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Männer

  • Autorenbild: Werler Kötte
    Werler Kötte
  • 16. Juni
  • 6 Min. Lesezeit

Das Patriarchat kümmert sich darum, dass auf der Welt alles in geordneten Bahnen verläuft. Nicht ohne Grund verdienen Männer mehr Geld, müssen sich nicht mit finanziell wenig lohnenden Tätigkeiten befassen, wie Putzen, Blagen bespaßen oder Wäsche von Senfflecken befreien. Nicht ohne Grund besetzen Männer die meisten machtbeinhaltenden Positionen. Männer sind eben männlicher, und deutsche Männer sind die männlichsten Mannen. Ich selbst bin ein Vertreter des mächtigen Geschlechts und möchte daher einen kleinen Einblick in das Innenleben teutonischer Typen gewähren, um Akzeptanz und Erkenntnis zu vermitteln.

 

Wir

 

Die Erzählperspektive ist für die Analyse und Interpretation literarischer Texte unabdingbar, wenngleich die folgende Wortansammlung nichts mit Literatur zu tun hat. Dennoch möchte ich vorweg darauf hinweisen, dass der „pluralis maskulinis“ zum Einsatz kommt, der verdeutlicht, dass wir Kerle uns grundsätzlich miteinander solidarisieren und einander als verbundene Kameraden betrachten, die sich gegen die Widrigkeiten des Seins zur Wehr setzen.

 

Wann ist ein Mann ein Mann?

 

Diese Frage stellte sich einst der nuschelnde Barde Herbert Grönemeyer. In seiner philosophischen Annäherung an das starke Geschlecht benannte er einige korrekte Punkte, war teils aber auch auf dem Holzweg. So behauptete er, wir seien innen ganz weich, was eine vollkommene Verschleierung der Wahrhaftigkeit gleichkommt, doch wollen wir nicht zu hart mit ihm ins Gericht gehen. Schließlich handelt es sich um einen Mann und da sollte man mit Kritik immer vorsichtig sein, sonst gibt es ein paar um die Ohren.


Listen haben einen großen Vorteil. Sie stellen sicher, dass die Leserschaft nicht von der Fülle an Absätzen und Erklärungen in Überlänge überfordert wird. Daher wollen wir nicht unnötig ausufern.

Ein Symbol, das für Macht und Mächtigkeit steht
Ein Symbol, das für Macht und Mächtigkeit steht

Kurze Vorwarnung. Die ausgesprochenen bzw. niedergeschriebenen Wahrheiten könnten hier und da für erzürntes Kopfschütteln sorgen. Daher möchte ich mich im Vorfeld dafür entschuldigen, dass die Wahrheit manchmal schmerzhaft ist.

 

Sind Männer die Geilsten? Selbstverständlich, aber wir erklären euch, warum das so ist.


  • Wir verdienen mehr Geld. Das kommt nicht von ungefähr, schließlich regelt der Markt das. Unser Mehrwert in den einzelnen Berufsgruppen ist unterschiedlich und individuell. Die Konstante ist lediglich darin zu finden, dass wir für die jeweiligen Betriebe wertvoller sind (Ausnahmen bestätigen die Regel). Dafür reicht der grobe Blick auf die gezahlten Gehälter bei Profifußballern. Die kickenden Kicker erhalten für das Imaginieren von Tritten und darauffolgenden Übungen im „auf dem Boden wälzen“ so viel Zaster, dass die Nullen auf der Gehaltsabrechnung ganze Tintenpatronen leeren.


  • Wir sind generell stärker. Bereits in frühen Jahren lernen wir, wie man Bierkästen durch die Gegend trägt. Das ist einer der Gründe, weshalb unsere üppigen Muskeln im Laufe des Lebens noch einmal an Umfang gewinnen. Besonders der Bereich es unteren Bauches zeugt von beinahe unmenschlicher Kraft.


  • Wir sind schneller. Die Weltrekorde in den verschiedenen Disziplinen des Laufens liegen ausschließlich in haarigen Männerhänden bzw. Füßen. Schließlich haben unsere Vorfahren Säbelzahntiger zu Tode gehetzt.


