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  • AutorenbildGastkötte

Tatort Werler Hallenbad

Ein Gastbeitrag der gammligen Pesel Bretzel

Badesaison ist am Start! Doch natürlich die Badehose vergessen, für einen gestählten Körper Anfang 30 aber save kein Hindernis.

Neidende Blicke gekonnt weglächelnd, den Ladys zunickend, so sieht er sich gern selbst, der Provinzmensch von Welt.

Doch ist er nicht nur als optischer Leckerbissen zum goldenen Sandstrand Werl gereist.

Ein Abenteuer muss her, ein neues Kapitel einer langen, langen, sehr langen Sage. Eine Flucht aus dem Alltag, für den es nur einen Ort geben kann; Das altehrwürdige, romantisch charmante Werler Hallenbad. Wo sonst erhält man für so wenig Geld so viel Action?


Im Innenbereich zieht derweil ein Abenteurer Bahn um Bahn. Die zumeist männlichen Rentner, die ihrem ehemaligen Milfhunter-Dasein nicht vollends abgeschworen haben, versuchen dem Tempo des Wagemutigen zu folgen. Doch selbst im Fährwasser drohen die alten Galeeren Schiffbruch zu erleiden.


Schnaufend und nach Fassung ringend wird erstmal der Bedienung hinterherschauend eine leckere Pommes mit dreifach Mayo bestellt. Ein echter Seemann weiß – so viel Mayo, dass man es zur Schatzsuche ausgestalten kann. Mit einem neckischen Pfeifen wird der Service dankend quittiert, welches aufgrund der Sehschwäche des Pfeifenden einem unbeteiligten Surferboy im Kiosk nur einen knallroten Kopf beschert. „Hier ist noch n Platz frei Süße!"


Zurück zur eigentlichen Szenerie, dem Main-Character. Der Abenteuerlustige ist während der beschriebenen Ereignisse bereits geschlagene 5 Bahnen geschwommen, einem Motorboot gleichend, da ertönt knackend die Durchsage.


„Areté mes amies! Je vous présente, le Kraken!"


Soso, die Krake also.


So beiläufig der Ausspruch, so ungeheuerlich die Wirkung. Gespenstische Ruhe. Wo einst das Lachen der Jünglinge zu vernehmen war, nun trostloses Schweigen. Sogar ein Steppenläufer rollt die Rutsche herab.


Phantombild auf Grundlage der Beschreibungen eines Überlebenden.

* Pierre Denys de Montfort (1810) --> Gemeinfrei in den USA aufgrund des betagten Alters

Leise fragt ein unwissender, uneingeweihter Bewohner aus fernen Landen, der verschmähten und unter Insidern als noch köttigeres Soest bekannten Stadt. „Hömma, watt issen jetzt hier mit die Perlen, allet wech?!" Bevor die Antwort erschallen konnte, zogen sich zunächst keuchend die Mädchen, Frauen, die Alten und Schwachen, die Kranken und Ängstlichen an Land und verschwanden mit gesenktem Kopf in den Kabinen. Sie wussten, wer dort kam. Nun sollte seine Zeit schlagen. Die Prime Time, die 20:15 Sendezeit.


Es war Zeit für einen neuen Helden, es war Zeit... für... ihn...!

Junge Knaben und Männern, er auch, alle standen sie gespannt vor Kampfeslust am Beckenrand. Das Zeichen, wo bleibt das scheiß Zeichen!?! Ähnlich wie vor den einst ruhmreichen Schlachten des Mittelalters standen die männlichen Garnisonen Spalier, Instruktionen des Herrschers, des Königs, des Bademeisters erwartend.


Plötzlich schwang dieser mit voller Inbrunst die Badenudel aufs Wasser, ein unbeschreiblich lauter Knall hallte durch die Arena. „Tötet das Biest...Für Ruhm...und Ehre!“

Ein leichter Nebel lag auf dem Wasser...das Monster... noch unkenntlich...

Im Strom der Leiber mitgerissen, zog es den Anfang 30 jährigen Boomer mit in die Fluten, das restliche Heer bedeutend jünger und agiler. Doch er war es, der der Held sein sollte. Der sie retten würde. Im Vollspeed Kurs aufs Gummimonster.


Noch 2-3 Züge und er würde das Ziel erreichen, das Auge um Auge Duell nur einen Sieger kennen. Den Großen, den Wahren. Die bereits mit der Krake und sich selbst im Kampf befindlichen Jünglinge nahmen das Gestrampel des Boomers eher mit Unverständnis und einem Hauch Belustigung zur Kenntnis. Eine kurze Kampfpause setzt ein. Der kleine Nikki röchelt nach Luft, ein Arm schnürt ihm die Luft ab, doch hechelnd und japsend bleibt er bei vollem Bewusstsein. Nicht das Werk der Krake, sondern vom lachenden Momo.


Seltene Sammelkarte mit Werler Krakenungeheuer

Mit letzter Kraft presst Nikki die Lippen aufeinander und wimmert: „So ein Huso!"

Boomer wird schneller. „Ja genau", denkt er sich. Der japsende Jaust spricht die Prophezeiung aus. „Udo... der Retter, die Leute kennen mich bereits beim Spitznamen, beim Namen, den spätere Generationen in Lobliedern besingen werden. Sie brauchen mich, sie warten auf meine rettende Einmischung in die Schlacht. Ich werde bereits erkannt, benannt, bald

vergöttert...!"


Der ruhmreiche Held stößt sich mit galanten Bewegungen in die Tiefe. Der Fußnagel – gespitzt wie ein Eiszapfen. Position – senkrecht zum Zielobjekt. Es wird Zeit für den Storchenkick! Und Paff, hinein in den Feind. Hinein in die Dankbarkeit aller Beteiligten. Der Alten, der Frauen, der Jünglinge, einfach aller.


Nachdem die Jünglinge das Attentat auf die Krake bemerkten, war es an der Zeit, den großen heroischen Helden gebührend zu feiern. Aus der Ferne ertönte fröhlich die Sirene des Krankenwagens...


Nachdem der große, selbstlose Boomer im Anschluss an die Chefarztvisite so über sein letztes Abenteuer sinnierte und sich immer wieder fragte: „Was wenn er nicht Udo rief?", kam ihm allmählich die Erkenntnis. Vielleicht braucht es an diesem tollen Ort für Jung und Alt keine Helden. Sollte ich die jungen Kids doch unter sich bleiben lassen? Sie mit etwas Nachsicht betrachten und einfach das unfassbar nette Personal vor Ort wertschätzen? Gar selbst eine Pommes-Schatzsuche ausprobieren. An sich gibt’s kaum einen Ort in der Köttenstadt, der so malerisch gepinselt ist wie dieser...doch dies würde er beim nächsten Mal herausfinden...


Rief er Huso? Was soll das bedeuten? Ich könnte schwören, er rief Udo…



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