Herzlichen Willkommen zur Fortsetzung, in der wir uns erneut mit Kaufland auseinandersetzen. Das Schnapsregal ist prall gefüllt, die Pfandsäcke wiederum leer, weshalb wir den Einkaufswagen heute stehen lassen, denn hier gibt es nicht nur Fressalien und Sprit. Wir folgen dabei keinem roten Faden, sondern klappern die einzelnen Anziehungspunkte in der Reihenfolge ab, in der sie uns in den Schwachsinn kommen.
Kannst du kaum noch gehen, gönn dir ne Packung Ibuprofen
Jeder hat seine Wehwehchen, daher verbringen wir so gerne Zeit in den Wartezimmern der unterschiedlichsten Praxen. Die Ärztin des Vertrauens weiß, was zu tun ist, wenn die Arterien verstopft sind. Weniger Fleisch, weniger Bier, doch das käme einer Kapitulation an die Ideologie der Extremisten gleich. Deshalb muss was von der gnädigen Pharmaindustrie her. Der Rücken tut weh, etwas mehr Bewegung wäre da sicherlich heilsam, doch man zahlt ja Steuern für den neuen Diesel und Fahrradfahren ist schließlich gefährlich. Ein paar Schmerztabletten werden da schon helfen. Also erhält man ein Rezept (mittlerweile sogar in digitaler Form- fragt mal in den Apotheken, wie gut das klappt^^ jaja, es klappt durchaus, aber eben nicht immer), mit dem man bei den Weißkitteln die gewünschten Drogen abholen kann. Also, außer es handelt sich um Antibiotika oder so, da könnte das vorherige Abtelefonieren dutzender Anbieter unsinniges Gerenne vermeiden.
Hier soll es allerdings nicht um die Wirren unseres Gesundheitssystems gehen, denn damit kennen sich Leute mit eigenem Youtube-Kanal besser aus. Wer vom Arzt die Monatsration Tabletten, Pillen und Pülverchen verschrieben bekommen hat, kann sich in der angebundenen Apotheke die Einnahme erklären lassen. Eine Packung Traubenzucker und die Apotheken-Umschau gibt es obendrauf.
Shopping
Wer gerne shoppen geht, wird auf der Flaniermeile „Kö“ alles finden, was er sich nicht leisten kann. Doch „wer wohnt schon in Düsseldorf?“, fragte einst Herbert Grönemeyer. Werler jedenfalls nicht. Aber auch wir möchten uns schick kleiden, wenn wir beim TEDi etwas Deko für das Meerschweinchengehege kaufen oder bei der Bank um die Erhöhung des zu knappen Dispos bitten. Bei Kaufland wird diesen Grundbedürfnissen des modernen Menschen Rechnung getragen.
Ernstings Family ist ein Laden, der vornehmlich von weiblichen Wesen betreten wird. Warum? Keine Ahnung, ich bin keine Frau, aber Männer wissen alles oder stellen es zumindest so dar. In dem Geschäft gibt es vornehmlich Klamotten für die Damen der Schöpfung und Miniaturmenschen (sogenannte Kinder), was ein entscheidender Aspekt für die überproportionale Frequentierung sein könnte.
Doch nicht nur Frauen bedecken ihre Körper gerne mit trendigen Textilien. Majestätische Männers schauen bei Takko nach kostengünstigen Eierkneifern und schlechtsitzenden Buxen. Garniert wird die abscheuliche Auswahl mit pseudolustigen Sonnenbrillen oder einem Hut, der das lichter werdende Haupthaar kaschieren soll, allerdings das absolute Gegenteil erreicht.
Wie wäre es mit diesem Imprägnier-Spray?
Schuhe dienen vielerlei Zwecken. Sie schützen uns vor dem Anblick der krummen Füße, an deren schiefen Zehen wuchernde Nägel haften. Außerdem halten sie den beißenden Geruch, der von den Stinkemauken ausgeht, halbwegs in Schach. Eine der ersten Anlaufstellen für geschnürte Fußklamotten war und ist Deichmann. Meine ersten Fußballschuhe (Victory) wurden mir einst in der Filiale gegenüber von Danielsmeier gekauft, wo zeitweise die S1 untergebracht war. Seit langem steht der Laden leer; selbst TEDi wagt sich nicht da rein. Inzwischen befinden sich die Räumlichkeiten Deichmanns in den Räumlichkeiten Kauflands. Toller Satz.
Bei Deichmann findet man alles, was man für die Schochen braucht. Teure Sneaker, Laufschuhe, die man dekorativ in die Vitrine stellen kann, Badelatschen zur Fußpilzvermeidung beim Freibadbesuch, Stöckelschuhe für Schmerzen beim Gehen, Hausschuhe für den Gang vom Schnapsregal zur Couch oder dicke Winterstiefel, mit denen man früh morgens das Trottoir von Schnee und Eis befreien kann.
