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Der, Die, Das Kötte? Gendern




Wer gendert, quält auch kleine Welpen


In den sozialen Medien, in die man sich nur volltrunken oder wenigstens leicht benebelt begeben sollte, wird derzeit viel und äußerst sachlich über das Thema „Gendern“ diskutiert. Die Fronten sind verhärtet. Bevor wir unsere Meinung zur geschlechtergerechten Sprache kundtun, sollten wir erst einmal schauen, was der ganze Gaga-Quatsch-Wahnsinn eigentlich zu bedeuten hat bzw. welche Intentionen hinter dem *, der kurzen Sprechpause oder sonstigen Ansätzen stecken.


Gleichbehandlung? Ich glaub, es hackt!


Dem ganzen Irrsinn liegt ein einfacher Gedanke zugrunde, der sinngemäß etwa so lauten könnte: Sprache spiegelt einerseits die Realität wider, andererseits schafft und festigt sie auch Vorstellungen. So weit, so einfach, so abstrakt. Aufgrund dieser Annahme betrachten es die Anhänger der geschlechtergerechten Sprache als Ziel, eine Gleichbehandlung (zumindest) von Männlein und Weiblein zu erreichen, indem gesprochene und geschriebene Sprache beiderlei Genustypen sichtbar macht.

Dahinter steckt wiederum eine extremistische Ideologie, nach welcher Frauen allgemein ein Recht auf Gleichbehandlung hätten. Nachdem Eva unbedingt vom verbotenen Baum naschen musste, ist dieser Gedanke an Absurdität wohl kaum zu überbieten.


Wortfindungsprobleme? Ach, du genderst. Gesundheit!


Die Wege einer möglichen Umsetzung sind unfassbar zahlreich und teils sehr verwirrend für uns Gewohnheitstiere. In den gleichgeschalteten Medien und den Hipstertreffpunkten hört man immer wieder kurze Sprechpausen, die eine seltsame Betonung auf die weibliche Endung legen.

Derartige Umsetzungen stoßen bei vielen Mitmenschen auf eine fast militante Abwehrhaltung. Ich kann nur für mich sprechen. Wenn jemand Arzt oder Ärzte sagt, sehe ich eine Horde brilletragender Weißkittel vor mir, die sich nach meinem Stuhlgang erkundigen und Nanochips spritzen wollen. Wenn mein Gegenüber von Ärzt(Päusschen)innen schwadroniert, denke ich mir zweierlei. 1. Ist mein Gesprächspartner besoffen? 2. Will der mir etwa sagen, dass er auch dödellose Menschen meint?


Demnach nehme ich in diesem Moment durchaus wahr, dass der Laberkopp nicht nur Menschen mit hängenden Hodensäcken zwischen den Beinen meint. Ich persönlich nutze diese Form eher weniger, da ich bequem bin und im Suff froh, wenn ich einen geraden Satz sprechen kann. Falls mein Gesprächspartner sich die Mühe machen möchte, habe ich damit kein Problem. Die Intention, die hinter dem Vorgehen liegt, ist für mich verständlich und nachvollziehbar. Bisher ist mir auch noch niemand begegnet, der mich um Nachahmung gebeten oder dies gar erwartet hätte. Mit Werlern sollte man dies generell nicht tun, wenn man körperliche Unversehrtheit als wünschenwertes Gut erachtet.


Es mutet bei den ersten Hörerlebnissen zwar etwas sonderbar an, aber so sehr ich auch ein Freund des Aufregens bin, kann ich einfach nicht boshaft oder erzürnt darüber sein. Meist wird mit den Formen moderat umgegangen, hier und da mal ein "In" angefügt oder beide Genusformen genutzt. Es gilt, wie eigentlich bei allem, die Menge machts. Im Gegensatz zum Untergang jeglicher Kultur, die mit dem Gendern zweifellos einhergehen muss, stören mich an privater und öffentlicher Kommunikation eher andere Aspekte. Mein Gegenüber riecht nach Knoblauch (ich möchte auch was Leckeres mit Knoblauch!), jemand sagt einzigste, eine andere Person verzichtet auf Präpositionen (Kommst du Mecces?!) und ein anderer begrüßt mich mit Guten Tag statt des Werler Ey du Arschloch!


*/- Wie schreibt man das denn?


Bei der schriftlichen Herangehensweise gibt es ebenfalls mehr Varianten und Lösungen als Mikroplastik im Atlantik. Anwender des sogenannten „Gagasternchens“ müssen damit rechnen, dass sie völlig zusammenhangslos auf ihre sprachliche Nutzung reduziert werden. Dabei spielt der eigentliche Inhalt des Gesagten/Geschriebene überhaupt keine Rolle mehr. Wenn ein debiler Depp so obszöne Dinge schreibt, wie Liebe Freund*innen, erwartet besagten Depp ein Kacksturm aus allen Aftern, der sich wiederum potenziert und von weiteren Aftern aufgenommen wird, um die Unzufriedenheit mit vielen weiteren Themen aufzugreifen, sodass der depperte Schreiberling am Ende des stürmischen Tags ein linksradikaler Nazi mit inzestuösen Anteilen einer kleinen Marskolonie ist, der heimlich Chemtrails in seinem diktatorischen Hackfleisch aus Sojabohnen züchtet.


