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  • AutorenbildWerler Kötte

Kaufland

Wer braucht schon Shopping-Mall oder Outlet-Center, wenn am Ende der Fußgängerzone mit Kaufland der feuchte Traum des Konsums in all seiner Pracht herumsteht? Korrekt, das ist eine rhetorische Frage. Also, das heißt, ich erwarte keine Antwort. Hättet ihr im Deutschunterricht mal besser aufgepasst, dann wäre dieser Text auch kürzer. Um euch dennoch nicht zu überfordern, basteln wir aus unserer Kaufland-Huldigung einen klassischen Zweiteiler.  

 

Ein super Supermarkt

 

Wir leben bereits im Jahr 2024, doch einige Dinge ändern sich wohl nie. Das deutsche Verwaltungswesen ist auf die Nutzung von Papier angewiesen und der teutonische Konsument kauft sich seine Lebensmittel im Supermarkt, statt sie den arbeitsscheuen Paketboten aufzuhalsen. Wer den Vorrat mit Konserven auffüllen möchte, hat in Werl die Qual der Wahl, doch Ortskundige pilgern meist gen Kaufland, was mannigfaltige Gründe hat. Mannigfaltig bedeutet „viele“.


Wir lieben unser Auto, denn es macht seinen Job, weshalb es öfters gewaschen wird, als der eigene Intimbereich. Um diesem Umstand Rechnung zu tragen, kann man seine Karre bei Kaufland gratis abstellen ohne hektisch Parkscheiben aus dem vermüllten Innenraum zu bergen. Anderswo ist die Parkzeit begrenzt, was zeigt, dass gewisse Unternehmer keine Ahnung von nichts haben. Je länger meine Rostlaube herumsteht, desto mehr Zeit habe ich, meinen Dispo mal so richtig zu überziehen. Hier bei Kaufland ist man sich dessen bewusst.

 


Göttlicher Parkplatz

Essen, Trinken und was der Mensch sonst so braucht

 

Das Herzstück des Kauflandtempels ist der eigentliche Supermarkt. Hier findet man alles, was man braucht, um in den widrigen Lebensbedingungen Werls zu überleben. Damit der werte Leser oder die werte Leserin sich zumindest den Hauch einer Vorstellung von dem gigantischen Angebot des hiesigen (hier, vor Ort) Kauflands machen kann, wagen wir einen Blick in das sorgsam sortierte Sortiment. So sorgsam, dass die sehnlich herbeigesehnten Produkte oft nicht mehr vorrätig sind. Aber das gilt nicht nur für Kaufland, sondern das gesamte Leben.


Wir starten mit dem Einkaufswagen, denn in einen Tragekorb passt ja nicht einmal der Kasten Warsteiner (kaufen, wegkippen, zack gute Tat). Wie es sich gehört, findet man zu Beginn das verwelkende Grünzeugs für die Meerschweinchen, wobei man aus den Kartoffeln immerhin nahrhafte Fritten zaubern kann. Im gegenüberliegenden Gang sind die Regale ästhetisch mit wohlgeformten, hinreißend designten Konserven bestückt, mit denen mutmaßlich jedem die Zubereitung einer essbaren Mahlzeit gelingt. Tütensuppen und Mikrowellengourmetgerichte runden die Auswahl ab.  


Früher gab es in unserer Fußgängerzone noch eine Tchibo-Filiale. Kaufland sei Dank können diese Flächen nun von Handyläden und TEDi-Verschnitten genutzt werden, denn der Kaffeehändler zeigt hier Präsenz und bietet Handyhüllen, Keksformen und Sportklamotten (dekorative Textilien) an. Wenn wir nun die Seite wechseln, können wir uns Nudeln in allen Formen und Größen krallen, noch ein paar Packungen Frühstückscerealien draufwerfen. Anschließend besteht die Möglichkeit, dem Warenkorb noch einige Fuhren Zucker hinzuzufügen, denn Kelloggs und Co. kommen besser, wenn man das fade Zeugs mit kristallenen Körnchen besprenkelt.


