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U, V, W- wie Werler Kötte

Aktualisiert: 18. Mai 2023

U


Unternehmen:

Sie sind das vom Herumhocken verkrümmte Rückgrat einer funktionierenden Gesellschaft. Unternehmen in allen erdenklichen Sparten sorgen für Arbeitsplätze, Steuereinnahmen und nervtötende Social Media Beiträge. Im Gegensatz zu den globalen Größen, die ihre Zentralen in platzsparenden Briefkästen an sonnigen Stränden untergebracht haben, handeln lokale Unternehmen direkt vor Ort. Deshalb heißen sie ja auch lokale Unternehmen, du Schlauberger…


In der Gastronomie gibt es etliche Lokale, die von hiesigen Frittierkorbschwenkern betrieben werden. Von der verkohlten Bratwurst bis zum Schuhsohlensteak kann sich alles in den Wanst geschoben werden. Selbiges gilt auch für Cafés und Kneipen, wobei die Anzahl der Spelunken leider stetig abnimmt.


Davon abgesehen haben wir mit „Standard“ einen metallverarbeitenden Industriegiganten, der seine Belegschaft mit Arbeit versorgt. Kettler schraubt inzwischen keine Tischtennisplatten mehr zusammen, dafür wagen es immer wieder Einzelhändler. Sie beziehen lange verwaiste, von Spinnenweben und meterdicken Staubschichten bedeckte Räume, um Hundefutter, hässliche Klamotten oder anderen Firlefanz zu verticken.


Viele Sparten (Gärtnereien, Versicherungsfuzzis, Steinmetze, Steuerberater etc.) runden das mannigfaltige Bild ab. Wer also Arbeit sucht oder Geld loswerden möchte, wird fündig werden.


Urlaub:

Germanen reisen gerne. Inzwischen meist nicht mehr mit Panzern und Wummen. Schließlich befindet sich der Fuhrpark der Bundeswehr in einem derart desaströsen Zustand, dass man froh ist, wenn das Gewehr nach Berührung nicht zu Staub zerfällt. Dennoch erkunden wir gerne Paradiese in der Ferne. Jedenfalls, solange man dort Deutsch spricht und es Schnitzel gibt. Aufgrund von Inflation, zunehmender Bequemlichkeit, Minimierung des CO2-Fußabdrucks und abnehmender Freizeit müssen Urlaubswillige nach Alternativen Ausschau halten. Klar, der Exzess mit dem Kegelclub auf Malle wird so schnell nicht aus den generationenübergreifenden Traditionen verschwinden, aber die Anzahl nimmt merklich ab, wenn man den Statistiken Glauben schenken darf, die ich mir ausgedacht habe.


Warum in die Ferne schweifen, wenn Werl doch vor der Haustür auf Touristen wartet? Mit Blick auf den Knast kann man im Melstergarten im Stile eines hochrangigen Diplomaten nächtigen. Das kulturelle Angebot sucht seinesgleichen, ohne dabei fündig zu werden. In der Stadthalle lauscht man dem ehemals berühmten Schlagerbengel, dessen Botoxbehandlung leicht aus dem Ruder gelaufen ist. Anschließend diniert man bei Kostas und hat somit für den Rest der Woche ausgesorgt. Zum Abschluss lässt man sich in der Galle volllaufen und prügelt sich mit Einheimischen, die den frischen Nasenbruch persönlich zum Marienkrankenhaus begleiten. Nach der Behandlung (Aderlass und Blutegel für Kassenpatienten) blutet man die durchgelegene Matratze im Hotel voll. Das ist Abenteuertourismus für die richtig Harten. Bungeejumping, Freeclimbing ist im Vergleich dazu der koffeinfreie Milchkaffee.

Also, auf ins Reisebüro, wenn ihr euch traut!


V



Vögel:

Damit meine ich jetzt nicht die abwertend gemeinte Bezeichnung für Mitmenschen, sondern das gefederte Flügelvieh, das vorzugsweise die Windschutzscheiben frische gewaschener Luxuskarossen vollkotet.


In Werl gibt es so einiges an flatternden Vögeln zu bestaunen. Besonders auf dem Parkfriedhof kann man das harmonische Gezwitscher genießen. Jedenfalls, wenn man dem kakophonischen Lärm etwas Positives abgewinnen kann. Es soll ja auch Leute geben, die eine schallverstärkte Bohrmaschine im Nebenraum des Schlafzimmers toll finden.


