Der todbringende Feuerball am Firmament treibt die Temperaturen im Lande der Teutonen nach dem ewigwährenden Herbst mal wieder in den zweistelligen Bereich. Gepaart mit einem blauen Himmel (abgesehen von den Chemtrails natürlich) werden die vielfältig besungenen Frühlingsgefühle bei der Krönung der Schöpfung ausgelöst. Abscheulich.
Habt ihr alle kein Zuhause?!
Hominus homini lupus, das ist zwar aus grammatikalischer Sicht eine unvollständige Redewendung, aber wer kennt sich schon mit verwesenden Sprachen aus. Die sinngemäße Übersetzung dürfte dennoch geläufig sein. Der Mensch ist gegenüber anderen Menschen ein mieser Wichser. Daher ist es ratsam, Kontakte zu unbekannten Zweibeinern auf ein absolutes Minimum zu reduzieren. Das wird mit dem Beginn des Frühlings aber zunehmend schwierig. Überall treiben sich die Leute herum.
Auf den sonst leergefegten Feldwegen, die eigentlich von güllebesprenkelten Traktoren bewohnt werden, trifft man sie an. Spaziergänger, die vollkommen ohne Not und Sinn über die Schlaglochpisten flanieren. Irrsinn im Schritttempo. Klingelnd werden sie von Zweiradfetischisten überholt, die weltrettend Kilometer sammeln. Auf der nachlässig frisierten Rübe sitzt ihnen ein Augengraus namens Helm, dessen Styroporhülle bei Unfällen die defekte Schaltzentrale schützen soll. Doch nicht nur auf dem Lande trifft man sie an.
Selbst in der verwaisten Fußgängerzone ist plötzlich Hochbetrieb, als ob es irgendetwas zu sehen oder gar zu erleben gäbe. Sie hocken in den gastronomischen Einrichtungen, schlürfen Plörre oder tunken Gebäck in Milchkaffee, wobei sie ihre trüben Glubscher über die Szenerie schweifen lassen. Sie stürmen in die sogenannten Boutiquen, in denen die neuesten Kreationen in schillernd schrecklicher Aufmachung auf farbblinde Abnehmer warten. An der Fleischtheke wird alles geordert, was das eingepferchte und zu Klump gekloppte Getier so hergibt, um es anschließend auf den Grill zu schmeißen. Dabei lässt man sich die Sonne auf die Wampe knallen, reibt sich die epilierte Brust mit Rapsöl und dergleichen ein oder legt sich für ein paar Stunden auf die Sonnenbank, um den Bräunungsprozess zu beschleunigen.
Hormone und so
Sobald der Vitamin D Haushalt wieder im messbaren Bereich ist, meldet sich auch der Geschlechtstrieb. Männer rennen sabbernd durch die Stadt und hecheln der Damenwelt hinterher, die angesichts der Temperaturen auf Pelzmantel verzichtet. Sobald eine Frau fatalerweise an einem Eis herumleckt, ist es vorbei mit der Selbstbeherrschung und das Kopfkino setzt ein. Um dem schönen Geschlecht mehr als nur herabtropfenden Speichel bieten zu können, werden die Fitnesseinrichtungen auch mal wieder mit Anwesenheit beehrt. Denn die Freibadsaison ist eröffnet, sodass man den in Form gebrachten Leib wieder ungeniert präsentieren kann.
Allgemein bewegen sich die aufgeplusterten Menschen mit einem Schwung durch den Alltag, das einem speiübel wird. Grinsend tänzeln sie herum, als wollten sie alles und jeden umarmen oder begatten wollen. Im Winter ist es da einfacher, da hocken die Leute in trüber Stimmung daheim und schaufeln sich fettiges Zeug zwischen die Kauleisten.
