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  • AutorenbildWerler Kötte

McDonalds- Systemgastro für Feinschmecker

Im Bereich der Gastronomie steht das Rad der trendigen Innovation niemals still. Mit geraspelten Küken bestreute Brioche-Brötchen werden in handgeschöpftem Walnussöl gebadet und anschließend mit in Streifen geschnittenen Bananenschalen belegt und auf einem ausrangiertem Tempo-30-Schild serviert. Wir in Werl springen jedoch nicht auf jeden Zug auf, dessen Destination im undurchdringlichen Nebel liegt. Wir konzentrieren uns auf die Basics, weshalb zwar das hippe Streetfood-Festival eine willkommene Abwechslung darstellt, derartige Experimente aber nicht dauerhaft Fuß in den traditionsbewussten Straßen der Köttenstadt fassen können. Wer beispielsweise einen sogenannten Burger haben möchte, wird vom schwarz behandschuhten Essenskünstler mit Zutaten bombardiert, die weder im passiven noch aktiven Wortschatz auftauchen. Da passt es umso besser, dass man als hungriger Werler, der mit der Bedienung der Mikrowelle überfordert ist, noch andere Anlaufstellen hat als Kauderwelsch sprechende Herdplattenvirtuosen.



Warum zum goldenen Schwan?


Seit einiger Zeit ist die Burgerbude an der Hammer Straße fester Bestandteil des Stadtbildes und wertet den Standort Werl als Hort gastronomischer Spitzenqualität merklich auf. Vom Geheimtipp für Insider und Kenner der Szene hat sich das Restaurant zu einem Magneten für hungrige Kötten und deren Kinder entwickelt. Die Anziehungskraft kommt nicht von ungefähr, sondern liegt in zahlreichen Faktoren begründet, auf die wir nun huldigend eingehen wollen.



McDonalds ist überall


Mecces ist omnipräsent. Egal, ob man noch im Steinzeitalter lebt und seinen Leib vor der Flimmerkiste parkt oder am Zahn der Zeit in diesem Internet unterwegs ist. McDonalds entblößt überall sein ikonisches Logo, das für gleichbleibende Qualität und gesunden Lebensstil steht. Scheinbar wunderschöne Superduperstars beißen für ein paar Millionen Schmerzensgeld vor der Kamera in einen Burger, um sich unmittelbar nach dem Dreh den Magen auspumpen zu lassen. Bei allen reichweitenstarken Sportevents tritt das sympathische Familienunternehmen als großzügiger und uneigennütziger Sponsor auf. Wir Germanen lieben wenige Dinge so sehr wie unser Auto und die Möglichkeit, es auf der Autobahn auszuführen. Entweder heizen wir dabei mit 180 Sachen an den Geringverdienern vorbei oder schleppen uns in Schrittgeschwindigkeit durch die schier unendliche Anzahl von Baustellen und Staus. Sausen und schleichen macht hungrig, weshalb das goldene M den Kunden da abholt, wo er am liebsten ist, nämlich an einer der zahlreichen Raststätten, wo man für den Luxus der Blasenentleerung das schwergewichtige Kleingeld loswird. Da passt es gut, dass man sich bei der Gelegenheit nen halben Liter Cola und ein paar Pfund Fleisch einverleiben kann.


Der gleißende Stern am Firmament verspricht pures Glück...


Stabile Qualität


Viele wissen es nicht, aber McDonalds kommt ursprünglich aus den Vereinigten Staaten, wo hohe Ansprüche in Sachen Nahrungszufuhr herrschen. Durch diese in den Genen fest verankerte Arbeitshaltung schaffen es die Sterneköche und Köchinnen, eine gleichbleibende Qualität zu liefern, die vergeblich ihresgleichen sucht. Egal, was man auch bestellt, es schmeckt immer gleich scheiße. Wie ist das möglich?


Zunächst werden die Spongebobs in geduldigen Ausbildungssituationen an die Zubereitung der komplexen Kreationen herangeführt, damit die Endprodukte auch genauso aussehen, wie es die Kunden von den gigantischen Plakaten gewohnt sind. Mögliche Diskrepanzen im Erscheinungsbild liegen in den Wahrnehmungsstörungen der korpulenten Kunden begründet. Jeder Zubereitungsschritt ist bis ins kleinste Detail vorgegeben, was einer der Hauptgründe für den berechtigten Erfolgszug systemgastronomisch geführter Restaurants ist.