Um die putzigen Tierchen zu würdigen, gibt es im Werler Norden eine ganze Ecke, deren Straßen nach ihnen benannt wurden. Drosselweg, Finkenstraße, Taubenpöthen, Schwalbennest, Meisenstraße. Hier wurde auch der Chefredakteur unseres prächtigen Projektes in die Geheimnisse der Köttigkeit eingeweiht.


Vereine:

Was mag der Deutsche an sich? Zum Frühstück ein paar Bierchen, etwas gegen Ausländer hetzen, geschichtsrevisionistische Wehklagen und frisch gebackenes Industriebrot. Doch das Facettenreichtum des Teutonen ist damit noch lange nicht abgedeckt. Denn der Alman ist gerne im Verein. Dort trifft er sich mit Gleichgesinnten, verfolgt absurde Hobbys und schreibt Protokolle der Sitzungen, die mit übersichtlichen Tagesordnungspunkten versehen sind. Werl macht da keinen Unterschied.


Wir haben für jeden noch so abwegigen Quatsch eigene Vereine. Klar, es gibt die obligatorischen Anlaufstellen für Bewegungsfanatiker. Fußball, Tennis, Handball, Tischtennis, Leichtathletik, Softball, Rumgeplantsche, Basketball, anderen die Fresse polieren etc…. Doch das Ende der Fahnenstange ist mit dem Bedienen klassischer Vereine längst nicht erreicht.


Die Schützenbrüderschaften kümmern sich um professionellen Umgang mit Waffen unter Alkoholeinfluss. Taubenzüchter lassen Tradition in den heimischen Himmel entweichen und bieten eine ernstzunehmende Alternative zum Faxgerät. Kegler schleudern im Suff schwere Kugeln auf wehrlose Pinnchen. Freunde von Modelleisenbahnen finden in der Nähe des Bahnhofs Zuflucht und viele weitere Angebote runden das breit gefächerte Spektrum ab.


Vandalismus:

Was ist Vandalismus? Wenn die Hecke im Kleingarten 20 mm zu lang ist? Wenn der Nachbar mal wieder folierte Druckerzeugnisse in die Papiertonne geballert hat? Sicherlich Handlungen, die aufs Schärfste zu verurteilen und mit der scharfen Klinge deutscher Sanktionen zu bedenken sind. Vom Ordnungsamt bis zum SEK reichen da die bewährten Mittel, um den Staatsschädling zur Raison zu bringen. Doch Vandalismus im engeren Sinne ist dies natürlich nicht. Und wer von Werl spricht, kommt am Vandalismus nicht vorbei.


Klassische Köttenkunst

Vandalismus hat vielfältige Erscheinungsformen, die beim Betrachter unterschiedliche Emotionen hervorrufen können. Sachbeschädigungen durch aufgeklebte Botschaften gehören eher in die harmlose Kategorie, was nicht bedeuten soll, dass man sich nicht in traditionell deutscher Weise darüber echauffieren darf (Scheiß Jugend! An die Wand mit dem Gesinde! Kein Respekt mehr! Heben noch nicht einmal den rechten Arm zur Begrüßung…).


Eine weitere Herangehensweise des destruktiven Vandalismus hat gar eine eigene Sonderkommission auf den Plan gerufen, die bei Instagram auf Verbrecherjagd geht. Die Ermittler findet man unter soko.graffiti.werl. Bei den Tätern handelt sich um moralbefreite Schergen, die mit Sprühdosen kostbares Eigentum verschandeln. Die Bandbreite der verabscheuungswürdigen Handlungen ist unübersichtlich. Eilig hinterlassene „Tags“ gleichen dem Verhalten reviermarkierender Köter und nehmen oftmals nur wenig Fläche in Anspruch, sind dafür umso häufiger vorzufinden. Großflächigere Beschädigungen an Fassaden, öffentlichen Gebäuden oder gar an den Schienentaxen sind da noch mal eine Spur dreister und führen oftmals zu kostspieligen Reinigungsarbeiten.


Wahrscheinlich als Zeichnung zu anspruchsvoll

Neben Sprühereien sind auch unansehnliche Werke im Stadtgebiet vorzufinden, die mit dem handelsüblichen Edding angebracht werden. Mülltonnen, Toiletten, Laternen, Schilder. Nichts ist vor den schmierigen Fingern der Vandalen sicher. Die Gesetzeshüter, obgleich in Werl zur exquisiten Spitze der Leistungsfähigkeit gehörend, kommen meist einen Schritt zu spät.

