Am 7.9. versucht Werl, einen Weltrekord aufzustellen. Grund genug, um den Laptop mal abseits der Suche nach pornographischen Perversitäten anzuschmeißen und herauszufinden, was da eigentlich geplant ist.
Warum überhaupt ein Weltrekord?
In der heutigen Zeit ist kaum etwas so wichtig, wie das Wachsen. Also nicht die Skier oder die befellten Beine, sondern eben auf das Wachstum bezogen. Man möchte mehr Geld für seine niederen Tätigkeiten bekommen, die Unternehmen sollen Jahr für Jahr mehr Profit generieren, die Followeranzahl auf TikTok muss ebenfalls in astromische Sphären emporsteigen und die Sportler hecheln derweil auch neuen Bestleistungen hinterher, um zumindest zeitweise im Jahrbuch der Menschheit Erwähnung zu finden. Ist dieses permanente Streben nach Steigerungen, Rekorden und Verbesserungen überhaupt noch zeitgemäß? Sollte man sich nicht demütig mit dem zufriedengeben, was realistisch ist und bescheiden sein?
Natürlich nicht! Demütig sein hat was mit Demütigen zu tun, also kann das nicht gut sein. Bescheidenheit? Das klingt ja wohl bescheiden. Und wir Kötten wollen hoch hinaus. Schlimm genug, dass man Werl in der großen weiten Welt vor allem wegen der Wallfahrtsbasilika und dem Hochsicherheitskerker kennt. Also, nichts gegen pilgernde Pilger und schonmal gar nichts gegen die einsitzenden Einbrecher und Halunken, aber Werl hat eben mehr zu bieten.
Rekordverdächtig
Am 7.9. wird ein Abgesandter des berühmten Guiness-Buches der Rekorde Werl besuchen, um den Rekordversuch zu beaufsichtigen. Welche Bestleistungen könnte man in unserer feinen Köttenstadt überhaupt umsetzen? Jaja, steht schon in der Überschrift, aber in uns stecken ja wohl mehrere Einträge. Wenn wir es richtig anpacken, gehört uns in Zukunft eine eigene Kategorie in dem jährlich erscheinenden Nachschlagewerk.
Werl muss sich nicht hinter großen Metropolen verstecken und bietet potentiell unerschöpfliches Potential im Bereich von rekordverdächtigen Rekorden. Dieser Text stellt im Übrigen den Versuch dar, möglichst oft das Wort „Rekord“ auf den flimmernden Bildschirm zu zaubern. Wie oft hast Du Rekord bisher gelesen? Die Frage nach der Häufigkeit des Wortes Rekord war nur rhetorischer Natur, also lies einfach weiter.
Wir könnten in der Kategorie „meiste Sperrmüllberge“ im öffentlichen Raum antreten. Oder versuchen, den intensivsten Uringeruch an einem Bahnhof zu produzieren. Auf dem Gelände des ehemaligen Rewe könnten wir einen frei zugänglichen „Lost-Space“ erschaffen, zu dem tausende Instagraminfluencer irren, um Fotos des Zerfalls zu knipsen. Davon abgesehen sind der Phantasie keinerlei Grenzen gesetzt. Also lasst euch mal was einfallen!
Die längste Frühstückstafel
Welche Assoziationen hat man mit der Werler Fußgängerzone? Reichlich Friseure, Läden, in denen man reichlich Plastikgedöns kaufen kann, reichlich Leerstand und reichlich Menschenleere. Das trifft leider zum Teil zu, ist aber auch unserer teutonischen Grundhaltung geschuldet, die sich durch meckerndes Gezeter auszeichnet. Es ist vollkommen egal, worum es geht, irgendein Harry wird etwas dran auszusetzen haben. Heilung gegen Krebs? Pff, erst jetzt? Taylor Swift auf dem Werler Marktplatz? Viel zu laut! Michelin Stern für Werler Restaurant? Wer kann sich das Essen da überhaupt leisten? Diese Liste ließe sich ewig weiterführen, doch dann würde der Text einen Rekord bezüglich des längsten Geschreibes aller Zeiten erreichen. Jawoll, nochmal Rekord geschrieben.
Am 7.9. soll entgegen der landläufigen Erfahrung mächtig was los sein in der Fußgängerzone. Das Ziel sind über 1000 Teilnehmer, die sich den Wanst auf über 500 Metern vollschlagen. Veranstaltet wird die Veranstaltung vom Wirtschaftsring, wobei die Idee laut meiner Recherche (30 Sekunden Google, wovon 12 Sekunden Cookiebannerweggedrücke geschuldet waren) von Janin Koch stammt. Vor Kochs soll die Rekordtafel auch ihren Startpunkt haben. Viele Händler unserer kleinen Köttenstadt beteiligen sich an der Planung und Umsetzung, denn es ist eben mehr nötig, als ein paar Bierbänke und löslicher Kaffee.
Ein Großteil der gereichten Speisen wird aus lokaler Produktion kommen (hoffe, dass auch genügend Werler Tropfen für mich vorrätig sein wird), was aber niemanden abschrecken sollte.
Tickets gibt’s bei Kochs (Erwachsene zahlen nen Zehner, Blagen bis 14 erhalten einen Sitzplatz bereits für 6 Tacken). Wir schicken unseren Praktikanten, damit der mal was Vernünftiges zu futtern bekommt. Also entweder Tickets kaufen oder bei Facebook und Co. über den Rekord meckern.
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