Wer den Laden betritt, wird unweigerlich angequatscht. Einer von vielen Vorteilen des Online-Shoppings. „Kann ich Ihnen helfen?“ „Gewiss, ich suche Schuhe, aber nur, wenn sie mir an der Kasse ein Imprägnierspray aufschwatzen.“
Sie haben Post
Gerade in ländlichen Bereichen ist das Angebot der Deutschen Post maximal als spärlich zu bezeichnen. So eine Filiale zu betreiben, hat eben nicht nur Vorteile. Im Kaufland gibt es für die Briefmarkensammler aber eine Anlaufstelle. Hier kann man Kartons voller Fehlkäufe loswerden und wieder retournieren. Oder man schafft Platz für neuen Plunder und verschickt Staubfänger, für die bei Kleinanzeigen immer Abnehmer zu finden sind. Eine analoge „Kleinanzeigen-App“ bietet Kundinnen und Kunden die Möglichkeit, Angebote anzubieten („Biete einen Fliesentisch für 50 Mark.“) oder nach Dingen zu suchen („Suche Sinn des Lebens“).
Besonders in der Vorweihnachtszeit stehen die Werler Weihnachtsmänner Schlange, um die geliebte Familie und enge Freunde mit geschmacklosen Geschenken zu versorgen, die im Keller oder auf dem Dachboden landen.
Direkt daneben gibt es feinste Büdchenware im Kiosk. Ja, ich nenne das Kiosk. Zeitschriften, Magazine, Sammelkarten, Tabak, Vapes, Rubbellose und weitere Angebote aus dem Schlaraffenland des Glücksspiels warten auf den investitionsfreudigen Süchtigen.
Angst?
Menschen haben Angst. Angst vor Andersaussehenden, Angst vor bargeldlosen Zahlungsmöglichkeiten, Angst vor Bratwurst ohne totes Tier oder geschlechtergerechter Entlohnung und vielen weiteren Dingen.
Einige Leute haben sicher Panik, wenn sie an Vampire denken. Also vor den zähnefletschenden Bleichgesichtern, die u.a. von Tom Cruise und Brad Pitt dargestellt wurden. Nicht vor den dröge vor sich hinglitzernden Gestalten, die in etwa so furchteinflößend sind, wie ein Schmetterling im Sonnenschein. Wie jeder wissen dürfte, hilft gegen die Blutsauger Knoblauch. In handelsüblicher Dosis taugt das wohlduftende Zeug aber nicht. Daher kann man beim orientalischen Schlemmerstand, hochpotente Knobisaucen kaufen. Oliven und weitere exotische Exoten finden sich ebenfalls in der Auslage. Wer also prophylaktisch gegen die nachtaffinen Schneidezahnfetischisten vorgehen oder seinen Sitznachbarn im Bus nerven möchte, greift hier zu!
Sind die echt?
Aussehen ist wichtig. Kommt mir nicht mit inneren Werten, die interessieren vielleicht beim Überraschungsei oder bei der Packung Pokémonkarten. Wer schön sein will, kann auf seine Ernährung achten und ausreichend Sport treiben. Das macht aber nicht so viel Spaß. Da kommt der Beauty-Salon im Kaufland ins Spiel. Hier kann man sich die krummen Fingernägel bepinseln oder sich gigantische Wimpern per Heißklebepistole an die eigenen, eher kümmerlichen Exemplare ballern lassen.
Frisch aufgehübscht besteht nun die Möglichkeit eines exklusiven Photoshootings ohne die lüsternen Blicke des Fotografen. Einfach in die Fotofixkabine setzen, debil grinsen und schon hat man das Bild für den neuen Personalausweis.
Direkt daneben kann sich die Parentalgeneration gegen etwas Klimpergeld Ruhe kaufen und die Blagen in ein ruckelndes Polizeiauto setzen. Einst stand dort ein Motorrad; ob es sich um ein frühkindliches Abwerbeprogramm handelt, ist nicht eindeutig zu klären.
Käffchen? Kuchen?
Geld ausgeben ist anstrengend, wenn man nicht gerade auf dem Pott sitzend Schonbezüge für die Klobrille bestellt. Daher haben die Kauflandkonstrukteure an eine Bäckerei mit Sitzmöglichkeiten gedacht. Hier kann man sich frisch aufgewärmten Apfelkuchen zwischen die Kauleisten schieben, während man in der Bildzeitung erfährt, warum nur die Bildzeitung seriös ist. Sobald die Blase bis zum Eichstrich befüllt ist, kann man sich den Luxus einer kostenlos nutzbaren Toilette gönnen. Bei der Gelegenheit bietet der Miniatur-Sexshop die Möglichkeit, hochwertiges Vibrierzeugs zu ergattern. Zuhause kann man die Neuerwerbung direkt ausprobieren.
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