Niederbergstraße:
Mal wieder ein Dorf! Niederbergstraße befindet sich (Überraschung) in unmittelbarer Nähe zu Oberbergstraße, welches beim nächsten Buchstaben Erwähnung finden wird. Hier gibt es Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, eine alte Kapelle und eine ehemalige Grundschule, in der inzwischen Hochzeiten und ähnlicher Firlefanz stattfinden. Ebenfalls flankieren fruchtbeladene Flächen die rissigen Feldwege, die als Strecke für Teilnehmer von Maiwanderungen und Vatertagsmärschen fungieren.
Nord:
Der Norden ist nicht nur eine ruhmreiche Himmelsrichtung, die zu Recht ganz Oben steht, sondern auch ein Gebiet in Werl, dessen Aussprache Furcht, Panik und Gänsehaut erzeugt. Im Werler Norden leben die gefährlichen Clans, die Schrecken, Terror und ihre Gene in sparsamen Radius verbreiten.
In Gebüschen und auf Spielplätzen sammelt sich Sperrmüll, die Blagen lernen, was es braucht, um in der Wildnis zu überleben und Ruhestörungen werden aus Respekt schon gar nicht mehr gemeldet. Wer es hier schafft, der ist zu Größerem berufen. So muss es jedenfalls sein, denn dort habe ich meine köttigen Kindheitstage verbracht.
Nette Toilette:
Wer kennt es nicht. Man hat morgens mal wieder 2 Dosen Faxe intus, kippt nen Pott Kaffee hinterher, und plötzlich meldet sich die Blase. Die dann zur Verfügung stehenden Optionen sind zahlreich. Eines der leerstehenden Schaufenster besprenkeln, es einfach laufen lassen, da in der Stadt ja eh niemand Zeuge des Malheurs wird oder die Mutprobe wagen, eine öffentliche Toilette aufzusuchen.
Doch unsere Köttenstadt bietet für den Fall der Fälle auch einen anderen Ansatz, nämlich die „Nette Toilette“. Normalerweise muss man sich das Recht auf Darmentleerung in einem Café durch den Kauf irgendwelcher Produkte erwerben. So handhaben wir das auch. Wenn der Schwager vorbeikommt, muss der erstmal löhnen, bevor er das Gäste-WC kontaminieren darf. In Werl gibt es allerdings einige Anlaufstellen, die auch Leistungserschleichern das Strullen kostenfrei ermöglichen. Eine Liste der Betriebe findet ihr hier.
Natur:
Der Mensch gibt zwar sein Möglichstes, um die Existenz von Flora und Fauna in die Verantwortlichkeit der Geschichtsbücher zu übergeben, doch noch gibt es Überbleibsel von Getier und Unkraut unter dem Feuerball zu bestaunen. Werl macht da keinen Unterschied und bietet allen Interessierten die Möglichkeit, Natur hautnah zu erleben. Neben dem Kurpark ist in diesem Bereich vor allem der Stadtwald zu nennen, der in Fahrtrichtung Wickede liegt.
Früher waren hier die kanadischen Soldaten stationiert, die ein Camp samt Casino und Kino bewohnten. Nach Abzug der Truppen transformierte sich das Gebiet zu einem beliebten „Lost Place“. Inzwischen wurde das Areal allerdings umgestaltet und soll der Bildung von Blagen über waldbezogene Themen dienen. Schade und schön zugleich…
Der Stadtwald ist bei Freiluftsportlern sehr beliebt, denn ein Trimm-Dich-Pfad ermöglicht knochenzermahlene und zermürbende Übungen. Auch Hundebesitzer lassen ihre Köter gerne über die schlammigen Wege streifen. Ein ansehnlicher Spielplatz rundet das Angebot ab, sodass ein Kurzurlaub in der grünen Lunge Werls eine Alternative zur Pauschalreise nach Neuseeland bietet.
Am 1. Mai stellt der Stadtwald das Ziel der torkelnden Traditionalisten dar. Inmitten von kackend zwitschernden Vögeln bewässern die Naturfanatiker dürstende Bäume mit durchsichtiger Pisse und genießen ihr Delirium im Beisein der durstigen Zecken.