Das ist natürlich übertrieben….


Klar, es gibt wichtigere Dinge. Angeblich gibt es auch wichtigere Themen, als mein Bedürfnis nach frühmorgendlichem Schnapskonsum, doch das hält mich auch nicht vom Genuss meiner Cornflakes in einer würzigen Mischung aus Sangria, Korn mit einer Prise Frittensalz ab.


Wir beim Werler Kötten achten nicht besonders auf das Gendern und haben uns bei Doppelkorn und Weinbrand auf folgenden Umgang einigen können. Wenn es Sinn macht und den Lesefluss nicht sonderlich beeinflusst, dann streuen wir gelegentlich mal ein Gagasternchen ein, schreiben ein I mitten im Wort groß oder nutzen einfach mal ne weibliche Form. Wenn es zu gebündelt erscheint, ermüdet es erfahrungsgemäß bei der Lektüre und kann irgendwann auch nervig werden.



Sprachliche Verdummung vs. Verdummende Sprache


Sprachwissenschaftlich gibt es unfassbar viele Perspektiven auf das Thema, die sich teilweise hart widersprechen und einen Tonfall an den Tag legen, den man sonst nur in der Schlange vor dem Pfandautomaten zu hören bekommt. Die eine Partei wirft den Sternchenfaschisten ein Verbrechen an der deutschen Sprache und ihrer mannigfaltigen Tradition vor. Naja, Tradition ist ja ein Thema für sich. Es war schon immer so, demnach hat es seine Daseinsberechtigung. Sprachliche Verbrechen sehe ich persönlich allerdings eher, wenn ich das Lokalblatt lese, aber was weiß ich schon. Andere haben die Befürchtung, dass hinter den merkwürdigen Geschlechterendungen eine verschwörerische Gemeinschaft steckt, die alle Kinder in trans-schwul-lesbische Ökomonster verwandeln möchte. Da könnte immerhin etwas dran sein.


Einerseits sei dies eine linguistische Diktatur, andererseits sollte man diese sprachlichen Verirrungen verbieten. Die Ambivalenz der beiden Aussagen beleuchte ich jetzt aufgrund der Offensichtlichkeit nicht mit weiteren Ausführungen.


Andere Kritiker prangern an, dass es sich bei diesen Herangehensweisen einfach um eine falsche Schreibweise handeln würde. Das ist korrekt. Dennoch sollte man nicht außer Acht lassen, dass sich Sprache wandelt und wir auch nicht mehr die Buchstabenfolgen der mittelhochdeutschen Ahnen verwenden. Da rege ich mich persönlich mehr auf, dass Atlasse, Pizzas oder Taxis inzwischen regelkonform sind.



Watt is denn jetzt richtig?!


Sprache und Gesellschaft wandeln sich stetig. Das muss man nicht gut oder schlecht finden, sondern es schlicht akzeptieren. Veränderungen in der verbalen und schriftlichen Kommunikation werden dabei aber selten von oben herab beschlossen und dann umgesetzt. Beispiele dafür durchziehen unseren Alltag - unabhängig von schriftlichen oder verbalen Labereien.


Für beide Perspektiven gibt es nachvollziehbare und völlig diffuse Argumente, die jeder für sich bewerten und ausloten sollte. Beiden Sichtweisen ist gemeinsam, dass sie nicht nur für bzw. gegen das schnöde „Gendern“ per se stehen, sondern ganze Weltbilder aufeinanderprallen, was im Diskurs regelmäßig auf derart abwegige Nebenkriegsschauplätze führt, dass dieser verunmöglicht wird. Ängste um Identität, Gewohnheiten und vor Veränderungen gehen oft damit einher.


Meine einfache Meinung zu dieser hochkomplexen Thematik ist daher schnell zusammengefasst und wie gewohnt gehen mir andere Ansichten dabei am haarigen Hinterteil meines Prachtkörpers vorbei.


Wer gendern möchte, soll dies gerne tun, denn die Intention spiegelt den Zeitgeist wider und ist keine aufoktroyierte Pflicht, wenngleich viele Trottel*/-Innen dies immer wieder behaupten. Wer nicht gendern möchte, kann ebenso darauf verzichten. Ich vermute, dass es auch in Zukunft keine Verordnung zu dem Thema geben wird, die nicht gendernde Menschen hinter Gittern bringt. Wenn ich hin und wieder ein schickes Sternchen setze, bleibt das ebenfalls meine Sache. Wer damit ein Problem haben sollte, kann sich mit Freude ins Knie ficken.


Der Text wurde übrigens genau überhaupt gar nicht Korrektur gelesen, da unser Lektor nun große Karriere beim Anzeiger macht, wo er gerade die Mitarbeiter über die Existenz von Nominalisierungen und den Abgwägeprozess bei der Nutzung von Wortwitzen aufklärt. Mit dem wollen wir wahrlich nicht tauschen... :D






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