Wie unschwer zu bemerken ist, tut sich momentan nicht viel auf der köttigsten Seite im pimmelüberfluteten Internet. Woran liegt es? Was soll der Scheiß?! Und wie soll es weitergehen?
Unsichtbare Maloche
Was geschieht innerhalb der hochprozentigen Redaktion? Nun ja, wir liegen nicht nur besoffen in durchgesessenen Sesseln herum oder kratzen uns an den haarigen Hinterteilen. Aufmerksam beobachten wir, was in Werl so los ist.
Vor kurzem wurde u.a. durch das Vorzeigeblatt für deplatzierte Wortspiele der Vandalismus in der öffentlichen Toilette am Marktplatz als Aufhänger für einen Artikel genutzt. Nun ja, wir sind bekanntlich Anhänger der allgegenwärtigen Köttenkunst. Liebevoll dahingesprühte Geschlechtsteile, sinnbefreite Sinnsprüche oder auch mal was Politisches. Verteilerkästen, Laternen, Fassaden von Parkhäusern und ähnliche Flächen eignen sich für die hiesige Avantgarde.
Eine kahle Stadt ist eine Stadt ohne Puls. Dennoch verläuft die Grenze zwischen Vandalismus und Kunst in jeder Blitzbirne anders. Was im Plumpsklo zu sehen war, ist allerdings ziemlich eindeutig reiner Vandalismus. Ohne zweite Ebene. Daher haben wir auch auf Verbreitung dieses Nonsens verzichtet. Ein dezentes „Scheis Natzis“ hingegen erfreut uns umso mehr und führt zu spontanen Feierlichkeiten, die eine Flasche Korn beinhalten. Doch genug davon.
Wenngleich kein neuer Content auf der Homepage zu erblicken ist, sind wir nicht untätig. Wir arbeiten gerade an mehreren Fronten, jedenfalls in den kurzen Phasen des Tages, an denen der Blutalkoholspiegel es zulässt.
Am Ende geht es immer um Werl
Die Festplatte ist bereits mit knapp 20.000 neuen Wörtern in wirren Konstellationen beladen, wobei keiner so genau weiß, was das eigentlich werden soll.
So hat der Praktikant an einigen semifiktiven Anekdoten herumgewurschtelt. Der 1. Mai spielt dabei ebenso eine Rolle wie Werler Unikate, denen man weder am Tage noch in der düsteren Nacht begegnen möchte. Der unbezahlte Kloputzer verbrachte auch einen Tag in der Fußgängerzone. Das Ergebnis könnte man in die Kategorie „Survival-Horror“ oder „Im Suff geht alles“ einordnen.
Neben der eher prosaischen Lektüre gibt es aber noch einige andere Tätigkeitsfelder, die den Alltag bereichern. Angelehnt an „Kishon für Kenner“ (jedenfalls den äußerlichen Aufbau betreffend) arbeitet der Chefredakteur gerade an einem „Werl von A-Z“ Projekt.
Von A wie Abfallwirtschaftszentrum bis Z wie Zeitung betrachtet er die Stadt mit den scharfen Augen eines angetrunkenen Goldfisches. Die jeweiligen Texte sind eher kurzgehalten und noch weit von einer möglichen Fertigstellung entfernt.
Wen interessiert es und wann kann ich es lesen?
Zur ersten Frage: Keine Ahnung. Zur zweiten Frage: Keine Ahnung, wahrscheinlich nie. Wir haben für uns einfach andere Impulse gebraucht und wie die Bekloppten drauflosgeschrieben. Wo das alles hinführt, können und wollen wir nicht sagen. Vielleicht gibt es irgendwann mal das eine oder andere Stück auf der Homepage, vielleicht auch nicht. Die Lust und Zeit, www.werler-koette.de in gewohnter Weise zu betreiben, waren einfach nicht mehr in der Form vorhanden, wie es notwendig gewesen wäre, um den eigenen Ansprüchen zu genügen. Obwohl diese nicht sonderlich hochgegriffen sind, war es notwendig, diesen Schnitt zu machen. Schließlich schreiben wir vornehmlich für uns und dafür braucht es keine Veröffentlichung :D.
In der digitalen Schublade liegen immerhin noch einige alte Berichte herum, die sich u.a. mit dem Parkfriedhof, der alten Videothek und dem Kurpark beschäftigen. Falls die Umstände es ermöglichen, sollen gelegentlich mal einige der staubigen Perlen poliert und neu veröffentlicht werden. Andererseits, erzeugt alleine die Betrachtung älterer Texte einen Brechreiz wie es sonst nur pubertäre Trinkexzesse vermochten.
Wir werden euch auf jeden Fall informieren, sobald es etwas Neues geben sollte.
Werls jüdische Gemeinde
Davon abgesehen, haben wir gemeinsam die Dissertation Hans Zachers durchgeackert, die sich mit der jüdischen Gemeinde Werls beschäftigt. Welche jüdische Gemeinde? Richtig, da war mal was…
Sobald es die Zeit und die Gemütsverfassung zulassen, werden wir an einem kleinen Bericht herumstümpern, der die Informationen aus Zachers Arbeit vereinfacht darstellen soll. Die Lektüre war zermürbend, an mehreren Stellen musste unterbrochen werden und mit Blick auf die aktuellen Aktivitäten geschichtsrevisionistischer (Entschuldigung) Arschlöcher werden die vergangenen Verbrechen umso aktueller. Nichts, aber auch gar nichts ist mit dem vergleichbar, was Juden (Frauen, Männern, Kindern, Babys!!!) angetan wurde. Nein, gar nichts!
Das Fundament (neben etlichen Gesprächen) Zachers Arbeit waren nicht irgendwelche Dokumente der Alliierten, sondern die bürokratischen Hinterlassenschaften der Täter. Wir möchten nicht zu sehr vorgreifen, da die Aufarbeitung und Strukturierung des Gelesenen noch andauern wird, aber die Tragweite des Geschehenen lässt uns seitdem nicht mehr los. Da helfen auch kein Rum und Whiskey gegen…
Die Bildnisse Werls, individuelle Schicksale, die anhand der Aufzeichnungen rekonstruiert werden konnten, erschüttern selbst eine in Werl sozialisierte Kötte nachhaltig.
Die über Jahre immer brutaler umgesetzten „Gesetze“ verunmöglichten das Leben gut integrierter Bürger und Bürgerinnen. Der präzise vorbereitete Ablauf der Progromnacht, der auch für Werl gut dokumentiert ist (Nachbargebäude wurden geschützt, Feuerwehr im Vorfeld informiert) und die folgenden Handlungen, die Juden entrechteten, sie enteigneten und in einer Maschinerie des Mordens mündeten, zeichnen ein Bild, das nur fassungslos und wütend machen kann. Der Friedhof in Werl wurde zu einem Splittergraben umfunktioniert, die Grabsteine zerstört und beseitigt.
Ein ehemaliges Mitglied des Schützenvereins und der freiwilligen Feuerwehr Büderichs wurde ebenso deportiert, wie es für alle anderen galt, die es vorher nicht in Sicherheit geschafft hatten. Wir sind keine Historiker, gucken lieber Barbara Salesch im Stream, aber das, was auch hier geschah darf niemals vergessen werden.
Und nun?
Weiterhin treiben wir uns im Sündenpfuhl der sozialen Medien herum, amüsieren uns bei der Lektüre des Anzeigers und versuchen die alltäglichen Herausforderungen zu bewältigen, die man als gebürtiges Köttenkind nun einmal überstehen muss.
Ihr hört von uns. Bis dahin bleibt köttig!
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