Waffen sind was Tolles. Ich meine jetzt nicht die drallen Waffen einer Frau oder die schlaffen Pendants der maskulinen Gattung, sondern handelsübliche Ballermänner. Im modernen Alltag sind die nützlichen Helferlein kaum mehr wegzudenken. Doch in den Vereinigten Staaten entbrennt gerade eine jener rückwärtsgewandten Diskussionen, die immer dann an die rissige Oberfläche gelangen, wenn mal wieder ein Amoklauf geschehen ist, weshalb ich mir ein bisschen was von der geschundenen Seele schreiben möchte.
Guns dont kill people, people kill people
Ich kann mich nicht in die Gemütsverfassung eines Rednecks denken, auch nicht im Vollsuff. Aber es sind eben nicht nur die klischeebehafteten Hinterwäldler, die gerne ein Schusseisen am tiefhängenden Hodensack baumeln haben. Das Recht auf Waffenbesitz ist (aus meiner Sicht) vergleichbar mit dem nicht vorhandenen Tempolimit auf unseren heiligen Autobahnen. Das war schon immer so, und kann auch nicht geändert werden. Man muss sich schließlich verteidigen können…
Warum sollte sich die rechtschaffene Mehrheit der Bürger einschränken, wenn alle paar Wochen oder so eine kranke Seele am Rad dreht? Knarren an sich sind bekanntlich harmlos. Ästhetisch strahlen sie eine unbeschreibliche Macht und Schönheit aus. In den falschen Händen führen die Wummen jedoch massenhaft zu Schweigeminuten, Tränen, lustigen Kommentaren in den sozialen Medien und Debatten, die so viel verändern wie mein Vorsatz erst ab mittags zu saufen.
Doch was sind die falschen Hände? Gibt es überhaupt richtige Hände für Sturmgewehre, halbautomatische Handfeuerwaffen und Repetiergewehre? Wie kommt es zu diesen Tragödien? Wer trägt die Verantwortung? Klar, derjenige, der den Abzug penetriert und Leben auslöscht dürfte da eine heiße Spur sein. Warum hat denn der unscheinbare Knabe dutzende Menschenleben ausgelöscht? Zu viel Fortnite gespielt? Zu viel Tarantino gesehen? Diese Themenbereiche werden gerne angeführt, wenn es um die Erklärungsversuche des Unerklärlichen geht. Leider ist es nie so einfach.
Gelegenheit macht Mörder
Ich habe schon ein geladenes Gewehr in den köttigen Händen gehalten, als ich 5 Jahre oder so auf dem Buckel hatte. Andere Zeiten und so. Killerspiele (gerne blutig und indiziert), verstörende Horrorfilme (ebenfalls gerne blutig und indiziert) konsumierte ich teils schon vor der pickligen Pubertät. Dennoch bin ich abseits des Fußballplatzes ein eher stiller, ruhiger und friedvoller Mensch geworden. Das mag eine Ausnahme darstellen, aber das ist ein anderes Thema.
Der Zugang zu leicht bedienbaren Tötungsgeräten ist hingegen ein Faktor, der durchaus Aufmerksamkeit verdient. Bin zwar nicht sonderlich bewandert in amerikanischer Gesetzgebung, aber meines Wissens nach kommt man dort relativ einfach an die Gerätschaften, die man sonst nur aus Videospielen kennt. Soweit ich weiß (lasse mich gerne korrigieren) benötigt man keine besonderen Voraussetzungen, um sich mit Revolvern und ähnlichen Argumentationsverstärkern einzudecken.
Klar, wer ein Auto fahren möchte, muss einen Führerschein machen. Wer mit Kindern arbeitet, sollte keine Sexualdelikte auf dem Kerbholz haben. Wer eine Kettensäge bedient, sollte eingewiesen worden sein. Wer aber einen Colt kaufen möchte, braucht nur einen Ausweis. Finde den Fehler, sonst knall ich dich ab.
*EDIT Ein guter Freund wies mich vorhin auf das Offensichtliche hin. Es ist natürlich nicht so einfach. So gibt es in Good Old USA von Bundestaat zu Bundestaat teils gravierende Unterschiede. In Texas läuft alles etwas lockerer ab. In Kalifornien gibt es wiederum strengere Vorgaben. Teilweise kommt man einfacher an ne Wumme als an ne Pulle Jim Beam. Anderswo gibt es hingegen Hintergrundchecks, Sachkundenachweise oder andere Mechanismen. Außerdem sind bestimmte Kaliber und weitere Spezifikationen an weitere Voraussetzungen gebunden. Das ändert allerdings nichts Grundlegendes an den hier getätigten Äußerungen.
Wer hat, der kann…
Sicher, ich bin ein Außenstehender, dennoch ist das Recht auf Schusswaffen für jedermann ein unfassbar bescheuertes Risiko. Überall in den Buden liegen die Teile herum. Unter Kissen, in Besteckschubladen, Handschuhfächern und was weiß ich wo noch. Und wenn ich nicht zufällig irgendwo eine finde, kann ich mir halt eine kaufen. Ganz einfach. Wer ein Verbrechen plant, findet immer Wege, sich mit Waffen einzudecken… Das mag sein, allerdings ist die Hemmschwelle eine andere, wenn ich bei Walmart eine Riesenauswahl vorfinde oder mich mit zwielichtigen Gestalten in der dunklen Bahnhofsecke treffen muss.
Sicherlich gibt es für den Schusswaffengebrauch Nutzungsgebiete und einen sportlichen Aspekt. Dennoch muss ja nicht jeder Vollpfosten ein gigantisches Arsenal im Ikeaschrank haben. Waffenscheine (inklusive Prüfungen), einfache Personenchecks und ein Register wären relativ einfache Methoden, um Risiken minimal zu minimieren. Und wofür braucht man ein verficktes Sturmgewehr?!?! Da könnte man ja gleich Raketenwerfer am Kiosk verticken… Also einfach nicht übertreiben…
Sein wir mal ehrlich. Wir Menschen sind eine unfassbar dämliche Spezies. Wir besaufen uns, kloppen uns die Nase blutig, weil jemand doof geguckt hat und aus Langeweile quälen wir Tiere. Und eben diese selten bekloppte Spezies soll dann mit 2 Promille das Recht auf Selbstverteidigung mit einem Sturmgewehr haben? Die Zündschnur vieler Gotteskinder ist so kurz, dass ich ungern dicke Wummen in deren Händen sehe. Nennt mich spießig, nennt mich feige, aber die massenhafte Verfügbarkeit von Tötungsspielzeugen erscheint mit Blick auf die Verhaltensweisen des Homo sapiens (dieser Name ist dermaßen unpassend) so durchdacht wie das Drehbuch des dritten Matrix-Filmes.
Spiel hier nicht den Helden
Kinder in Schulen müssen Amoklauftrainings über sich ergehen lassen. Als sei das nicht schlimm genug, verändert sich einfach nichts, denn es war schon immer so und Tradition ist ja wichtig. Ich kann es mir nicht vorstellen, wie es sein muss, wenn man morgens den beschwerlichen Weg zur Schule auf sich nimmt, wo man wegen seiner hässlichen Schuhe gemobbt wird, um dann noch Sorge zu haben, dass der stille Kerl aus der Parallelklasse eine kleine Schießübung abhält.
Waffen gehören in die Hände von Leuten, die sich damit auskennen. Ganz einfach. Und die jetzige Lage in den US und A erhöht die Wahrscheinlichkeit von tragischen Trauernden, deren einziger Trost Schweigeminuten und Gleichgültigkeit sind. Wer das anders sehen sollte, kann sich ins Knie schießen.
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