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  • AutorenbildWerler Kötte

X,Y und Z wie "Zeitung"

Aktualisiert: 18. Mai 2023

X


Xylophon:

Der Thomas Gottschalk unter den musischen Instrumenten. Wenig ansehnlich, wird eher von den Anspruchslosen in Anspruch genommen, kann im passenden Rahmen aber durchaus unterhaltsam sein, wenn das Publikum nicht zu viel erwartet oder geistig schon in Rente ist. Das beliebte Instrument bei Schülern, die den Trällerunterricht gehasst haben, kann man sicherlich in der Musikschule erlernen. Also, könnte zumindest sein, recherchiert haben wir das natürlich nicht.


Y


Yoga:

Beleibte Bierbäuche hocken in zu engen Leggings auf einer Schlafmatte und verrenken sich dabei die porösen Knochen oder überdehnen die verkümmerten Bänder. Im Zuge der trendigen Rumturnerei finden sie ihre spirituelle Mitte, wenn sie keuchend mit raushängender Zunge kurios benannte Übungen vollführen.


Als Beweis dafür, dass Werl nicht nur traditionell teutonische Freizeitaktivitäten im Angebot hat, sei das Yoga-Zentrum in der Nähe des Marktplatzes erwähnen, wobei ich gar nicht weiß, ob das noch geöffnet ist. Müsste mal jemand nachfragen… Abseits des überdachten Gehampels finden regelmäßig Übungseinheiten im Kurpark statt, wenn die plündernden Entenbanden dies zulassen.


Z


Zeitung:

Viele jüngere Erdbewohner dürften nicht mehr wissen, was das ist. Daher eine kurze Erklärung. Eine Zeitung ist in gewisser Weise eine auf Papier gedruckte Internetseite, auf der Nachrichten und Informationen zu finden sind. Es gibt unterschiedliche Zeitungen, mit jeweils unterschiedlichen Schwerpunkten und Erscheinungsfrequenzen. Tageszeitungen werden täglich von unterbezahlten Knechten in aller Herrgottsfrühe in die Briefkästen der Haushalte gequetscht. Zu dieser Kategorie gehört auch der Soester Anzeiger. Der Anzeiger gilt als renommiertes Blatt, welches sich mit den Geschehnissen rund um Werl und seinen weniger erwähnenswerten Nachbarn beschäftigt.



Alleinstellungsmerkmal des groß angelegten Satireprojekts ist die Verwendung scheinbar völlig deplatzierter Wortspielchen, die Erweiterung der deutschen Rechtschreibung um neue Kommasetzungsregeln und ständige Buchstabendreher zur Stimulation der Leserschaft.

Da die Redaktion moderner als das innovative Faxgerät aufgestellt ist, kann der Nutzer des smarten Phones auch die Homepage oder alternativ die Facebookseite des Unternehmens aufrufen. Zeitgemäß arbeiten die Schreiberlinge dort mit sogenannten Clickbaits. Da lernen die gelangweilten Leser, ob man die Spülmaschine nach deren Tätigkeit öffnet oder bis zum Sankt Nimmerleinstag geschlossen hält. Oder aber, wie man Nudelwasser zur Behandlung pickliger Hackfressen nutzen kann. Beliebt sind natürlich immer völlig absurde Spartipps, die verheimlichen, dass eine Kündigung des Anzeiger-Abonnements die sinnvollste Einsparmöglichkeit darstellt.



Daneben wird selbstverständlich über die Geschehnisse in und um Werl berichtet. Schützenfeste eignen sich hervorragend, da sich der Text von selbst schreibt und fehlende Fläche mit Bildern vom Hofstaat zugeballert werden kann. Auf Facebook werden die Höhepunkte journalistischer Einfalt präsentiert und den kommentierfreudigen Kötten zum Fraß vorgeworfen, die ihren oft von Hass, Hetze, eingeschränkter Kognition geprägten Senf beinahe zwanghaft unter die „Artikel“ schmieren. Um diese niveauvollen Beiträge nicht unnötig zu verwässern, verzichten die Mitarbeiter der Social-Media-Abteilung auf jegliche Moderation.


