Hallo ihr Lieben! Da der müffelnden Kötte nicht mehr viel einfällt, hat er mich darum gebeten, ein bisschen was zu schreiben. Falls es euch interessiert, berichte ich mal ein wenig von mir. Ich möchte nicht zu selbstverliebt erscheinen, aber meine Pflegeeltern haben mich darum gebeten. Da sie mich mit Futter versorgen und auch meine imposanten Hinterlassenschaften entsorgen, wollte ich ihnen den Gefallen mal tun.
Geboren bin ich in Bosnien. Das ist östlich von hier. Der Tierschutz transportierte mich dann nach Soest, wo ich im Tierheim ein neues Zuhause fand. Jedenfalls für eine kurze Zeit. Die Leute nannten mich Don, was ich schon damals recht peinlich fand, aber immerhin gab es ordentlich was auf den Teller und die Mitarbeiter bzw. Mitarbeiterinnen haben sich gut um mich gekümmert. Eines Tages kam meine jetzige Pflegemama vorbei und ging mit mir spazieren. Das war mein allererster Spaziergang! Wenig später wurde ich von ihr abgeholt und durfte im Auto vorne sitzen!
Mein neues Zuhause liegt auf dem Land. Hier gibt es zwar kein Abwassersystem, aber Glasfaserkabel. Muss man nicht verstehen. Aber ich schweife ab. Im Haus wurden mir einige Ecken vorbereitet, in denen ich mich von den Strapazen etwas erholen durfte, was ich auch ausgiebig tat. Die großen Kissen und Körbchen waren nicht nur bequem, sie eigneten sich auch hervorragend, um die Funktionalität meiner Beißerchen zu überprüfen. Inzwischen haben mir meine Pflegeeltern allerdings Möbel gekauft, die ich nicht zerkleinern kann.
Anfangs war ich noch etwas schüchtern. Gerade die Spaziergänge waren zunächst nicht so mein Ding. Aber mit Leckereien geht eigentlich alles. Vor allem, wenn meine Zweibeiner Obst futtern, freue ich mich besonders. Dann kann ich Banane, Apfel oder lecker Birne abgreifen, denn gesunde Ernährung liegt ja im Trend.
Im Dorf gibt es viele andere Vierbeiner, mit denen ich befreundet bin. Besonders mit unserer Nachbarin geht es immer ordentlich ab. Zusammen heizen wir über die Feldwege, spielen und gucken, was die anderen Tierchen so treiben. Rehe, Pferde, Hasen, hier gibt es alles.
Bei den Nachbarn von der anderen Seite leben auch Hunde. Besonders der Kleine ist ne coole Socke. Wenn unsere Pflegeeltern nicht aufpassen, versuchen wir Tunnel zu graben, wie früher in der DDR. Bisher haben wir den Durchbruch aber noch nicht geschafft, weil wir immer wieder erwischt werden. Aber im Feld gibt es zum Glück keine Zäune. Also schon, für die Pferde, aber nicht für uns.
Vor kurzem wurde ich auch eingeschult. Ich bin zwar kein Streber, komme mit dem Unterricht jedoch gut zurecht. Die anderen Zweibeiner nennen mich Gentleman, was hoffentlich was Gutes ist. Allgemein scheine ich ein ziemliches Naturtalent zu sein. In der ersten Nacht habe ich ein großes Geschäft im Wohnzimmer abgeschlossen, weil die Zweibeiner nicht sonderlich aufmerksam waren. Ansonsten habe ich meine Termine ausschließlich an der frischen Luft wahrgenommen. Das ist definitiv einer der Vorteile als Hund.
Mein Alltag ist ne feine Sache. Morgendliche Verdauung im Garten, wobei die zwitschernden Vögel etwas nerven. Danach geht es wieder ins Bett, wo ich eine Massage für den Rückenbereich bekomme. Wenn die Zweibeiner ihre dunkle, dampfende Brühe getrunken haben, geht es auf die erste Runde. Unterwegs nennen mich meine Pflegeeltern manchmal Usain Bolt, was wohl ein Insider sein wird, den ich noch nicht verstehe. Die Feldwege sind ein großer Spielplatz. Ich kann über Gräben springen, Maulwurfshügel erkunden und frisches Pfützenwasser süppeln. Ich übe gelegentlich auch schon für meinen Berufswunsch, denn ich möchte als Spediteur und Fachmann für Holzwirtschaft tätig werden. Dementsprechend zerkleinere ich unhandliches Geäst und transportiere die Fundstücke ins und ums Haus. Allerdings tauge ich auch als Spielzeugtester, der die Stabilität und Widerstandsfähigkeit von Plüschtieren und anderem Kram überprüft. Bin ja noch jung.
Manchmal habe ich „meine 5 Minuten“, dann zünde ich den Turbo und heize akrobatisch über Sofas, Stühle und alle denkbaren Hindernisse hinweg. Danach bin ich meist ziemlich müde und genieße meine Ruhe. Mittlerweile habe ich es ganz gerne, wenn ich zugedeckt bin. Auch kleine Dinge können eben einen Unterschied machen.
Für die Arbeit des Soester Tierheims bin ich auf jeden Fall sehr dankbar, denn hier fühle ich mich echt wohl. Einmal ist auch eine Frau gekommen, um zu gucken, ob es mir gut geht. Sie hätte mich sicherlich auch mitgenommen, aber meine Pflegemama lässt mich hier zum Glück nicht mehr weg.
Bevor ich es vergesse, Spenden können die da immer gebrauchen, ich bin darauf ja nicht mehr angewiesen. Passt auf euch auf!
Euer Kurt (f.k.a. Don)
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