top of page
  • AutorenbildWerler Kötte

J wie Judentum

Aktualisiert: 18. Mai 2023


Judentum:

Leider gibt es in der Gegenwart keine jüdische Gemeinde in Werl. Woran das wohl liegen mag? In der Zeit, als orthogonal hergerichtete Oberlippenbärte im Trend lagen, gab es hier noch eine aktive Gemeinschaft von jüdischen Mitbürgern, die sich vorbildlich in das teutonische Leben integriert hatten. Mitglieder der Gemeinde waren im Schützenverein, der freiwilligen Feuerwehr und den Sportabteilungen aktiv. Regelmäßig wurden Feste veranstaltet, um einander kennenzulernen und gemeinsame Zeit zu verbringen.


Pflichtlektüre für Kötten

Die Gemeinde Werl umfasste zwischenzeitlich über 130 Mitglieder. Im Jahr 1911 jährte sich der Bau der Synagoge zum 100. Mal, weshalb gemeinsam mit den Christen gefeiert wurde, zu deren Feiertagen die jüdischen Einwohner als Würdigung wiederum ihre Häuser schmückten.

Nach und nach wurden die Daumenschrauben angezogen, die wirtschaftliche Grundlage entzogen, der Alltag durch zermürbende Handlungen erschwert und immer unmenschlichere Gesetze erlassen, die ein wie auch immer geartetes Leben in Werl unmöglich machten. Dennoch blieben viele hier. Selbst nach der Progromnacht, in welcher die Synagoge zerstört wurde und Feuerwehrleute lediglich die Nachbargebäude vor dem Brand schützten, versuchten die jüdischen Werler zu überleben. Geleitschutz für die ewig nachwirkenden Verbrechen gaben sowohl Ordnungshüter als auch einfache Leute. Geschichte wird von Siegern geschrieben, lautet eine Parole ewig Gestriger, und sie ist dermaßen falsch, dass es schmerzt. Wir Teutonen waren schon immer Freunde von Bürokratie, weshalb wir die Verbrechen vorbildlich dokumentiert haben. So wurden im Vorfeld der Progromnacht eindeutige Anweisungen erteilt. So sollte sich die Polizei bei der „regierungsamtlichen Aktion“ zurückhalten und die Feuerwehr sich Zeit lassen, da es sich um einen organisierten Brand handeln würde! Viele Dokumente finden sich in der Dissertation von Hans Zacher wieder, der sich ausführlich mit der jüdischen Gemeinde Werls beschäftigt hat. Darin werden auch Einzelschicksale beleuchtet, was den Kloß im Hals größer werden lässt.



Nach und nach wurden sie deportiert, erniedrigt und ermordet. Der jüdische Friedhof wurde zum Splittergraben umfunktioniert und fast alle Grabsteine zerstört.


Innerhalb der Stadt erinnern Stolpersteine an das schreckliche Kapitel deutscher und Werler Geschichte. Mögen wir uns nicht nur an den Gedenktagen der großen Verantwortung bewusst sein, die uns immer begleiten sollte. Schließlich befinden sich geschichtsrevisionistische Arschlöcher auf dem Vormarsch, denen Widerstand zu leisten unsere Pflicht ist.









Jugend:

Der demografischen Entwicklung zum Trotz treiben sich in Werl noch immer Menschen herum, die ohne Rolator vorwärtskommen. Sie sind unsere Zukunft, weshalb eine fatalistische Lebensweise mehr als angebracht erscheint. Die Köttenkinder lernen schon früh, worauf es ankommt. Sie eilen pöbelnd durch die Stadt, rotzen gelblichen Schnodder auf das Trottoir und schlürfen zwischendurch Gummibärenpisse. Im Kurpark lernen sie, wie man beim Rauchen einer geschnorrten Zichte böse guckt und die eine oder andere Pfanddose abgreifen kann.

Wenn die Dorffeten auf dem Programm stehen, machen sie erste Erfahrungen mit allseits beliebter Komasauferei, damit das Treten in die vollgekotzten Fußstapfen der Parentalgeneration auch erfolgreich gelingt.