In eigener Sache: Unser Chefredakteur hat lange Zeit die Facebookbeiträge der Journalistendarsteller kommentiert. Vor allem ironisch, sarkastisch, teils auch recht zynisch zog er im Suff über die deplatzierten Wortspiele, an Lächerlichkeit kaum zu überbietende Clickbaits und ähnlichen Firlefanz her. Diese Nebenbeschäftigung ist leider nicht mehr möglich, da dies anscheinend seitens der Redaktion oder irgendeines Praktikanten blockiert wurde. Gründe wurden nicht kommuniziert, was dem Transparenz-Leitbild der Zeitung entspricht. Wer aber Verschwörungen verbreitet, eine Prise Ausländerfeindlichkeit loswerden möchte, kann dies selbstverständlich ungehindert tun. Wir sind nicht beleidigt, hätten aus pädagogischen Gründen nur gerne gewusst, welcher Kommentar die satirischen Interpretationsfähigkeiten des oder der Zuständigen überfordert hat. Trotz der Bemühungen vernunftbegabter Wesen (#freewerlerkötte) scheint sich an der Sperre nichts zu ändern. Wir werden uns aber auch nicht bemühen, in den Dialog zu treten, da vergangene Versuche eher frustrierend waren. So wiesen wir mehrfach auf offensichtliche Fehler hin, teilten der Online-Redaktion eines Tages mit, dass sie eine interne Mail auf der Homepage veröffentlicht hatten, erhielten aber weder Dank noch irgendeine Art der Rückmeldung. Die dann vorgenommenen Veränderungen wurden auch nicht der Allgemeinheit vermittelt, was bei seriösen Medienanbietern Normalität ist. Nun ja, immerhin lesen wir seitdem weniger, was unsere Wortakrobaten so zu bieten haben, was sich positiv auf die allgemeine Gemütslage ausgewirkt hat.


Die lesenswerten Artikel über Kegelvereine, Schützenfeste, Lokalpolitik und Schmierereien auf Bahnhofsklos sind oftmals mit Bildergalerien geschmückt, die layouttechnisch als avantgardistische Kunst bewertet werden können.


Wer also noch kein stolzer Abonnent des Anzeigers ist, sollte nicht lange warten. Als Prämien warten Schlüsselanhänger, billiger Elektonik-Schnickschnack und anderer Firlefanz auf den Fan von gefüllten Altpapiertonnen.


Zirkus:

Angsteinflößende Clowns, die gerne Kinder in die Kanalisation zerren, gezähmte und gequälte Wildtiere, akrobatische Einlagen, frisch aufgewärmtes Popcorn. Die Zirkusbranche hat seit einiger Zeit mit Kritik zu kämpfen und muss sich teils berechtigter Vorwürfe erwehren. Werl ist die Heimat des San Pedro Piccolino Zirkus, der nichts mit der Unterwerfung und der Dressur von Löwen und Nashörnern zu tun hat. Einst gegründet von Legende Diethmar „Otti“ Haupt, bietet er Jugendlichen und Kindern Möglichkeiten, sich in den Sparten der Unterhaltung auszutoben.


Außen bunte Tristesse, innen magische Parallelwelt.

Zuende:

Beinahe alles im Leben muss ein Ende finden. Sogar das Leben selbst. Kehr, da werde ich zum Schluss ja zu nem richtigen Philosophen oder wie man die Dampfplauderer nennt. Setze mich gerne neben den Precht und bewundere sein Haar, das lenkt so schön von dem dummen Zeug ab, das seine wohlgeformten Lippen verlässt.

Diese Kategorie war konzeptionell von Beginn an zu einem absehbaren Dasein verdammt. Schließlich hat unser Alphabet nur eine begrenzte Anzahl an Buchstaben, mit denen sich immerhin allerlei Unfug treiben lässt.

Im Verlaufe der Reise ist mir immer wieder aufgefallen, dass das eine oder andere Thema, Bauwerk, Ritual o.ä. gefehlt hat, jedoch bereue ich das gewohnt unstrukturierte Vorgehen in keiner Weise. Schließlich handelt es sich um kostenfreien Content, für den keine Bäume geschlachtet werden mussten.

„Werl- Von A bis Z“ hat damit seinen finalen Beitrag erhalten. Die Werler Kötte ist aber noch lange nicht am Ende. Viele ungeschliffene Texte stecken in der Pipeline, und in Werl tut sich bekanntlich auch eine Menge. Wir berichten weiterhin aus unserer Zentrale, in der Pfand noch was wert ist.


Bleibt köttig und vielen Dank für das Interesse!

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