Natur
„Ach Willibald, riech doch mal an den bezaubernden Tulpen.“ Nein, Danke, eher würde ich am Arsch eines Kojoten schnüffeln, der massiven Durchfall hat. Überall blüht und gedeiht das Unkraut vor sich hin, was zur Folge hat, dass die sowas von gar nicht vermissten Insektenviecher aus dem Nirwana wieder auftauchen.
Wespen, die schnorrenden Plagegeister der Tierwelt, deren Lebenszweck im Verbreiten von Angst und Schrecken besteht, mal abgesehen davon, dass sie einfach nur nerven, wenn sie in feinster Schmarotzermanier an der Frühstückstorte herumnuckeln.
Mücken können in einem Atemzug mit den schwarz-gelben Aggros genannt werden. Von den Miniaturvampiren angezapft zu werden, ist schon keine erstrebenswerte Sache an sich, aber im Namen von Charles Darwin, was zur Hölle hat dieses ätzend hohe Gesumme für einen Hintergrund. Sollen die sich ruhig ein paar Tropfen Blut-Alkoholgemisch von mir gönnen, das Gejucke stört kaum, wenn man ordentlich einen drin hat. Aber warum müssen sie so penetrant an der Fresse herumfliegen. Es wäre weniger nervig, wenn die Mücken wie lautlose Ninjas ihr Werk verrichteten. Dann würde ihnen sicherlich mehr Sympathie zuteilwerden.
So toll die Natur ist, sie hat immerhin die Herstellung von Fritten, Doppelkorn und weiteren Wundern ermöglicht, sobald man mit der Frühlingsedition konfrontiert wird, kann man sich nur einen reinkurbeln. Pollen, scheiß Pollen. Wobei, ich bin nicht allergisch. Also sollen sich die weinerlichen Jammerlappen ne Packung Taschentücher einpacken und sich nicht so anstellen. Aber dennoch, scheiß Pollen.
Tipps und Service
Der Frühling ist nun einmal da, das ist nicht mal eben umkehrbar, doch was soll man tun, um den damit einhergehenden Verlusten der Lebensqualität umzugehen? Kötte weiß Rat und teilt ihn gerne.
Zunächst mal sollte man auf die bewährten Mittel zurückgreifen, die auch in den übrigen Jahreszeiten zuverlässig Abhilfe gegen alles Leidige geschaffen haben. Ein gewisser Pegel sollte nicht unterschritten werden. Hilfreich sind umdrehungsreiche Kompagnons, die zügig Wirkung versprechen. Ein Frühstückskorn bevor man sich vor die Tür wagt, kann eine Methode sein. Dennoch sollte man das Verlassen der gemütlichen Bude nur in Erwägung ziehen, wenn alle anderen Stricke reißen. Lebensmittel, Unterhosen, Pornos auf VHS-Kassette, gelbe Säcke für Pfand und Vaseline kann man sich schließlich liefern lassen. Selbst die Spielothek ist inzwischen online zu besuchen. Den Müll kann man bequem vom Balkon auf den Sperrmüllberg schleudern und muss eigentlich überhaupt nicht raus.
Falls man aus unerfindlichen Gründen dann doch an die nach ekligen Blumen stinkende Luft möchte (Irrsinn!!!), dann sollte man folgende Punkte beachten.
Wäscheklammer an der Nase hindert die Frühlingsgerüche am Eindringen. Kurze Klamotten sind zu meiden, um das Gekröse von der makellosen Haut fernzuhalten. Ins Schwimmbad sollte man nur, wenn man dort eine Mantaplatte futtern möchte, ansonsten lässt man sich daheim gefälligst die Wanne volllaufen, in der man sich selbst volllaufen lassen kann. Blickkontakt zu anderen Menschen unbedingt vermeiden! Ungewollte Gespräche können die unliebsame Folge sein. Schaut auf den Boden, so könnt ihr das Hineinlatschen in konsistenzvariable Hundehaufen verhindern.
Bitte, gerne und hört auf beim Spazieren so debil zu grinsen!
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