Tempolimit
- Werler Kötte
- 2. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Wir haben Benzin im Blut. Also im übertragenen Sinne, denn alles andere wäre wohl nicht sonderlich gesund. Deutschland ist das Land der Autobauer. Carl Friedrich Benz gilt als Erfinder des ersten praxistauglichen Automobils (wenn man Wikipedia Glauben schenken darf), und das ist nicht ohne Folgen geblieben. Bei uns ist Autofahren mehr als ein Mittel, um von A nach B zu kommen.
Freiheit
Beinahe überall auf den Straßen der Welt müssen sich Autofahrer an grundsätzliche Begrenzungen ihres Geschwindigkeitsdranges halten. Teilweise müssen sie in hochmotorisierten Maschinen mit 100 Sachen auf dem Asphalt umherschleichen. Diese Einschränkungen gibt es bei uns zum Glück nicht, denn bei uns wird der Freiheitsbegriff noch mit Leben gefüllt. Auf deutschen Autobahnen darf das Gaspedal bis zum Bodenblech durchgetreten werden, weshalb viele Touristen in unser Land pilgern, damit sie ihre deutschen Autos auch wie deutsche Autos behandeln können.

Klima, Sicherheit und anderer Firlefanz
Angeblich ist das Heizen mit der Karre schlecht für die Umwelt oder für das Klima oder so. Daher fordern viele Menschen, die den Umgang mit Sekundenkleber nicht vorschriftsgemäß beherrschen, dass man auf deutschen Autobahnen das Freiheitsgefühl durch willkürliche Tempolimits einschränken sollte. Pff! Als ob langsam fahrende Rostlauben weniger schädlich wären. Schließlich sind die dann länger unterwegs, was ja auch nicht gut sein kann. Aber solchen Tyrannen braucht man nicht mit Logik kommen.
Andere Vernunftunbegabte meinen, dass langsameres Fahren zu weniger Unfällen führen würde. Was für ein Unfug! Nichts ist so gut geregelt, wie die Fortbewegung in Autos, die vom TÜV auf Fahrtauglichkeit überprüft wurden. Auf der linken Spur sollte man mindestens 130 Sachen draufhaben, außer ein Lichthupender kommt angerauscht, denn der wird es eilig haben, weshalb schnellstmöglich der Blinker gesetzt werden sollte. Ansonsten hält man sich an die vorgegebenen Tempolimits (ja, es gibt sie!) bzw. fährt maximal 20 KM/H schneller. Bisschen Abstand halten, den Rückspiegel im Blick haben, vor Blitzern rechtzeitig abbremsen und gelegentlich eine Raucherpause einlegen.

Ich geb Gas, das macht Spaß
Das zügige Dahinsausen auf den Bahnen unseres Landes birgt mehr Vorteile als inkompetent konstruierte Nachteile. Jeder weiß, dass ein guter Motor auf Dauer sehr darunter leidet, wenn er im Schritttempo arbeiten muss. Das ist, als würden leistungsstarke Fußballer in Saudi-Arabien spielen oder ein feiner Holzkohlegrill mit Paprika beladen werden.
Zeit ist Geld, und Geld haben wir nicht. Daher ist es aus ökonomischen Gründen zwingend notwendig, dass die fleißigen Außendienstmitarbeiter zügig zu ihren Terminen kommen.
Wer mit 190 auf ein Stauende zurast, trainiert seine Reflexe, sagt dem Zahn der Zeit einen mutigen Kampf an, hält den Adrenalinpegel auf einem hohen Niveau und weiß, ob die Bremsscheiben noch was taugen.

Außerdem steht es ja jedem frei, sich auf der LKW-Spur einzureihen, wo man gemächlich vor sich hin tuckern kann. Oder man fährt mit der Bahn, da hat man mächtig Zeit und kann diese zum Vergleichen von Automobiltests nutzen.
Tempolimit?
Jeder weiß, dass es bei uns schon immer ein Tempolimit gegeben hat. Die Schnarchnasen, mit denen man die Straße teilen muss, geben die maximale Maximalgeschwindigkeit vor. Das ist genug der Beschneidung persönlicher Freiheit. Wer meint, dass es in Deutschland jemals ein Tempolimit geben wird, glaubt auch noch an den Ostermann und den Weihnachtshasen. Stattdessen haben wir eine Richtgeschwindigkeit. Wer ein Auto steuert, das keine 130 Sachen auf die Piste bekommt, sollte besser auf ein Rad umsteigen oder noch besser, zuhause bleiben, denn Radfahrende nerven fast so sehr wie Baustellen auf der Autobahn.
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