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  • AutorenbildWerler Kötte

Super Nintendo

Wenn ich auf meine glorreiche Köttenkindheit zurückblicke, muss ich eingestehen, dass ich ein verwöhnter Jaust war. Übertrieben verwöhnt sogar. Wir hatten alles, was man brauchte, und bekamen das Meiste, was wir wollten. Ungeachtet finanzieller Sinnhaftigkeit wurden die formulierten Wünsche unter Missachtung des Kontostandes irgendwie umgesetzt. Das mag aus Sicht eines Schwaben wenig sinnvoll erscheinen, doch ich bin kein Schwabe. Dennoch ist aus mir ein Erwachsener geworden, der den Wert des Pfandes zu schätzen weiß.


Zocken nahm in meinem Leben schon immer einen nicht unwichtigen Platz ein. Über die Dauer meines Daseins ist dabei die Gewissheit gewachsen, dass Videospiele eine Kunstform sind, die abseits von staubigen Büchern und abstrusen Filmen zur Unterhaltung und Erweiterung des beschränkten Horizontes beitragen können. Und nein, ich meine jetzt nicht Candy Crush oder FIFA 69. Doch hier soll es jetzt nicht um eine kulturelle Auseinandersetzung mit dem Medium an sich gehen, das überlasse ich den Leuten, die da keine Ahnung von haben.


Klempner in Hyrule


Die erste Konsole, an die ich mich bewusst erinnern kann, war der Super Nintendo, ein graues Meisterwerk. Dunkel schwebt zwar noch der Vorgänger zwischen meinen schmalztriefenden Ohren umher, doch so richtig gestartet bin ich eben mit dem SNES. Alterstypisch hüpfte ich als Klempner mit Schnurrbart von links nach rechts, fand die musikalische Untermalung sehr unterhaltsam und erlebte den unschuldigen Spielspaß in aktiver Rolle am Controller.

Die Lernkurve bei den Jump’n’Runs war das Salz in der Suppe. Irgendwann wurden die kunterbunten Abenteuer sehr herausfordernd. Alle Anwesenden wechselten sich ab, bis das Level niedergerungen und das Ziel erreicht worden ist.


Allerdings bot das Teil mehr als Rumgehopse zu dudeliger Musik. Schließlich ist der SNES bis heute nicht nur ein beliebtes Sammlerobjekt, sondern wird tatsächlich noch zum Zocken genutzt.


Mein Bruder prägte bereits früh den Geschmack in Sachen Videospielen, wobei ich bei einigen Exemplaren eher in der Zuschauerrolle war. Als er Zelda-A Link to the past in den Schlitz rammte, sah ich gebannt, wie er mit dem Helden Soldaten niederschlug, Töpfe durch die Gegend schleuderte und allerlei Abenteuer bewältigte. Die Grafik war für unsere antiken Verhältnisse atemberaubend und der Soundtrack bildet noch heute einen festen Bestandteil in etlichen meiner Playlists. Ja, ich weiß… In einigen finden sich auch orchestrale Interpretationen von Pokémon-Songs, den Mario-Hits oder der OST von Resident Evil 2. Ich war für derartig anspruchsvolle Herausforderungen einfach noch nicht weit genug. Dennoch schaltete ich den japanischen Kasten gelegentlich an, wenn mein großes Brüderchen unterwegs war und daddelte an seinem Spielstand weiter. Bereits früh beherzigte ich dabei die goldene Regel des Speicherns.

„Wenn du Unhold einen fremden Speicherstand nutzt, wage es bloß nicht, auch nur einen Hauch zu verändern. Überschreibe ihn und du wirst ewig in der Hölle des eingefrorenen Ladebildschirms schmoren. Löschst du ihn, mögest du nur noch die guten Controller von Drittfirmen nutzen dürfen, bei denen mindestens ein Knopf ein Eigenleben führt, weil in ihm die verkommene Seele eines Speicherstandbetrügers schlummert.“


Brüderchen mit dem Gamboy.