Was kann man mit Zucker und Mehl noch so machen? Genau, eine riesengroße Kleckerei. Wer zu faul ist, Unmengen an Zutaten abzuwiegen, sucht sich eine Fertigmischung mit Gelinggarantie aus. Einfach alles in eine halbwegs saubere Schüssel schütten, bisschen umrühren, in den Ofen stellen, merken, dass die Temperatur nicht eingestellt wurde, anschließend vergessen, dass man nen Kuchen im Ofen hat und letztlich eine krosse Variante genießen. Mit viel Schokoglasur kann man das Malheur, den Fauxpas, kehr das Missgeschick überdecken.



Meine Meinung, weniger Solarium.

   

Im Urlaub vermisse ich Brot… Und Arbeit

 

Die Deutschen sind für viele Dinge bekannt, für einige berüchtigt. Unser Brot ist Weltkulturerbe, weshalb man es bei Kaufland in allen Formen und Größen finden kann. Viele Menschen romantisieren das Backhandwerk, stellen sich weiß gekleidete Meister vor, die nachts in der Backstube stehen und tonnenweise Teig liebevoll per Hand kneten, formen und in den Ofen schieben. Das kann man so machen, aber die Masse wird eben in Fabriken von ausgetüftelten Maschinen mit Körnern beschossen.


Frisch aufgebackenes Zeugs kann sich der Brotliebhaber noch dampfend in das Plastikpapierhybridtütchen stecken. Wer gerne selbst einen auf Bob der Backmeister machen möchte, findet auch blasse Rohdiamanten, die man zuhause einfach in den röhrenden Backofen ballert, in dem die Reste der Tiefkühlpizza von vor 5 Jahren inzwischen härter als Titan geworden sind.  


Und was kommt aufs Brot? Unweit der geschnittenen Grundnahrungsmittel gibt es erste Anhaltspunkte. Konfitüre (Marmelade) täuscht dem gesundheitsbewussten Konsumenten den Verzehr von Früchten vor, wobei eigentlich gefärbter Zucker in den Gläsern herumlungert. Nutella im praktischen Vorratskanister kann man auch direkt in den voller werdenden Wagen werfen. Die wichtigste Frage möchten wir an dieser Stelle ein für alle Mal beantworten. Natürlich kommt Butter (Margarine oder anderes Streichfett) unter die Nussnougatcreme. Wer das Zeug pur futtern will, schaufelt sich nachts einfach einige Esslöffel in den Schlund.


Wir Teutonen schmieren uns allerdings nicht nur zuckriges Zeugs auf das Fitnessbrot, denn wofür gibt es Tiere? Im weitläufigen Areal gibt es alles, was das Carnivorenherz (Carnivoren essen Fleisch) unregelmäßig Blut durch die verfetteten Adern pumpen lässt. Praktisch zurechtgeschnittene Schweinepobacken in Scheibchenform, Leberwurst (das Streichfett für richtige Kerle), Bratwurst, Wurstwurst und Bärchensalami für die kleinen Kids. Sogar eine Frischetheke bietet dem Kauflandkunden das Gefühl, das einem sonst nur der Metzger von nebenan gegeben hat.

 

Wenn der Bofrostmann zweimal klingelt

 

Wenn der Homo sapiens (der weise Schwule) früher Lebensmittel haltbar machen wollte, musste er sie beispielsweise massiv versalzen und damit ungenießbar machen. Heute haben wir es gut. Entweder greifen wir zur Chemiekeule oder wir frieren die eingetupperten Leckereien ein. Tiefkühlkost ist bequem und in der Zubereitung selbst für unseren Praktikanten eine zu bewältigende Herausforderung. Außerdem kann man sich die Packung Spinat auch auf den schmerzenden Knöchel legen, wenn man beim Gang zur Tiefkühltruhe mal wieder umgeknickt ist. Jedenfalls besser als den Quatsch zu essen.


Bei Kaufland sind die Schränke und Truhen prall gefüllt mit Pizzen (ich weigere mich Pizzas zu schreiben außer, um meine Weigerung kundzutun), Gemüsegedöns, Fritten, aber auch Torten, Eiscreme und anderem Süßkram.

 

Kopfschmerzen? Dann musste was trinken!

 

Kauflands große Stärke ist die diversifizierte (in diesem Fall das Anbieten vieler Produkte aus unterschiedlichen Sparten) Aufteilung des Sortiments. Wofür einen Getränkemarkt ansteuern, wenn dieser hier integriert ist? Dabei spielt es keine Rolle, ob man sich das feine Mikrowellenessen mit ner Pulle Wein schönsaufen möchte oder direkt zu den großkalibrigen Schnäpsen greift, um sich die Lichter schnellstmöglich auszuknipsen. Trinkanfänger finden hier auch süße Liköre, die den teils bitteren Geschmack der Volksdroge überspielen.


