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Guck was!

  • Autorenbild: Werler Kötte
    Werler Kötte
  • vor 1 Tag
  • 3 Min. Lesezeit

Videospiele wurden lange Zeit in die wissenschaftliche Schublade der Filmwissenschaften gestopft, wo sie nicht so recht reinpassen wollten. Die Schlauberger versuchten sich mit Begrifflichkeiten wie „interaktive Filme“ zu behelfen, was letztlich aber nicht den Kern der Sache traf und trifft. Tatsächlich gibt es „spielbare Filme“, doch ist das ein anderes Thema.


Wenn man das Gedaddel schon als Film betrachten möchte, liegt es nahe, dass Filmschaffende auf Grundlage von Spielen einige mehr oder weniger sehensunwerte Streifen gedreht haben. Diese haben berechtigterweise einen zweifelhaften Ruf. Wie bei so vielen Dingen hilft auch hier ein etwas differenzierter Blick, der zeigt, dass das Genre vielschichtiger ist, als es den Anschein hat.


Geschmäcker sind verschieden und wer Bücher liest, wird die Problematik von Literaturverfilmungen kennen. Anderes Medium, andere Stilmittel, inhaltliche Aussparungen, kreative Ergänzungen und schon ist von der Grundlage nur noch der Name übrig. Warum sollten Videospiele überhaupt verfilmt werden? Ist doch klar. Weil Kreative die spannenden Geschichten unter unmenschlichen Anstrengungen in ein anderes Medium transportieren möchten. Quatsch. Es geht um Geld, wie immer. Man lockt die lichtscheue Fangemeinde mit dem Namen in die Kinos, wo sie Zeuge einer schändlichen Schandtat werden, die zu Tobsuchtanfällen und wütenden Kommentaren in sozialen Medien führt.

 

Kunst oder Trash? Oder gar beides?

 

Trashfilme erfreuen sich großer Beliebtheit. Mit TELE5 hat sich ein ganzer Sender der Verbreitung dieses Genres gewidmet. Viele Verfilmungen sind unfreiwillig in diese Schublade einzuordnen, einige eher bewusst. Betrachten wir mal einige Beispiele.


Street Fighter: Das Spiel hat damals die Spielhallen gefüllt, als es diese noch gab, und zeitgleich die Portemonnaies geleert. Die Geschichte ist maximal irrelevant, denn es geht darum, sich gegenseitig K.O. zu kloppen. Der Film zum Spiel ist aus verschiedenen Gründen eine Legende. Allein die Tatsache, dass Jean-Claude Van Damme einen amerikanischen Soldaten verkörpert, wirkt wie eine satirische Entscheidung des Regisseurs. Selbst beim Atmen hört man den starken französischen Akzent des belgischen Spagat- und Trittexperten. Raúl Juliá spielte schwerkrank den diabolischen Bösewicht Bison, weil seine Tochter Fan der Serie gewesen sei. Bestes Zitat von ihm. "Für sie war es bestimmt der wichtigste Tag ihres Lebens (Ermordung des Vaters, Niederbrennen des Dorfes). Für mich war es Dienstag."  

 

Mortal Kombat: Das Spiel ist vom Ablauf ähnlich gelagert, berühmt aber vor allem durch seine explizit explizite Darstellung von Gewalt, die selbst Quentin Tarantino gefallen dürfte. Die Verfilmung besticht durch Schauspielkunst, die man in dieser Form nur aus deutschen Gerichtsshows (Barbara Salesch und Co.) kennt. Der Soundtrack gehört wiederum zu dem Besten, was jemals aus staubigen Boxen herausgedröhnt ist.

 

Eine der vielen Serien, an denen sich Boll vergriffen hat.
Eine der vielen Serien, an denen sich Boll vergriffen hat.

Uwe Boll: Uwe Boll stellt eine besondere Ausnahme dar. Durch die clevere Ausnutzung der deutschen Filmförderung hat er sich an einigen Videospielverfilmungen vergangen. Wer seinen Namen auf irgendeiner DVD-Hülle sieht, sollte schleunigst die Räumlichkeiten verlassen oder besagte DVD mutwillig zerstören. Das Bundesverdienstkreuz dürfte dem heroischen Helden gewiss sein.

 

Muss nicht immer alles schlecht sein.

 

Es gibt nicht nur Trash. Filme können gut und schlecht zugleich sein. Nehmen wir die Verfilmungen der ikonischen Resident Evil-Reihe. Ich bezeichne mich unironisch als Fan des Survival-Horror Spektakels. Die dazugehörigen Filme halte ich für grauenvolle Adaptionen, die dem zugrundeliegenden Stoff in keiner Weise gerecht werden. Am schlimmsten ist „Welcome to Raccoon City“, welches meinen Serienfavoriten (Teil 2) schändlich verschandelt. Entschuldigung für die Wortwahl, aber die Wut ist auch nach Jahren noch nicht verflogen. Die anderen Filme funktionieren, wenn man die Spiele nicht kennt oder gar mag. Sie sind unterhaltsam, teils blutrünstig und actiongeladen.

Eines meiner Lieblingsspiele. Der Film ist schlimmer als Warsteiner.
Eines meiner Lieblingsspiele. Der Film ist schlimmer als Warsteiner.

Silent Hill beruht auf einem gruseligen Spiel und transportiert die Stimmung in durchaus gelungener Weise. Eine kleine Stadt, viel Nebel, eine Parallelwelt und Monster, deren Erscheinungsbild die Vermutung bestärken, dass deren Schöpfer professioneller Hilfe bedürfen.   

Die Reihe ist legendär und die Verfilmungen zumindest nicht von Boll
Die Reihe ist legendär und die Verfilmungen zumindest nicht von Boll

Es gibt bekanntlich nicht nur Filme. Die Serien „Fallout“ und „The Last of us“ versprechen feinste Unterhaltung. Im erstgenannten spielt die Handlung in einer postnuklearen Dystopie. Zweiteres haucht dem stöhnend staubigen Zombiegenre untotes Leben ein.   


Für ausführliche Guckempfehlungen verweisen wir auf den bald erscheinenden Ratgeber „Besser schlecht geguckt als gut gezockt“, welcher von unserem Autorenteam momentan aus Internetrezensionen zusammenkopiert wird.


Wer mehr Empfehlungen oder Warnhinweise benötigt, kann sich an unser Team wenden. Wir helfen gerne weiter.


Beim nächsten Mal lassen wir die Finger weiterhin vom Controller und lauschen musikalischen Klängen, denn ohne Geklimper kein Gezocke.

 

 


 

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