Nägel:
Im Stile des Soester Anzeigers begreifen wir Nägel als Teekesselchen. In der Köttenstadt leben Macher, die hin und wieder mal Nägel mit Köpfen machen. Dafür braucht es Material, das der anpackende Heimwerker in einem der zahlreichen Baumärkte suchen kann. Doch neben hämmerndem Herumhauens haben wir bekanntlich auch Nägel an den Pfoten. Um diese in ästhetisch anmutiger Weise herauszuputzen, könnte man zunächst den Dreck unter selbigen entfernen. Werl allerdings gehobenere Ansprüche haben sollte, findet im Zentrum unterschiedliche Experten und Expertinnen, die sich dem gesamten Kosmetikwerk verschrieben haben. Also keine Scheu, schlimmer als vorher wird man wahrscheinlich nicht aussehen.
Neu:
Neu ist bekanntlich immer besser als das Alte. Deswegen hat die Industrie in zuvorkommender und vorausschauender Weise dafür gesorgt, dass die lebensnotwendigen Produkte (Haartrockner, Ladegeräte, Waschmaschinen, Fernseher usw.) nach einigen Jahren ihren Geist aushauchen, sodass man den Haushalt der Glückshormone durch einen neuerlichen Einkauf wieder auf ein akzeptables Niveau hieven kann. Doch soll hier nicht weiter auf die Umsichtigkeit der produzierenden Wohltäter eingegangen werden, sondern eine kurze Schilderung der Entwicklungen in Werl folgen, denn Förderprogrammen sei Dank ist so einiges in Bewegung gekommen. Die folgenden Beispiele erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, bin ja kein Bediensteter der Stadt. 😉
- Gym: So ist im Schatten des Kurparks ein Freiluftfitnesszentrum entstanden. An den Geräten können sich Jung und Alt austoben, wobei auch Künstler die Bauwerke als Projektionsfläche genutzt haben.
- Showtime: Ebenfalls wurde eine Bühne im Kurpark errichtet, in deren Umfeld gemütliche Sitzplätze Raum zur Entschleunigung bieten. Eine selbstreinigende Toilette (50 Cent Pissgebühr) befindet sich am großen Spielplatz in Teichnähe.
- Geplätscher: Auf dem Marktplatz befindet sich nun eine gigantische Steinfläche, welche die Sieben Quellen darstellen soll. Aus beleuchteten Einlassungen plätschern Fontänen und schmeicheln den trüben Augen, wenngleich der Lärm und die angelockten Kinder selbstredend Anlass für Gezeter und teutonische Beschwerden waren.
- W-Lan: Japp, richtig gelesen. Der Glasfaserausbau schleicht in halsbrecherischer Geschwindigkeit voran, doch in vielen Bereichen der Innenstadt können die Flanierenden nun auf kostenloses W-Lan zurückgreifen. Crazy Times…
- Leerstandentleerung: Wer durch die Fußgängerzone torkelt, dürfte gelegentlich erschrocken darüber sein, was aus dem gewohnten Anblick geworden ist. Wo sonst leerstehende Lokale Sicherheit spendeten, werden die Flächen nun vermehrt von Mietern besetzt. Hundefutter, Vintageklamotten, Duftwässerchen und mehr sind nun in den ehemals verwaisten Räumlichkeiten zu finden.
- Skatepark/ Ballspielfeld: Der Neubau an der ehemaligen Zweifachhalle lässt in traditionell deutscher Weise noch etwas auf sich warten. Dennoch stehen die Betonmischer nicht still. Eine schicke Skateanlage samt Aufenthaltsfläche wurde in Windeseile aus dem Boden gestampft. Daneben befindet sich ein Kleinspielfeld, auf dem man Pöhlen oder Körbe werfen kann. Eröffnung ist am 21.06., also Bälle aufpumpen, Ellbogenschoner entstauben und rauf auf die Piste.
Nazis:
Waren, sind und werden immer scheiße sein! Das klingt jetzt verkürzt und vulgär, aber wir sind hier schließlich bei Werler Kötte.
Wer sich näher mit dem Thema befassen möchte, dem sei „Werl unterm Hakenkreuz“ von Legende Euler ebenso empfohlen wie Zachers „Die jüdische Gemeinde Werls“. Eulers Standardwerk kann in der Stadtbücherei entliehen werden. Fakt ist, dass die Pseudopatrioten auch in unserer geliebten Stadt allgegenwärtig waren. Eine über 100-jährige Gemeinde wurde durch das faschistische Treiben für immer ausgelöscht und es waren nicht dahergelaufene Schergen, die das möglich machten. Diese gigantischen Verbrechen konnten nur begangen werden, indem die breite unscheinbare Masse passiv und aktiv mitgemacht hat. Auch heute findet man immer wieder Relikte der menschenverachtenden Ideologie im Stadtbild, weshalb Widerstand gegen jedwede braune Scheiße nicht nur wünschenswert, sondern einfach Pflicht ist.
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