  • Wir sind hervorragende Führungskräfte, sonst wären wir ja nicht in so vielen Vorständen vertreten. Aber warum ist das so? Was macht eine Führungskraft aus? Wir wissen, was gemacht werden muss, und vor allem, wer das zu machen hat. Stichwort „Delegieren“. Wir haben den Überblick und koordinieren die Leute, denen genau dieser Überblick fehlt. Sollte unsere vorherige Entscheidung (eigentlich unmöglich) doch zu Problemen führen, haben wir direkt einen Sündenbock, den wir für inkompetentes Vergeigen toller Anweisungen vor die Pforte setzen können.


  • Wir gehen nicht so oft zum Arzt, was eindeutig beweist, dass wir gesünder leben und widerstandsfähiger sind. Konstruierte Gegenargumente lassen wir nicht gelten.


  • Wir sind trinkfester, was eine der Voraussetzungen für ein möglichst erfolgreiches Erklimmen der Karriereleiter ist. Denn die Vertragsverhandlungen finden am Tresen statt. Wer da nach einem Aperol Spritz rote Wangen bekommt, hat keine starke Position.


  • Wir sind wunderschön. Nur ein geringer Prozentsatz männlicher Menschen greift zu Make-Up-Gedöns. Einfach, weil es nicht nötig ist. Okay, während des Karnevals ist ein bisschen Blackfacing schon drin.  


  • Wir sind unfassbar schlau. Guckt mal nach, wie die Verteilung von Nobelpreisen bezüglich der Geschlechter ist. Nein, wirklich, schaut nach, denn ich tue das nicht. Ich weiß aber, dass wir Spitzenreiter, Spitzenreiter sind!


  • Wir sind die besseren Autofahrer. Das weiß jeder, aber als Beweis dürfte die folgende Frage ausreichen. Wie viele Weltklasserennfahrerinnen kennst du? Jaja, ganz schön provokant, aber jetzt ernsthaft, zähl mir die weiblichen Schumis, Sennas, Hamiltons und Verstappens auf. Sofort! Beweisführung abgeschlossen.


  • Wir sind die besseren Köche. Ja, aber die Frauen kochen doch meist daheim! Japp, aber die besten Köche der Welt sind nun einmal meist Kerle, denn fürs heimische Aufwärmen der Fertigprodukte wird man nicht bezahlt. Und im Fernsehen retten auch Rach, Rosin und Co. die Gastronomie vor fatalen Fehlern; alles richtig echte Kerle.

     

  • Wir sind romantischer. Nein, wirklich, ich meine das vollkommen ernst. Herr der Ringe. Tolkien hat eine Sprache entwickelt, ihr eine umfangreiche Historie verpasst und das alles eigentlich nur, um die schönste Frau in diesem Kosmos seiner Gattin zu widmen. Und die meisten Männer lieben das Werk. Also nicht aus diesem Grund, aber das tut auch nichts zur Sache.


  • Wir sind unfassbar lustig. Auch hier genügt beinahe der Blick auf die Bühnen, die meist von charmant witzelnden Typen bespielt werden. Virtuose Konstruktionen von Mario Barth oder faltige Schenkelklopfer von Dieter Nuhr. Einige Damen sind auch nicht ohne und bringen das Publikum zum frenetischen Schmunzeln, doch handelt es sich bei ihnen um die bereits erwähnten Ausnahmen.


  • Wir können uns gut verkaufen. Damit meine ich jetzt nicht die Dienste eines sogenannten Callboys, sondern die seltene Fähigkeit, die eigenen Kompetenzen, so irre es scheinen mag, noch größer zu reden, als sie es tatsächlich sind.


  • Wir sind die besseren Schauspieler und Regisseure. Auch das ist ein Fakt. Wer gewinnt denn die meisten Oscars und Golden Globes? Und wer verdient mehr Moneten? Genau, wir.


  • Selbst bei der langweiligen klassischen Musik sind es vornehmlich männliche Komponisten, die man auch hunderte Jahre nach ihrem Ableben in den Musikschulen imitiert.


  • In vielen Museen hängen gerahmte Bildnisse. Vor diesen genehmigt man sich ein billiges überteuertes Gläschen Sekt und mutmaßt, was sich der Pinselschwinger bei den einzelnen Pinselschwüngen gedacht hat. Richtig, meist handelt es sich um Kerle, die ihren Pinsel an der Staffelei herumgerieben haben. Klar, Frauen malen ebenso, aber ihre Werke sind eben nicht so wertvoll. Wieder ein Punkt für uns!


