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Dreiklang

Autorenbild: Werler KötteWerler Kötte

Vorweg: Ich schreibe den Quatsch hier seit einigen Jahren zusammen. Wenn ich etwas in die Tasten kloppe, tue ich das immer, weil ich Aufmerksamkeit will. Ich bekomme von niemanden einen müden Cent (zu recht!) und befasse mich mit Themen, die mich interessieren. Dennoch als kurzen Hinweis: Man könnte den Bericht als ungefragte, unbezahlte und völlig ungeeignete Werbung (Omma hätte Reklame gesagt!) auffassen. Genug geplänkelt, auf ins Gefecht!


Deutsche saufen und fressen viel. Die einen spülen das morgendliche Mettbröttchen mit nem feinperligen Bierchen hinunter, die anderen gönnen sich einen dampfenden Kaffee, während sie auf dem Balkon stehen und Falschparker beim Ordnungsamt melden. Die Versorgung mit Kaffee, Kuchen und Wurstwaren ist in unserem Land eigentlich flächendeckend gewährleistet.


Das gilt auch für Werl. In einem vergangenen Bericht habe ich einige Anlaufstellen für Koffeinjunkies vorgestellt und möchte mit dem folgenden Text etwas näher auf das Café Dreiklang eingehen. Warum? Ich bekomme ca. 1,5 Millionen Euro dafür. Wäre jedenfalls schön und vollkommen angemessen.


Hier ein kurzer Blick auf die aktuellen Öffnungszeiten. Service wird bei uns nämlich groß geschrieben. Haben Substantive so an sich ;)


 

Kötte im Dreiklang



Ansicht eines Cafés
Im Vordergrund Erkältungsprophylaxe bei nem Rad; dahinter das Dreiklang

 

Das Dreiklang besuche ich schon seit vielen Jahren. Dort habe ich die ersten Texte für den Blog geschrieben, ohne zu wissen, dass es diesen jemals geben würde. Schon früh habe ich gerne außerhalb des eigenen Zuhauses auf den verklebten Tasten herumgehämmert. Und in der Gasse gegenüber von DM habe ich zeitweise mein Freiluftbüro bezogen. Gleichzeitig etwas abseits der Fußgängerzone und doch mit direktem Blick auf das Geschehen ausgestattet, konnte ich kaffeeschlürfend Beobachtungen und Gedanken niederschreiben. Manchmal tat ich auch so, als würde ich ein Buch lesen. Das macht schließlich Eindruck.


Nach kurzer Zeit fühlte ich mich pudelwohl und das ist nicht einfach. Noch heute setze ich mich gerne hin, klappe den Laptop auf und versuche grammatikalisch korrekte Sätze zu produzieren.

 

Was ist das für ein Schuppen?

 

Das Café Dreiklang gibt es bereits seit 2008! Ich bin zwar bezüglich so ziemlich aller Aspekte nur ein Laie, dennoch wage ich zu behaupten, dass dies schon eine recht stolze Zeit ist, wenn man die Fluktuation in der Fußgängerzone betrachtet. Hoffentlich kann ich dort auch im Greisenalter noch zu Gast sein, denn das würde bedeuten, dass ich es bis ins Greisenalter geschafft habe.


Im Hintergrund eine Aufnahme von Andreas Stegmann, auf dem Tisch ein kleines Kunstwerk von Anna Käse
Im Hintergrund eine Aufnahme von Andreas Stegmann, auf dem Tisch ein kleines Kunstwerk von Anna Käse

Gemütlicher Blick auf die Krämergasse
Gemütlicher Blick auf die Krämergasse

Beim Dreiklang handelt es sich um einen Inklusionsbetrieb. Das heißt, dort arbeiten Menschen mit und ohne Behinderung zusammen. Zeitgleich fungiert es als Ort des Kennenlernens, an dem man Berührungsängste, Scheu und Vorurteile abbauen kann. Und kommt mir jetzt nicht mit „Ich habe keine Vorurteile“, denn die haben wir alle. Zugegeben, Freundlichkeit und höflicher Umgang miteinander sind jetzt nicht unbedingt meine Kernkompetenzen, aber dennoch komme ich ganz gut damit zurecht, wenn man zur Begrüßung nicht gleich angepöbelt wird.


Bisschen schmökern
Bisschen schmökern

Mit Galerieambiente (Werke von Anna Käse)
Mit Galerieambiente (Werke von Anna Käse)

Grundsätzlich herrscht hier eine angenehme Stimmung, die von Geduld, Wertschätzung und Respekt geprägt ist. Wer damit ein Problem hat, sollte sich seine Dosis Koffein anderswo besorgen.


Informationsschild für die Kontaktstelle von "Gemeinsam e.V."
Beratung, Angebote oder einfach ein "offenes Ohr"

In den Räumlichkeiten des Cafés befindet sich auch eine Kontaktstelle von Gemeinsam e.V., einem örtlichen Träger, der sich u.a. um die Betreuung und Unterstützung von Menschen mit Behinderungen kümmert, aber auch Schulbegleitungen im Kreis Soest organisiert. Hier gibt es nähere Infos zu den Angeboten.


 

Was gibt es im Dreiklang?