Um die Wertigkeit der Produkte zu wahren, erhalten die Mitarbeiter eine fürstliche Entlohnung, die sie Tag für Tag zu Höchstleistungen motiviert. Die Arbeitsbedingungen sind geprägt von Entspannung, dem Umgang mit höflichen Gästen und vielen Zusatzleistungen, weshalb die Beschäftigten die Notwendigkeit von etwaigen Betriebsräten auch für überflüssig halten.



Familie ist das Wichtigste


Die klugen Menschheitsfreunde, welche die Geschicke des Unternehmens steuern, haben früh erkannt, dass nicht nur verwahrloste Singles Nahrung zu sich nehmen müssen, sondern auch kleine Köttenkinder beizeiten was futtern wollen. Daher stellt das Konzept einen ganzheitlichen Ansatz dar, bei dem die sonst nicht als Arbeitskräfte zu gebrauchenden Blagen einen wichtigen Platz erhalten. Jeder kennt die sehnsüchtigen Blicke der kleinen, noch untauglichen Menschen, wenn man ein überdimensioniertes und strahlend gelbes M am Straßenrand erspäht. Nach diesen Blicken kommen zwangsläufig die bittenden oder eher befehlenden Fragen. Warum?


Nicht ohne Grund wollen richtige Köttenkinder den Jahrestag ihres Schlüpfens in den heiligen Hallen des Feinschmeckerschuppens feiern. Dort werden sie mit allen Nährstoffen versorgt, die für den jungen Körper wichtig sind. Zucker, Fett, Zucker, Salz, Fett. Als Sahnehäubchen auf der Spitze gibt es noch tolle Spielsachen, die von Altersgenossen in liebevoller Filigranarbeit gefertigt wurden. Kleine Figürchen aus Filmen, Spielkarten in knallbunter Optik und Mini-Pinball Maschinen, die nach zweimaliger Nutzung in den gelben Sack wandern sind sehr beliebt. Manchmal greift aber auch McDonalds kräftig daneben und legt den schmackhaften Menüs kleine Büchlein bei. Wer will schon lesen?!


Neben den bewährten Produkten, die für das Wachstum der Kleinen unabdingbar sind, gibt es im Außenbereich in der Regel einen kleinen Spielplatz, wo sich die hyperaktiven, überzuckerten Blagen etwas Bewegung abholen können, während die Eltern die Momente der Ruhe bei nem Kaffee aus dem Einwegbecher genießen.


Wer braucht schon Phantasialand und Co.?


Service


Als Kunde fühlt man sich beim wahren Burger King einfach wohl. Das Mobiliar erinnert in seiner Machart an die gewohnte Atmosphäre im zugemüllten Wohnzimmer und bewegt sich in einem ähnlichen Preissegment. Durch die unbequemen Stühle beeilt man sich mit dem Vertilgen des Menüs, sodass der Tag noch viele Höhepunkte bereithält. Somit kommt der hungrige Kunde nicht in Verlegenheit und kann sich auf die Wiederholung der Geissens freuen oder noch einen kurzen Besuch in der Spielo einplanen. Wer mag, kann den sogenannten Drive-In Schalter nutzen. Man brüllt seine Bestellung vom Fahrersitz seiner rostigen Knatterkarre in einen rauschenden Lautsprecher und erhält nach Bezahlung einen kompletten gelben Sack an Verpackungsmüll und einen Herzinfarkt zum Mitnehmen, sodass die triefenden Speisen direkt daheim auf dem Sofa ihr Schicksal erleiden können.


