Basilika:
Die Wallfahrtsbasilika ist eine pompöse Kirche in der menschenleeren Fußgängerzone. Hier gibt es nicht nur lecker Esspapier und orgiastische Orgelmusik, sondern auch das Gnadenbild Marias, eine geschnitzte Holzfigur, zu der jährlich christliche Fans pilgern.
Büderich:
Das ist einer der vielen Stadtteile Werls. Büderich verfügt zwar nicht mehr über einen Supermarkt, aber dafür werden andere Schwerpunkte gesetzt. Der obligatorische Fußballverein kickt auf einer hochmodernen Anlage, in dessen unmittelbarer Nähe ein Tennisverein gelbe Filzbälle durch die staubige Gegend schleudert. Neben Betreuungsmöglichkeiten für nicht ausgewachsene Menschen gibt es noch Turflon, das lokale Einrichtungshaus. Hochpreisig, aber eben lokal…
Die blau-weißen Schützen haben ihre Heimat in der Kuniberthalle. Dort lernen wissbegierige Kötten, wie man zapft, ballert und auch mit 1,6 Promille noch geradeaus gucken kann, ohne zu kotzen. Spaß beiseite, die Leute aus Bujecke sind ein recht außergewöhnliches Völkchen und an die Menge vertilgter Biere kommen die Oktoberfestamateure selbst in den wildesten Delirien nicht einmal annähernd heran.
Budberg:
Wieder ein Dörflein. Hier gibt es nichts außer bäuerlichen Bauwerken und von Feldwegen umrandete Anzeichen altertümlicher Zivilisation.
Blumenthal:
Gibt es etwas Kleineres als ein Dörflein? Ja, Blumenthal. Eine Handvoll ländlich geprägter Bauernlümmel gehen ihrem Tagwerk am Rande der Autobahn nach, wo auch der berühmte Blumenthaler Honigtopf seine Heimat hat.
Blagen:
Dem demografischen Wandel zum Trotz treiben sich in Werl noch immer Menschen herum, die ohne Rolator vorwärtskommen. Sie sind unsere Zukunft, weshalb eine fatalistische Lebensweise mehr als angebracht erscheint. Die Blagen lernen schon früh, worauf es ankommt. Sie eilen pöbelnd durch die Stadt, rotzen gelblichen Schnodder auf das Trottoir und schlürfen zwischendurch Gummibärenpisse. Im Kurpark lernen sie, wie man beim Rauchen einer geschnorrten Zichte böse guckt und die eine oder andere Pfanddose abgreifen kann.
Wenn die Dorffeten auf dem Programm stehen, machen sie erste Erfahrungen mit allseits beliebter Komasauferei, damit das Treten in die vollgekotzten Fußstapfen der Parentalgeneration auch erfolgreich gelingt.
Bahnhof:
Es gibt sie in ganz Deutschland. Orte, die nach Pisse stinken. In Werl gibt es ihn auch. Den Bahnhof. Wer gerade noch auf die Lieferung des frisch lackierten Porsches warten muss, kann mittels Eurobahn in die Köttenstadt reisen. Auf den glorreichen Schienen pendelt das hässliche Teil zwischen Soest und Dortmund. Unser Bahnhof riecht traditionell streng, wofür eigens engagierte Fachkräfte sorgen, die hier allerlei Körperflüssigkeiten entsorgen und überflüssigen Abfall loswerden. Sogar Busse werden hin und wieder gesehen, meist aber ohne Passagiere, denn noch unwürdiger als per Zug ist bekanntlich nur noch die Fortbewegung in einem Bus.
Bildung:
Das deutsche Bildungssystem ist weltweit bekannt für seine stabilitätsfördernden Ausprägungen. Wessen Eltern das Pfandsammelimperium aufgebaut haben, darf nach Beendigung des Spießrutenlaufs namens Schule in die Fußstapfen der dahinsiechenden Generation treten und das Familienunternehmen weiterführen, Mülltonnen nach Einweggold durchsuchen und somit entscheidend zur Wahrung von Tradition beitragen.