Um den pickligen Schulschwänzern die Befriedigung ihrer niederen und nichtigen Bedürfnisse zu ermöglichen, hat die Stadt einen Prachtbau in Form des „Jugendzentrums“ umgesetzt. Hier können die Blagen abseits elterlichen Terrors Zeit verbringen. Unterschiedliche Fachkräfte stehen dabei an ihrer Seite, haben ein offenes Ohr für die individuellen Sorgen, bieten Freizeitaktivitäten an, stellen Wissen zur Verfügung und ermöglichen den Heranwachsenden, an einem geschützten Ort ernstgenommen zu werden.



Justizvollzugsanstalt:

Welch sperriger Begriff für ein Hotel, dessen Gelände man nicht verlassen darf. Der Werler Knast ist deutschlandweit bekannt, denn hier tummeln sich die ganz bösen Buben. Lange Jahre versah mit Joe Bausch, ein waschechter Tatort-Schauspieler seinen Nebenjob als Arzt für die Inhaftierten. Aber auch allgemein ist das imposante Bauwerk ein echter Hingucker und zugleich einer der größten Arbeitgeber im Stadtgebiet. Wärter und Wärterinnen, Putzkräfte, Kochkünstler und viele weitere Sparten des Brötchenverdienens müssen schließlich abgedeckt werden, um den Betrieb aufrecht zu erhalten.



Im Knastladen können in Freiheit lebende Kötten die Erzeugnisse der Inhaftierten erwerben. Bürobedarf, Dekoartikel und vornehmlich Zubehör für Nagetiere wandern so aus den Gemäuern in die Freiheit. Die Knastbrüder haben meine Wissens nach aber auch größere Projekte auf die eingesperrten Beine gestellt. So wurden die Stühle der Aula des Mariengymnasiums damals von den Hafthänden frisch bezogen.


Meine Mutter erzählte mir, dass einst kurz vor der Entlassung stehende Männer die Straßen fegten und reinigten. Als Mutprobe galt dann das Anpöbeln bzw. Provozieren der Kerle. Es gibt Dinge, die ändern sich halt nie…


Die Geschichte des Knasts reicht weit zurück. Als preußisches Zentralgefängnis begann die Erfolgsstory des Baus, welches 1908 seine Pforten öffnete bzw. schloss. Werl konnte sich entscheiden, ob ein Industriebetrieb angesiedelt oder der gigantische Kerker für die Vollstreckung der Haftstrafen gebaut werden sollte.



Die Hintergründe von Inhaftierung und die damit verbundenen Ziele haben sich über die Jahrzehnte massiv gewandelt. Damals ging es um Sühne, Rache und Strafe. Das spielt zwar heute auch noch eine Rolle, doch gelten heute Resozialisierungsgedanken als vordergründige Marschroute. Sehr komplexes und kontroverses Thema, das den Rahmen hier sprengen würde.

Erwähnenswert ist noch die Zeit des NS-Regimes. Die Gepflogenheiten hinter Gittern wurden nochmals drastisch verschärft. Statt Nutzgegenstände des alltäglichen Bedarfs herzustellen, durften die Gefangenen unter Direktor Dr. Faber Waffen und Rüstungsgüter produzieren. Die Gottesdienste innerhalb der Mauern wurden von schwer bewaffneten SS-Leuten bewacht. Während Bombenalarmen standen die Inhaftierten Todesängste aus, derweil der Direktor seinen Fuhrpark in Sicherheit bringen ließ. Insgesamt einfach eine grauenvolle Zeit.



Joggen:

Das ist eine Pseudosportart für Nieten, die sich eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio nicht leisten können. Jogger tragen abscheuliche Klamotten, halten sich für Gesundheitsgurus und rennen keuchend über Straßen, Feldwege oder sonstige Orte, an denen sie garantiert von anderen Menschen gesehen werden.


In Werl kann man dieser idiotischen Beschäftigung vielerorts nachgehen. Ob mit Güllegeruch im Feld oder gelenkramponierend auf Kopfsteinpflaster in der City. Die ziellos umherlaufenden Kopfhörer auf 2 Beinen treffen sich am Silvestertag zum jährlichen Ritual und laufen entlang der B1 nach Soest, während trunkene Zuschauer frenetisch applaudieren.

154 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


bottom of page