Um das serviceorientierte Angebot abzurunden, werden immer wieder herausragende Aktionen angeboten, die dem Wohl der Fans dienen. Gutscheine vergünstigen die Hochglanzprodukte und ermöglichen würdige Fressorgien. Mehrere Burger, bottichweise Nuggets und ein paar Getränke sind somit für nen schmalen Euro zu ergattern. Nicht zu vergessen sind die Gewinnspiele! Für die Aussicht auf ein steuerlich nicht finanzierbares Auto frisst man sich mehrmals täglich an der enormen Produktpalette direkt auf die Intensivstation. Ein Wermutstropfen bleibt hier jedoch nicht unerwähnt. Die Größen der Getränke haben bisher nicht das Wohlstandsniveau der Staaten erreichen können, wo man sich nicht mit mageren halben Litern abgeben muss, sondern hektoliterweise Energie in Form von köstlichen Zuckerwässern gereicht bekommt.



Glaubwürdiger Imagewandel


In der grauen Vergangenheit stand Mecces vor allem für grauenvolle Dinge. Rinder wurden am Stück schockgefrostet, in Scheibchen geschnitten und anschließend um die halbe Welt gekarrt. Die Produkte genossen einen eher zweifelhaften Ruf, was jedoch hauptsächlich an der tendenziösen Pseudo-Doku „Supersize me“ lag und völlig aus der Luft gegriffen erschien. Angeblich wäre McDonalds für den Niedergang der Umwelt mitverantwortlich. Die Massen an benötigten Burgerpatties und die Produktion von Plastikmüll in Größenordnungen eines Industrielandes seien ein unliebsamer Nebeneffekt des Geschäftsmodells gewesen.

Die findigen Genies haben das Ruder jedoch erfolgreich herumgerissen. Im Umfeld der ansehnlichen Filialen häufen sich inzwischen nicht mehr Berge von Plastikmüll, sondern immer mehr Papier und Pappe. Selbst die Gutmenschen, die auf das Zerschreddern und Vertilgen zusammengewürfelter Tierkadaverreste verzichten möchten, können ruhigen Gewissens zu Mecces gehen. Aus Überzeugung findet man nämlich auch vegane Produkte auf der speichelflussanregenden Speisekarte. Statt der teuflischen Plastikstrohhalme werden nun papierne Pendants zu den Lifestylegetränken gereicht.


In der Zeit der Unwissenheit stand der güldene Schwan für Massenabfertigung, Müll und zusammengeklatschte Burger ohne Geschmack. Der Style der eintönigen Filialen und der Speisen wurde mit viel Aufwand angepasst. Hochwertig aussehende Burger erhielten das Siegel „Signature“, was bedeutet, dass die Teile mit anderen Brötchen, nem Schlag Coleslaw daherkommen und dementsprechend teurer sind. Auch die Inneneinrichtung wirkt nicht mehr so billig und es wird mehr Wert auf Barista-Qualität gelegt, sodass Starbucks schon die Glieder Zittern bei der gefährlichen Konkurrenz.



Werl und Mecces- Das dynamische Duo


Wenn ein Unternehmen weltweit erfolgreich ist, kann dies kein Zufall sein. Das herausragende Konzept, die legendäre Qualität und das stetig wachsende Verantwortungsbewusstsein des philanthropischen Edelrestaurants sprechen deutlich für die berechtigte Führungsposition.

Es gibt viele Faktoren, die Werl als Stadt der Zukunft charakterisieren. Hier gibt es alles, was man braucht oder brauchen könnte. Schulen, medizinische Versorgung, eine schier endlose Bandbreite an „Zu-Vermieten-Schildern“ in der Fußgängerzone, etliche Autobahnauffahrten zur Flucht und eine hochmoderne Müllkippe.


Da ist es nur logisch, dass sich McDonalds seit geraumer Zeit für den Standort entschieden hat. Schließlich bevorzugen die Kötten einen nachhaltigen Lebenswandel, fristen ihr Dasein am Zahn der Zeit und sind offen für vertrauenswürdige Unternehmen. Da war es auch klar, dass so ein pseudogesunder Franscheiß wie Subway nichts in Werl verloren hat. Weitere Filialen könnten an die TEDis angeschlossen werden, sodass die Müllabfuhr noch effektiver arbeiten könnte.

Wer also Interesse an sättigenden, wohlschmeckenden, nährstoffreichen und liebevoll angerichteten Speisen hat, sollte einen großen Bogen um das ikonische M machen. Wer nüchtern bei Mecces isst, der wirft auch Pfand weg. Das wird man wohl noch sagen dürfen.

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