 

Für mich ist wichtig, dass es Kaffee und Cola gibt. Allerdings bin ich wahrscheinlich nicht der Standardcafébesucher. Daher lohnt ein Blick ins Angebot. Viele Leute frühstücken morgens, was vollkommen absurd ist, weil man zu der Zeit lieber im Bett liegen sollte, aber für die Frühaufsteher gibt es im Dreiklang ein Buffet. Die Auswahl kann sich sehen lassen (leider keine Fritten). Leute, die sich vegan ernähren, werden ebenso fündig, wie Fleischgedönsfanatiker.


Collage eines Frühstücksbuffets
Bisschen was Süßes schadet nie.

Kaffee geht in unserem Land oft mit dem Verzehr von Kuchen, Torten oder anderem Gebäck einher. Im Dreiklang wird jede Woche frisch gebacken. Da ich kein großer Frühstücker bin, kommt mir morgens höchstens ein Stück Torte auf den Teller, aber wie gesagt, meine Gewohnheiten sind gelegentlich etwas eigen. Daneben warten Waffeln, Flammkuchen und weitere nicht frittierte Speisen auf den Gast. Ab mittags können sich die Versicherungsfuzzis, SchülerInnen oder anderweitig Hungrige was Warmes servieren lassen.

 


Collage verschiedener Kuchen und Törtchen
So sieht ein richtig köttiges Frühstück aus

Haste Blagen? Kannste mitbringen! 

 

Für wen ist das Café gedacht? Welch törichte Frage! Für alle natürlich. Und ausnahmsweise meine ich das auch so. Beim Dreiklang handelt es sich um einen Ort der Begegnung. Menschen mit Behinderungen sind im öffentlichen Raum oft weniger sichtbar. Nein, sie haben keine Superkräfte oder einen Tarnmantel, aber es gibt zahlreiche Gründe für diese Formulierung. Arbeit meist in Werkstätten, den Alltag häufig in stationären Unterkünften und viele Anlaufstellen sind beispielsweise nicht für Rollstühle ausgelegt, um nur einige Aspekte anzusprechen.


Achtet mal drauf. Ich persönlich kann zu Verrichtung der Notdurft auch ein Klettergerüst besteigen, aber viele Orte verfügen eben nicht über eine barrierefrei nutzbare Toilette. Im Dreiklang ist das anders. Allgemein herrscht eine Atmosphäre, in der man offen für die Unterschiedlichkeit von Menschen ist.


Hier können Kinder ohne Tablet und Handy spielen.
Hier können Kinder ohne Tablet und Handy spielen.

Wenn alle willkommen sind, gilt das sogar für Kinder. Die Spieleecke für die Blagen kann sich sehen lassen. Hier werden die arbeitsuntauglichen Miniaturmenschen nicht schräg angeschaut, wenn sie ihrem Bewegungsdrang folgen wollen. Währenddessen können sich die Eltern (meist sind es die Mütter) über Entwicklungsfortschritte austauschen, die Inkompetenz des Gatten beim Sortieren der Wäsche benennen oder sich Tipps bei der Kinderarztsuche geben. Wenn die Kinder irgendwann zu Jugendlichen mutiert sind, werden sie im Umgang gelegentlich herausfordernder und es fällt schwerer, sich mit ihnen zu unterhalten, weil sich deren Duktus zu einer Art Fremdsprache entwickelt hat. Um es allen Beteiligten etwas leichter zu machen, können es sich die Halbwüchsigen im Keller auf dem Sofa bequem machen, Darten oder auch am Kickertisch herumdrehen.


Hier kann man "seine Ruhe haben"
Hier kann man "seine Ruhe haben"

Ansonsten handelt es sich bei den Gästen um eine bunte Mischung. Junge Erwachsene, Senioren, Menschen mit unterschiedlichen Einschränkungen, wöchentliche Stammtische und bei Gelegenheit eben ich. Außerdem kann man in den Räumlichkeiten auch Geburtstage oder anderweitige Feierlichkeiten zelebrieren, sich Geschirr und Gedöns ausleihen oder sich vom Cateringservice beliefern lassen, wenn man keinen Bock hat, für eine Horde zu kochen.

 

Und sonst?

 

Regelmäßig finden verschiedene Veranstaltungen statt. Kleine Konzerte, Lesungen, Informationsabende, Workshops und Aktionen, wie eine Kleidertauschbörse.

Wie man merkt, dürfte für Jede und Jeden was dabei sein. Besonders die Akzeptanz für Kinder möchte ich hervorheben. Auch wenn ich mit aufgeklappter Schreibmaschine dort sitze, genieße ich das kontrollierte Chaos, das von den Blagen ausgeht. Sie erinnern mich daran, dass auch ich einst jung war und ohne Rückenschmerzen turbulent turnte. Vielleicht sieht man sich ja mal dort. Falls ja, lasst mich in Ruhe 😉 Und seid nett!


Momentan befinden sich in den Räumlichkeiten übrigens Kunstwerke von Anna Käse. Schaut mal im "Käseeck" vorbei, der sich neben Diers am Markt in den ehemaligen Räumen der Stadtinformation befindet. https://annakaese.de/#!/willkommen/


Außerdem gibt es Aufnahmen von Andreas Stegmann zu bestaunen, der beispielsweise die Krämergasse abgelichtet hat. https://www.der-photoshop.de/




 
 
 

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