Das Jahr 2025 ist noch jung, dennoch haben sich bereits einige graue Haare auf dem Haupt gebildet. Die Gründe dafür sind zahlreich, eine nähere Auseinandersetzung würde jedoch lediglich zur Beschleunigung des Prozesses führen. Um dem entgegenzuwirken, soll die erste Veröffentlichung des Jahres in der Kategorie „Werl“ keine apokalyptische Auseinandersetzung mit fatalen Entwicklungen des Weltgeschehens, der Omnipräsenz diskursverschiebender Deppen oder immer teurer werdenden Döner sein. Denn das Leben ist schön; stellenweise. Und mit diesen Stellen möchten wir uns heute etwas eingehender beschäftigen.
Beats, Bass, Bahnhof
Man kann nix machen hier! Nur noch ein TEDi in der Stadt! Aber das Jugendzentrum hat zeitweise wieder geöffnet, die Mitgliederzahlen in den Fitnessstudios steigen rasant an und Tattoos kann man sich auch stechen lassen. Es ist also nicht alles so schlimm, wie es auf den ersten Blick erscheint. Zwar verfügt Werl nicht über eine ausgedehnte Clubszene, was aber nicht bedeutet, dass man jeden Abend vor dem Streamingdienst der Wahl mit Pizza auf dem Schoß einschlafen muss. Denn immer wieder stellen engagierte Kulturschaffende kleinere oder größere Events auf die Beine, denen man unbedingt beiwohnen sollte.
Feine Konzerte und Lesungen werden gerne im Kulturbahnhof veranstaltet. Genau hier gibt es am 29.03. mächtig was auf und um die Ohren für alle, die ihre plattgesessenen Hintern vom Sofa wuchten können.
Afrob Soundsystem
Ende März gastiert mit Afrob ein richtig echter, erfahrener und versierter Künstler in unserer kleinen, aber feinen Köttenstadt. Wer ihn nicht kennen sollte, dürfte die Volljährigkeit noch nicht erreicht haben (Glückwunsch, Du hast noch Dein ganzes Leben vor Dir). Allen anderen dürften ihn mit einigen Evergreens aus der Hip-Hop Szene verbinden. Rap, Sprechgesang, Poetry Slam mit Beats, nennt es, wie ihr wollt. Gemeinsam mit anderen Könnern (Samy Deluxe, Gentleman, Ferris MC, Max Herre uvm.) trat er auf Bühnen jeder Größe auf. Werl fehlt allerdings noch in seiner Vita, was ein Umstand ist, den er offensichtlich so nicht mehr hinnehmen wollte oder konnte.
Tickets könnt ihr bequem vom Lokus aus ordern. Oder ihr schaut beim Flanieren durch die Fußgängerzone mal in der Stadtinformation rein.

Am 29.3. wird er mit seinem Soundsystem im Bahnhof an den Turntables (Plattenspieler 😉) stehen und was man mit einem Mikrofon macht, weiß er ganz genau. Zu hören wird es so einiges geben, wobei sich das Genre Hip-Hop tatsächlich nicht nur mit dem „Gangsterdasein“ von eisteeverkaufenden Influencern befasst. Schließlich ist Afrobs Mutter einst aus Eritrea geflüchtet, Erfahrungen mit Fremdenfeindlichkeit waren (sind) für ihn Realität. Dementsprechend engagierte er sich in verschiedenen musikalischen Projekten (Brothers Keepers) gegen Hass und Rassismus. Leider ein immer aktuelles Thema.
Auf der Tanzfläche kann jede und jeder spüren, dass positive Lebensfreude in der Musik mitschwingt. Ob man möchte oder nicht, man wird sich mehr oder weniger anmutig zur Musik bewegen, und wenn es nur das klischeehafte Nicken des Hauptes ist.
Boneshaker
Afrob allein wäre das Verlassen der bequemen Bude wert, doch gibt es noch mehr, was uns Kötten geboten wird. Das Boneshaker-Soundsystem aus Krefeld heizt der Meute ebenfalls ein. Reggae, Dancehall, Soca und Hip-Hop dröhnt aus den Boxen, man schwitzt, hüpft tanzend herum und hat gute Laune. Wenn mal eine Pause fällig ist, geht es an die frische Luft, wo man sich unterm Pavillon über Gott und die Welt unterhalten kann. Oder darüber, wer die nächste Runde an der Theke ausgibt.
Der MC des Soundsystems dürfte Kötten ein Begriff sein. Dommi Fiyah hat sich zwar schon auf Summerjam, Turnpike, Juicy Beats und vielen anderen Veranstaltungen als Einheizer präsentiert, doch die ersten Partys wurden in Werl und Umgebung zelebriert. Zu seinem Geburtstag bringt er gute Laune und gute Musik in die Stadt. Kreise schließen sich.
Unsere gesamte Redaktion wird sich jedenfalls in Schale werfen, mit etwas Duftwasser besprenkeln und die Tanzfläche fluten, denn erfahrungsgemäß lohnt es sich. Am nächsten Tag ist der Muskelkater zwar gewiss, aber so spart man sich den Besuch des Fitnessstudios, das momentan eh überfüllt ist.
Wir hoffen sehr, euch dort mit Sack und Pack antreffen zu können. Wer an dem Wochenende in der Umgebung Werls sein sollte, hat jedenfalls keine vernunftgebundene Ausrede, nicht zu erscheinen.
* Auf den Plakaten wird man werler-koette.de lesen können. Wir haben das nicht in die Wege geleitet und könnten uns derartige Werbung eh nicht leisten, denn so viel Pfand haben wir auch nicht herumliegen. Danke an die Verantwortlichen, dass sie auf uns aufmerksam machen.
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