Man kann aber nicht nur Alkohol trinken. Das funktioniert lediglich für den Aufenthalt am Ballermann, wenn man mit der Fußballmannschaft oder Kegeltruppe unterwegs ist. Daher gibt es im integrierten Getränkemarkt Wasser, Eistee, gefärbtes Zuckerwasser oder Sirup, um sich das heimische Kraneberger selbst zu aromatisieren. Die junge Generation hat hingegen die Auswahl zwischen allerlei kunterbunten Energydrinks, mit denen man bis 20 Prozent länger TikTokvideos schauen kann ohne sich übergeben zu müssen.

 

Ist das hier TEDi? Wo bin ich gelandet?

 

Diversifizierung ist im Kaufland allgegenwärtig. So kann der findige Sparfuchs auf abenteuerliche Schnäppchenjagd gehen. Denn in einer Abteilung warten nicht nur Batterien, Ladekabel und weiterer Elektronikfirlefanz, sondern auch sogenannte Angebote. Das kann ein billiger Fernseher, ein lautstarker Staubsauger oder ein Swimming-Pool sein. Spielzeug für die nörgelnden Blagen, Malbücher, Schreibwaren oder gar Zeitschriften. Scheinbar gibt es hier nix, was es nicht gibt.


Wo wir bei den Blagen sind. Bekanntlich benötigen die heranwachsenden Kleinstmenschen eine besondere Nährstoffkomposition, die sich in der speziellen, auf kindliche Bedürfnisse ausgerichteten Produktpalette von „KINDER“ wiederfindet. Im Kaufland kann man seinem Nachwuchs die richtige Mischung aus Schokolade und salzigen Snacks zusammenstellen.


In der Kühlabteilung gibt es weitere essenzielle Bausteine einer ausgewogenen Ernährung zu entdecken. Schokopudding, Vanillemilch, Sahne, Käse (sogar Sorten, die stinken, obwohl sie noch genießbar sind), Quark (PROTEINE!!!) und Knoblauchcreme für die Abwehr nächtlicher Vampirangriffe.

Deo, Duschgel und Diverses

 

Diversifizierung bleibt ein Thema. Schließlich gibt es sogenannte Drogeriemärkte, deren Besuch man sich allerdings schenken kann, wenn man bei Kaufland einkehrt. Wer stinkt, stellt sich unter die Brause und reibt seinen müffelnden Körper mit Duschgel ein. Wer Wasser sparen möchte, sprüht eben großflächig Deo. Zähne putzen sollte man auch, weshalb es eine reichhaltige Auswahl an Tuben gibt, die allesamt von Ärzten oder so empfohlen werden.


Klopapier in Jugendherbergsqualität oder zum Kuscheln ist zu gigantösen Türmen gestapelt und wartet nur auf seinen Einsatz. Wer zu faul ist, sich darum zu kümmern, kann sich mit Windeln ausstatten und sein Geschäft effizient beim Gehen abwickeln, denn Zeit ist Geld oder so.


Da man für Wau-Wau und Miau-Miau nicht extra zu Fressnapf düsen möchte, finden sich für die befellten Mitbewohner ebenfalls zahlreiche Menüs im Sortiment wieder. Passenderweise gibt es in dem Bereich auch Putzmittel, um die beißend stinkende Kotze wegzuwischen, in denen noch halbverdaute Überreste gefangener Mäuse herumschwimmen.

 

Einmal hin, Konto leer

 

Das war jetzt nur ein flüchtiger Blick in das Sortiment und dennoch sind wir nun ein Vermögen los. An der Kasse gibt es noch ein Ü-Ei für den Kurzen und nen Kurzen für den Papa. Abgerundet wird der erfolgreiche Einkauf mit einer Stange Kippen.

Beim nächsten Mal kümmern wir uns dann um alles, was außerhalb des eigentlichen Supermarktes so geboten wird. Hoffentlich wird der Text nicht so lang. :D


Kein Geld mehr? Hier gibt es Nachschub

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