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  • AutorenbildWerler Kötte

Köter, Tölen und Wauwaus

Tiere sind bekanntlich die besseren Menschen. Beziehungsweise. verhalten sich Menschen so, wie man es in negativer Weise Tieren zuschreiben würde. Doch soll es hier nicht um irgendeine Generalkritik an der Krönung der Schöpfung gehen. Denn Tiere habe ich zum Glück immer um mich herumgehabt, sodass aus mir ein halbwegs empathischer Mensch geworden ist. Kehr klingt das arrogant. Jedenfalls kann ich die Anwesenheit von Vierbeinern im Haushalt wärmstens empfehlen.


Wie bereits erwähnt war Oppa Jäger. Allerdings eher von der Sorte, die kranke Viecher wieder fit für das aufregende Leben in der Wildnis machte. Wie es sich für einen Jäger gehörte, stand ihm immer ein Köter zur Seite.


Tiger (Taiger gesprochen) lebte bei uns, als ich noch den Schulhof der Petri-Grundschule unsicher machte. Der Mischling war keiner Rasse zuzuordnen, was ihn für mich rückblickend umso sympathischer machte. Bevor ich morgens zur Lernanstalt aufbrach, gab ich ihm immer ein Leckerli, das ist eine Erinnerung, die sich nachhaltig eingebrannt hat. Er hatte recht langes, schwarzes Fell, schön lockig. Tiger war ein tiefenentspanntes Wesen und so gut erzogen, dass er im Gegensatz zu mir auf jedes Kommando hörte. Leider kam ich eines Tages aus der Schule nach Hause und Tiger war nicht mehr da. Ihm ging es schon einige Zeit schlecht und der Tierarzt hat wohl den Daumen nach unten gereckt.


Allerdings stammt mein Oppa aus einer Generation, die Dinge teils etwas anders geregelt hat. So kümmerte er sich selbst um das „Einschläfern“ und verbuddelte die Überreste eigenhändig im ehemaligen Kasernengebiet, wo heute hässliche Häuser stehen. Das mag aus vielen Perspektiven verstörend, absurd oder bestialisch anmuten, was ich verstehe. Allerdings sehe ich auch die Hintergründe. Der Hund war kein Auto, das man zum Schrottplatz brachte, sondern ein persönlicher Freund und Begleiter. Dass das Begräbnis illegal auf ehemaligem Militärgelände durchgeführt wurde, finde ich gar grandios.


Tiger und das originell auf Bambi getaufte Möchtegernhündchen

Die große Bedeutung des lockigen Kollegen dürfte an einem Umstand recht deutlich werden. Im Ruhrpott nennt man Großeltern und Tanten ja oft nach dem Wohnort. Oma Huckarde, Onkel Duisburg oder so. Meine Cousine nannte unsere Großeltern liebevoll „Tiger-Omma“ oder „Tiger-Oppa“.


Auch wenn anderes Getier in unseren 4 Wänden herumstreunerte fehlte der genügsame Kerl enorm. Nach einem mehrwöchigen Aufenthalt in Spanien erhielt mein Oppa dann ein Geschenk von Mamma. Astor. Ein Labradorwelpe. Oppa weinte als er den kleinen Racker zum ersten Mal sah und streicheln konnte.


Die Zigarre durfte auch beim Üben nicht fehlen.

Zu dieser Zeit stand Oppa in Saft und Kraft, wie man so schön sagt. Sagt man das so? Ist ja auch egal. Jedenfalls steckte er viel Energie in die Erziehung des Hundes, wobei Astor von der Persönlichkeit her ein dankbarer Lehrling war. Er hörte aufs Wort, blieb sitzen, wenn er es sollte, kam herangerauscht, wenn man ihn rief und schien ein merkwürdig anmutendes Gespür für unterschiedliche Situationen zu haben.


Japp, ein echter Fliesentisch.

Sein Stammplatz war direkt neben dem Sessel des Chefs. Dort saß oder lag er in dem engen Gang, der in eines der Schlafgemächer führte. Sobald er eine Tür hörte oder zu meinen gedachte, dass jemand den schmalen Grat passieren wollen könnte, stand er auf und machte dem Passierenden den Weg frei.


Eye-Cather auf dem Foto ist ja wohl die Fernsehzeitung...

Wenn ich Oppa mal auf den Spaziergängen begleitete, ging es entweder auf das Gebiet der alten Kaserne, auf das man eigentlich nicht durfte. Doch das interessierte Wolfgang sen. zeitlebens einen feuchten Kehricht. Also, was erlaubt war oder eben nicht. Wenn er im Baumarkt eine Zigarre rauchen wollte, dann tat er das halt. Wie Kenner wissen dürften, ist der Labrador ein ganz besonderes Vieh, denn an den Pfoten befinden sich in gewisser Weise Schwimmhäute, weshalb Astor eine richtige Wasserratte war. Oft ging es nach Wickede zur Ruhr, wo Tennisbälle ins tosende Gewässer geschmissen wurden, die Astor dienstbeflissen wieder an Land brachte.


Astor in seinem Element

Hinter dem Haus auf der Wiese, die sonst als Fußballplatz fungierte, schlug Oppa die Tennisbälle mit einem altmodischen Schläger in die Ferne. Wie ein wilder Stier apportierte Astor die Teile, wobei Stiere ja eigentlich nicht apportieren. Aber das tut auch nichts zur Sache.

Als die Lebenszeit Astors dem Ende entgegeneilte, nahm es mich sehr mit. Das ist die Kehrseite der Medaille, dennoch gucke ich mir heute noch gerne die alten Fotos aus der Schatztruhe an, die Freude und Traurigkeit zugleich erzeugen.


Noch heute gehören Hunde für mich aufs Sofa :D

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