In Werl bedienen wir alle Facetten des PISA-prämierten Systems. Kitas, Grundschulen, Sekundarschule, mehrere Gymnasien für die professionellen Arschkriecher und Förderschulen. Deren Schwerpunkte sind körperliche Beeinträchtigungen und Probleme im sozialen bzw. emotionalen Bereich. Das bedeutet, dass die Blagen eher direkte Konfliktlösungsstrategien verfolgen und nicht allzu viel von Stuhlkreisen und dergleichen halten. Selbst die Erwachsenen können auf der Volkshochschule lernen, wie man seine Porno-Ordner mit Passwörtern verschlüsselt oder ihre Fertigkeiten am Smartphone verbessern.
Blut:
Ist ne Pampe, die im Körper herumgluckert und deren einziger Zweck die effiziente Aufnahme von Alkohol ist. Dieses kann man in Werl loswerden. Einfach ein zwielichtig dreinblickendes Narbengesicht um Mitternacht im Kurpark nach dem Weg fragen. Allerdings kann man auch einfach zum DRK (Die mit dem roten Kreuz) gehen, wo die Entnahme meist hygienischer abläuft. Weitere Zapfstellen werden über soziale Medien oder das lokale Käseblatt kommuniziert. Meist in der Stadthalle oder den umliegenden Schützenhallen werden dann die gigantischen Spritzen in masochistische Körper gerammt.
B1:
Die Bundesstraße B1 verfügt über einen Legenden-Status. Sie führt vom Westen (Aachen an der niederländischen Grenze) bis zur polnischen Grenze im Osten. Der Abschnitt, der zwischen Soest und Dortmund herführt, wurde inzwischen umbenannt, doch kein lebendes Wesen, das nicht als Beamter Faxgeräte bedient, nutzt die neue Bezeichnung. Daher erinnern viele Schilder an die asphaltierte Freiheit, die man nur fühlt, wenn man mit 100 Sachen an E-Bike vorbeizieht.
Bier:
Im Land des Deutschen vollkommen zurecht ein Grundnahrungsmittel. Es gab Zeiten, da wurde in Werl Bier gebraut. Um diese Tradition zu würdigen, wird nun allerlei Gebräu aus Dosen und Plastikpullen in die durstigen Kehlen gekippt. Gekühlte Tradition aus dem Fass gibt es an zahlreichen Tankstellen, die sich Kneipen nennen. Mehr dazu, wenn der entsprechende Buchstabe drankommt. Also Geduld!
Burger:
Nicht nur die Einwohner Bikini Bottoms wissen einen deftigen Burger zu schätzen. Werler haben allerdings höhere Ansprüche. So haben die Verantwortlichen schon vor langer Zeit ein weltweit operierendes Familienunternehmen für sich gewinnen können, das seine Burgerbraterei an der Hammer Straße eröffnete und seitdem für Qualität und Quantität steht. Nachhaltigkeit und Gesundheit sind die alles bestimmenden Kriterien von Mecces. Allerdings gibt es auch ein lokales Restaurant am Marktplatz, welches Nachahmungen der Klassiker anbietet.
Biotop:
Ein Biotop ist laut Nachschlagewerk im Netz (Quelle für sämtliche Referate im deutschen Lande) im weitesten Sinne ein Lebensraum. Dementsprechend ist Werl per Definition natürlich auch ein Biotop, doch das ist mit diesem Eintrag nicht gemeint.
Denn Biotope werden in Subkategorien aufgeteilt, weshalb ich auf die Ruine der mittelalterlichen Zweifachhalle zu sprechen komme. Nach schier unendlich andauernder Untätigkeit wurden die asbestgarnierten Überreste der ehemaligen Folterzelle für ungelenke Schüler*innen dem Erdboden gleichgemacht, um Platz für einen Neubau zu schaffen, der in teutonischer Tradition aber noch auf sich warten lässt. Die Natur hat sich die brachliegende Fläche martialisch zurückerkämpft, jedenfalls bis die schweren Maschinen dann eine neue Halle in Rekordtempo aufgebaut haben.
Bauernmuseum:
Bauern sorgen nicht nur für aromatische Landluft, sondern ernten auch allerlei Kohlsorten und Kartoffeln, typisch teutonische Delikatessen. In gewissen Kreisen, die uns ferner nicht liegen könnten, wird „Bauer“ gelegentlich als despektierliche (einfach googeln…) Bezeichnung genutzt. Werler hingegen wissen, dass ohne die Trekker fahrenden Anpacker nicht viel laufen würde. Daher gibt es im Süden ein eigenes Museum, das sich mit den Errungenschaften von Dünger, Rumgepflüge und motorisierten Ochsen beschäftigt.
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