgestopft, bis ihre dünnen Wände reißen und so wenigstens Nahrung für das Getier in der Siedlung bieten. Die Restmülltonne wiegt mehr als ein Kleinwagen und im Altpapier stapeln sich die Amazonpakete. Das kann natürlich nicht gut sein.


Selbst die Platzhirsche beginnen mit dem schmerzverursachenden Überdenken ihrer Geschäftsmodelle, was wiederum am Druck der Verbraucher liegt. Teils greenwashing, teils auch mit anständigen Ansätzen. Unverpackt Läden gab es anfänglich vor allem in Großstädten, wo sich die Hipster wie Obdachlose kleideten und ebenso nachhaltig zu leben versuchten. Mittlerweile handelt es sich nicht mehr um einen Trend für Gutmenschen oder links-grün versiffte Birkenstockfetischisten.


ALDI für Ökonazis ;)

Selbst in Werl, dem Hort der gleichbleibenden TEDi-Vorherrschaft, kann man einen dieser „Unverpackt-Läden“ aufsuchen. Theo Tütenlos an der Hammer Straße bietet ein Rundum-Sorglos Paket für die Freunde plastikfreier Einkäufe. Ich verstehe, dass man neuerliche Entwicklungen zunächst mit kritischen Äuglein beguckt und nicht mit 10 Dosen, 3 Flaschen und einigen Gläsern zum Einkauf losziehen möchte. Aus eigener Erfahrung kann ich versichern, dass man sich nicht scheuen sollte, einen derartigen Laden mal von Innen zu betrachten. Fragen werden geduldig beantwortet und Ideen preisgegeben, für die man sonst die Irrungen des Internetzes durchsuchen müsste. Auch in handelsüblichen Supermärkten und Drogerien nehmen die Möglichkeiten zu, CO2 Abdruck und Müllproduktion zu reduzieren. Und genau darum geht es.


Das Gelaber hier soll keine Werbung für den tütenlosen Theo sein, denn ein ähnliches Konzept findet man auch in Soest (aber wir sind ja nicht beim Soester Jägerken, sondern bei der Werler Kötte). Schließlich gibt es genug Methoden, um etwas weniger Gewicht in die Tonnen vor der Tür bringen. Trotzdem empfehle ich jedem einen Besuch, denn dort gibt es auch den Blumenthaler Honigtopf! Gefertigt von einer Horde Kötten.






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