  • Wir achten auf unsere mentale Gesundheit. Männer zeigen doch nie Emotionen und verschließen sich. Papperlapapp! Wir gehen damit halt nicht hausieren. Wenn unsere favorisierte Fußballmannschaft ein wichtiges Spiel verliert, werdet ihr sehen, dass Männer viel mehr Tränen rauslassen können als Frauen. Also sind wir auch hier besser.


Die grundsätzliche Essenz dürfte herübergekommen sein. Wenn nicht, einfach nochmal lesen; dafür aber die Seite neu laden. Am besten mehrfach.

Das wollen wir und das bekommen wir auch.
Das wollen wir und das bekommen wir auch.

Germanische Mannen

 

Der vorausgegangene, äußerst unvollständige Abriss gilt natürlich nicht nur für Männer generell, sondern ebenfalls für den deutschen Vertreter des grandiosen Geschlechts. Doch wollen wir wenigstens kurz auf den Germannen schauen.


Wir kennen uns mit allen Dingen aus. Also wirklich mit allen Dingen. Fragt uns irgendwas, wir haben eine begründete, differenzierte und ausschließlich korrekte Antwort parat. Deshalb sind die meisten Mitglieder des Bundestags Mitglieder (höhö), denn als Politiker muss man sich in allen Bereich auskennen. Im Zweifel engagiert man möglichst männliche Berater. Die mögen zwar viel kosten, sind aber männlich, weshalb der monetäre Aufwand mehr als gerechtfertigt ist. Schaut euch meine Mitstreiter doch einfach mal an. Dobrinth, Spahn, Merz… Diese Namen stehen für progressive Schritte Richtung rückwärts und haben ein stabiles Weltbild aus einer Zeit, als Frakturschrift noch modern war.

 

Wir Teutonen können alles tragen. Niemand sieht in traditioneller Ledertracht so ansehnlich aus, wie ein Seppl mit Filzhut. Sandalen mit einst weißen Tennissocken rocken wir ebenso. Karierte Hemden werden nirgendwo anders so anmutig aufgetragen wie bei uns. Selbst Senfflecken auf dem weißen Unterhemd versprühen Esprit und zeugen von Wagemut, der mit Eleganz gepaart ist.


Wir wissen zudem, wie man gut und angemessen mit Frauen umgeht. Auf dem Oktoberfest und im Karneval zeigen wir ihnen, wie toll wir sie finden, selbst wenn sie nicht danach gefragt haben. Wir haben ein Gespür dafür, wann ein NEIN auch wirklich so gemeint ist. Obwohl wir danach medial und im sozialen Umfeld häufig kritisiert werden, bleiben wir standhaft und prinzipientreu, indem wir unsere Wertschätzung für das weibliche Geschlecht weiterhin auf unsere charmante und konsequente Art zeigen.

 

Nachtrag

 

Eigentlich ist dieser Appendix überflüssig, doch mittlerweile habe ich gelernt, dass es immer wieder Menschen (meist Männer) gibt, die Texte entweder nicht begreifen oder nicht begreifen wollen. Das mag paradox erscheinen, aber Männer sind gesellschaftlich (hasse dieses Wort) betrachtet das wohl größte, und kaum überwindbare Problem.


Ein Großteil dieses Textes kann schlicht als sarkastisch bis zynische Betrachtung durchgehen. Ich mag zwar nicht alle über einen Kamm scheren, doch mit gelegentlichen Einschränkungen lässt sich festhalten, dass die Welt ein besserer Ort wäre, wenn wir weniger zu melden hätten. Das Geschreibe ist bereits viel zu lang, weshalb ich das nicht im Detail ausführen möchte, aber es ist einfach so. Jede*r mit einem Hauch von Sachorientierung und Reflexionsfähigkeit kann zu keinem anderen Ergebnis kommen. Männer an der Macht (im Kleinen, wie im Großen) sind der Hauptgrund, weshalb sich die Welt zunehmend einer katastrophalen Dystopie nähert. Das stimmt, denn ich bin ein Mann und habe immer recht.

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