Abschließend sind die klassischen Sachbeschädigungen zu erwähnen, bei denen rücksichtslose Jugendliche (denn Erwachsene sind bekanntlich vernünftig) physische Gewalt gegen wehrlose Gegenstände richten. Bänke zerdeppern, Wasserhähne abtreten, Feuerchen legen, Alarmanlagen betätigen und weitere Verirrungen destruktiver Energie sind in den letzten Monaten leider vermehrt aufgetreten.


W


Westönnen:

Das Grünsandstein-Dorf. Westönnen gehört zu den Dörfern mit Metropolenstatus. Kirche samt Friedhof stehen den Gläubigen zur Verfügung. Konsumträume werden ebenso erfüllt in einem Supermarkt, der trotz mühevoller Anstrengungen ein wenig wie der klassische Tante-Emma-Laden wirkt. Ebenfalls gibt es Einrichtungen für kleine Köttenkinder und die St. Josef Grundschule.



Um die vor sich hin alternde Bevölkerung mit den notwendigen Pülverchen und Pillen zu versorgen, stehen den gebrechlichen Rolatorenrowdys Schamanen in weißen Gewändern zur Verfügung. Sogar Spezialisten für kariöse Kauleisten haben sich im Dorf niedergelassen. Damit auch Wauwau und die übergewichtige Katze versorgt sind, steht den Frauchen und Herrchen ein Tierarzt zur Verfügung.


Anhänger feuchtfröhlicher Traditionen treffen sich an der opulenten Schützenhalle, wo geballert und geballert wird. Allerdings wird hier auch gelegentlich Blut abgezapft, also teilt euren Lebenssaft, wenn ihr zufällig nüchtern sein solltet.



Das Bankenviertel umfasst zwar keine Hochhäuser, aber immerhin personalkostenschonende Anlaufstellen der Sparkasse und Volksbank, wo Kontoauszüge üppige Renten zeigen und zeitgemäß Überweisungen an Automaten vorgenommen werden.


Das leibliche Wohl sollte ebenfalls Erwähnung finden, denn in Westönnen wird lecker Sauerkraut hergestellt. Des Deutschen liebstes Nahrungsmittel, das als Beilage zu allen Gerichten passt. Außerdem werden bei Dreimeister hochwertige Pralinen und Schokoladenvariationen gezaubert, die von der Redaktion vorbehaltlos empfohlen werden können. Als Snack zum Korn immer ein Genuss.



Fußball wird natürlich auch gewürdigt und RW Westönnen spielt immerhin in der Bezirksliga! Der Kunstrasen und ein kleines Spielfeld für die Blagen befinden sich in strategisch durchdachter Lage in Bahnhofsnähe. Ja, das Kaff hat einen eigenen Bahnhof, mit dem man gen Soest oder Dortmund flüchten kann.

Der Westönner Hauptbahnhof

Wallfahrt:

Pilgern. Wenn eine Religion etwas auf sich hält, haben die Gläubigen gefälligst zu pilgern. Am besten per Fußmarsch über das Mittelmeer und ohne erwähnenswerten Besitz. Den hat man vorher dem jeweils zugehörigem Verein vermacht. Auf der spirituell beglückenden Reise verzichtet der Pilger auf modernen Luxus. Sobald er am Zielort angelangt ist, haut er den Rest seiner Kohle für Devotionalien, Nippes und anderen Firlefanz raus.


Wir in Werl haben neben dem Abfallwirtschaftszentrum und dem gemähten Kunstrasen auch noch die Basilika, in der eine antike Barbiepuppe auf Verehrung wartet. In ratternden Bussen, die schwarze Dämpfe aus den Auspuffen husten, hocken die Pilger mit Rheumadecke auf dem Schoß. Sie schlürfen Filterkaffee, knien sich auf schmerzhafte Holzbretter und beten. Anschließend knipsen sie mit der nagelneuen Polaroidkamera einige Erinnerungsfotos vor dem imposanten Bauwerk, indem der heilige Geist spukt. Die Wallfahrt lockt also beträchtliche Mengen an zahlungswilligen Touristen nach Werl.


Genug davon. Spaß beiseite. Das Pilgern mag nicht jedermanns Sache sein, kann aber eine Erfahrung darstellen, die großen Einfluss auf das Leben des Einzelnen haben mag. Werl ist in der Welt nicht nur als Köttenstadt, sondern auch als Wallfahrtsort bekannt. Die Gläubigen, die sich zu uns trauen, wollen das Gnadenbild der Maria sehen, auf deren Schoß das Jesuskind sitzt. Mutmaßlich stammt die Figur aus dem 12. Jahrhundert, hat mehrere Standorte in der Vita und letztlich mit der Basilika einen würdigen Ausstellungsort erhalten. Seit 1661 befindet sich das hölzerne Heiligtum in Werl.