So konnte ich immerhin auf ein ansehnliches Waffenarsenal zurückgreifen, ohne die dafür notwendigen Fortschritte selbst bewältigt haben zu müssen. Schon früh wusste ich einfach, wie man sich die Arbeit erleichtert…


Alles von Nintendo stand und steht in dem Ruf, familienfreundlicher Kitsch zu sein. Das ist natürlich genauso ein Quatsch, wie Aussagen darüber, dass Egoshooter für Massaker hauptverantwortlich sind. Aber wir wollen nicht abschweifen. Ich komme darauf, weil unsere Mamma schon immer ein Händchen hatte und in ihrem Erziehungsstil nicht auf die Vorgaben unkundiger Laien vertraute, sondern uns Zugang zu Medien ermöglichte, die oberflächlich betrachtet nicht für uns geeignet waren. Dafür schicke ich noch heute Dankbarkeit in die Gruft 😉


Wie man Kötten beschenkt...

Bei einem Urlaub in Spanien erwarb Mamma Killer Instinct. Das Cartridge war schwarz gefärbt, was bezüglich der Seltenheit an das Antreffen von nüchternen Wiesnbesuchern heranreichte. Das Teil war der Wahnsinn. Technisch leistete es schier Unmögliches und gaukelte eine 3D-Grafik vor. In dem brutalen Kampfspiel spritzte einem das Blut in ästhetisch anspruchsvoller Weise um die Ohren. Auch der Sound mit knackenden Knochen und schmerzerfüllten Schreien trug zur Gesamtstimmung bei. Wie es sich gehört, führten wir bei Mortal Kombat, der Legende unter menschenverachtenden Spielchen, die berühmt berüchtigten Fatalities durch. Ja, es waren schon herausragende Zeiten im Kinderzimmer.


Hängen geblieben sind auch die Eindrücke von Secret of Mana, einem Rollenspiel, das mit mehreren Personen bestritten werden konnte. Aufgrund des spielerischen Anspruchs blieb mir nur das Vorgehen, welches sich schon bei Zelda bewährt hatte. Dennoch höre ich sogar im hohen Alter noch gelegentlich in den Soundtrack rein, der gelinde gesagt episch ist.

Viele Spiele, die ich gerne gezockt habe, finden hier keine Erwähnung, aber es geht ja nicht um eine vollständige Aufarbeitung, wobei jede der folgenden honorable mentions einen eigenen Artikel verdient hätte. Theme Park, Turtles in Time, F-Zero, Jurassic Park, Super Street Fighter, International Super Star Soccer Deluxe und Mario Kart natürlich.


Gameboy auf dem Fernseher


Der Super Nintendo war eine Konsole, die über eine gigantische Bandbreite an Zubehör verfügte. Ein großer Teil war Elektroschrott. Allerdings boten Multiadapter die Möglichkeit, noch ein paar weitere Kinderhände zu beschäftigen.


Besonders hervorzuheben ist jedoch der Super Gameboy. Denn der tragbare Gameboy zog mich schier unendlich lange Stunden in seinen Bann. Klar, Tetris dürfte jedem ein Begriff sein, als Tomate durchschritt ich knifflige Labyrinthe, Super Mario war selbstverständlich mehrfach vertreten, aber mit Abstand die meiste Zeit verbrachte ich mit Pokémon. Teils hörte ich die dudelige, sehr eingängige Musik selbst in ruhigen Phasen, in denen ich nicht mit dem Trainieren der kleinen Viecher beschäftigt war. Durch den Super Gameboy bestand die Möglichkeit, die sonst auf dem Miniaturdisplay abgespielten Kassetten auf dem gigantischen Fernseher zu zocken. Das sprengte meinen beschränkten Horizont. Dennoch durchzog ich das hohe Gras auf der Jagd nach Pokémon bevorzugt auf dem kleinen Gameboy-Color in der Trendfarbe Lila.

So, das war es auch schon fürs Erste. Beim nächsten Mal lassen wir das Cartridge-Zeitalter hinter uns und schmeißen die Playstation an, die mit hochmodernen CD’s aufwartete.

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