Ich bin nicht sonderlich gläubig, durfte mit dem Chor des Mariengymnasiums aber zu Weihnachten in der Basilika trällern. Und selbst ich gottloses Subjekt konnte eine schwer zu beschreibende Wirkung nicht verleugnen. Umso tragischer sind die gegenwärtigen Entwicklungen zu betrachten, denn der Glaube kann Orientierung bieten, helfen und Sinn stiften. Allerdings fällt dies bei der Betrachtung des derzeitigen Zustands wahrlich schwer.

Zurück zur Wallfahrt. In meinem Regal schlummert noch ein angestaubtes Werk, welches sich ausführlich mit der Thematik beschäftigt. Alles Wissenswerte gibt natürlich Wikipedia her, doch einstweilen werde ich tiefer ins Religiöse eintauchen.



Zu erwähnen sind allerdings auch die Wallfahrtsvariationen. Traktoren, Motorräder und vor allem der portugiesische Ableger verströmen einen besonderen Charme. Wallfahrt gehört zu Werl, findet euch damit ab!



Wirtschaftsring:

Geld macht glücklich, das wussten schon antike Philosophen. Wer Kohle hat, kann sie ausgeben. Damit man als gut betuchter Geldsack auch genügend Möglichkeiten hat, seinen Wohlstand zu präsentieren, gibt es den Wirtschaftsring. Lokale Unternehmer haben sich zusammengeschlossen und zerbrechen sich die teuer frisierten Rüben darüber, wie man die Maschinerie des Kapitalismus im beschaulichen Werl ordentlich ölen kann.

Über soziale Medien und das Schmierblatt wird Werbung für Läden, Boutiquen und ähnliche Institutionen gemacht, Aktionen ausbaldowert, Feste veranstaltet und für eine Wiederbelebung der dahinsiechenden Fußgängerzone gesorgt.



Wohnpark:

Menschen haben viele Träume, die sich kaum bis gar nicht in die Tat umsetzen lassen. Eine Lokalzeitung, die ihren Preis wert ist zum Beispiel. Ein erfüllbarer Traum ist jedoch das Leben im Paradies, denn in Werl steht trotz angespannter Lage Wohnraum zur Verfügung.

Wer die Eingeborenen wirklich kennenlernen möchte, der sucht sich eine Bleibe im Wohnpark. Einst wurde die imposante Siedlung für Soldaten und deren Familien hochgezogen. Heute tummelt sich dort die Elite modernen Köttentums.




Werl-gestern-heute-morgen:

Die jährlich erscheinende Zeitschrift haben wir an anderer Stelle bereits erwähnt, wollen aber nochmal explizit auf sie aufmerksam machen. Seit den 80er Jahren veröffentlicht ein Konsortium von Interessierten und recherchewütigen Schreiberlingen das immer lesenswerte Druckerzeugnis. Das Spektrum der bearbeiteten Themen ist sehr weitreichend. Man muss auch nicht Unmengen an Schotter für die Lektüre ausgeben, weil das gesamte Werk in der Stadtbücherei auf euch wartet.



werler-koette.de:

Eigenlob stinkt, aber das gilt auch für alle Mitglieder der Redaktion, da Mundhygiene mittels kostengünstigen Fusels bevorzugt wird.


Seit fast 3 Jahren überlebt dieses pornographiefreie Projekt im geschlechtsteilverseuchten Internet, was an sich schon eine unfassbare Leistung darstellt. Hier wird die gesamte Klaviatur schriftstellerischer und journalistischer Meisterleistungen in Perfektion bedient. Kritik, Humor, Historische Informationen und alles immer 100 prozentig köttig!


Neben dem Internet ist die Werler Kötte natürlich auch noch anderweitig vertreten. Bei Facebook, dem StudiVZ alter Säcke, stümpert unser Chefredakteur im permanenten Suff irgendeinen Quark in die Tasten. Außerdem ist der Instagram-Account immer einen Besuch wert. Statt retouchierter Selfies und klimaschädlich abfotografierten Mahlzeiten geht es um Werl. Täglich postet unser Praktikant irgendwas, das er beim Pfandsammeln oder ähnlichen Botengängen so vor die Linse bekommt. Genug der Selbstbeweihräucherung, wobei es in diesem Fall eigentlich nicht genug sein kann. Besucht uns!

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