Wenn man sich die Bestsellerlisten zu Gemüte führt, findet man dort meist nicht die Speerspitze anspruchsvoller Literatur. Seichte Krimibüchlein, Biographien von ehemals Berühmten, Populistisches und allerlei Ratgeber. Massentauglich heißt nämlich nicht unbedingt qualitativ hochwertig. Das gilt nicht nur für das getippte Wort, sondern mehr oder weniger für alles. Beispiele? Modern Talking war erfolgreich, aber nicht unbedingt als bahnbrechende Musik zu bezeichnen. Noch ein Beispiel? Mario Barth. Ein weiteres Beispiel? Denk doch selbst nach!
Es gibt sie für jedes erdenkliche Thema und die jeweilige Zielgruppe greift tief in die staubig leeren Portemonnaies, um sich von anderen Leuten die Welt erklären zu lassen. Von Leuten, die möglicherweise mit dem Zuknöpfen der eigenen Hose überfordert sind. Wie ernähre ich mich gesund? Wie erziehe ich meine nervtötenden Blagen? Wie braue ich mein eigenes Bier? Wie nähe ich aus löchrigen Unterhosen Beutel für loses Obst? Wie baue ich am besten Muskeln auf? Wo bekomme ich Amphetamine her? Ratgeber gibt es für jedes Bedürfnis. Daher verdienen sich auch viele „Coaches“ und anderweitig Beratende eine goldene Nase mit der Unsicherheit und dem Wunsch nach fremdbestimmter Weisheit.
Da ich gerne jedem Trend hinterherhechle und man für die Produktion eines Ratgebers keine filigranen Fertigkeiten benötigt, will ich einfach mal loslegen.
Worum soll es gehen? Vor einiger Zeit hat mir der allwissende Algorithmus das Buch „100 Dinge, die du tun kannst, statt zu zocken“ vorgeschlagen. Ich habe das Werk nicht gelesen, möchte aber eine eigene Interpretation probieren. Klingt komisch, soll es aber nicht sein. Denn beim Ratgeber geht es um bitteren Ernst, die Suche nach der einzigen Wahrheit und um die schlichten Gemüter der Lesenden nicht zu überfordern, hat sich die Listenform bewährt.
Bevor wir tief in die marternde Marterie eintauchen, eine kleine Triggerwarnung. In dem folgenden Wüst an Gedanken wird das Wort SPIEL in recht redundanter Weise zu lesen sein. Die deutsche Sprache ist zwar unnötig komplex, voller Synonyme und so klangvoll wie Brechdurchfall, aber um das Wort komme ich einfach nicht herum. Zählt doch alle Variationen des Wortes. Wer die richtige Antwort weiß, darf sich Spieleexperte nennen und in Talkshows auftreten.
1.)
Für wen ist dieses düstere Machwerk? Nun ja, für jeden, der gewillt ist, es zu lesen. Davon abgesehen richtet es sich an alle, die weniger Zeit mit Zocken verbringen wollen. Also an alphabetisierte Kinder, süchtige Jugendliche und besorgte Eltern, die keine Ahnung haben, was ihre Blagen so treiben, es aber schlimm finden.
2.)
Bevor es losgeht, muss erstmal ein Rahmen gesetzt werden. Worum soll es hier überhaupt gehen? Prinzipiell soll es um Alternativen zum Zocken gehen, denn es ist gemeinhin bekannt, dass die Beschäftigung mit Videospielen fatale Folgen haben kann. Niemand ist sicher. Kinder, Jugendliche und Erwachsene werden süchtig, driften in Parallelwelten ab, werden gewalttätig und landen in der ranzigsten Gosse. Jedenfalls, wenn man nicht auf das Wissen zurückgreifen kann, das sich in diesem und folgenden Beiträgen in konzentriert kondensierter Form befindet.
Vorweg muss die Frage beantwortet werden, was Zocken eigentlich ist, denn das gaukelt wissenschaftlich fundiertes Vorgehen vor. Somit wären wir schon bei Punkt 3. Kehr, das geht ja schnell. Bei dem Tempo kann man Ratgeber quasi wöchentlich zurechtstümpern.

3.)
Was ist denn jetzt „Zocken“? Wenn man das allmächtige Internet befragt, erhält man etliche Definitionen, die uns bei unserer Reise ins Land der Alternativen nicht groß weiterhelfen. So wird „Zocken“ gemeinhin mit Glücksspiel gleichgesetzt. Klimperndes Kleingeld in blinkende Automaten stecken, Knöpfchen drücken und hoffen, dass unter feierlichem Gepiepe eine potenzierte Vermehrung der Moneten stattfindet. Auch wenn Videospiele heutzutage etliche Möglichkeiten der Monetarisierung (Mikrotransaktionen, Lootboxen à beides mal googeln oder auf unseren nächsten Ratgeber warten) bieten, hat unser definitionstechnischer Ansatz nichts damit zu tun. Auch nicht mit Diebstahl, denn vielerorts ist „zocken“ ein Synonym für klauen. <<Ey, wer hat mein Fahrrad gezockt?>> <<Pff, warum stellst du es auch am Werler Bahnhof ab?>>
Als Grundlage unserer hochwissenschaftlichen Auseinandersetzung halten wir es recht einfach. Schließlich soll niemand überfordert werden. Zocken bedeutet eine aktive Beschäftigung mit Videospielen. Höhö, aktiv und Videospiele, der war gut. Die hocken doch alle in tagelang durchgefurzten Klamotten, mit zahlreich gerollten Speckröllchen im stickigen Zimmer, in dem halbleere Chipstüten, Säcke voller Energygetränke und der penetrante Geruch von ewiger Jungfräulichkeit wabern. Dieser Mythos ist eben nur ein Mythos. Mit aktiver Beschäftigung meinen wir das Spielen selbst. Also die Nutzung eines Eingabegerätes (Controller, Tastatur oder ähnliche Teufelsinstrumente), um direkten Einfluss auf das Bildschirmgeschehen zu haben. Zugegeben, es ist keine Definition ohne Lücken, aber wer möchte, weiß, was gemeint ist. Alle anderen können sich gerne per mail an das Autorenteam wenden. Also starten wir mal mit den eigentlichen Alternativen.
4.)
Lies was, aber nicht irgendwas! Videospiele lösen bestimmte Assoziationen aus, die allesamt den Kern verfehlen, denn den gibt es einfach nicht. Ein Irrglaube ist, dass es sich bei den diabolischen Machwerken beispielsweise um eindimensionale Reaktionstests handelt. Dabei lässt man ein Genre komplett außer Acht, welches in den 1970er eine gewichtige Rolle gespielt hat. Es geht um Textadventures, die vollkommen ohne handelsübliche Grafik ausgekommen sind. Man saß am Bildschirm und hat eine Geschichte gelesen. Anschließend tippte man Entscheidungen ein. Gehe ich zur Lichtung? Bekämpfe ich den Troll mit einem Stock oder renne ich zurück in den Wald?
Videospiele sind eben mehr als nur ein paar Bilder, sie sind Geschichten. Und diese Geschichten finden nicht nur auf dem Bildschirm statt, denn mit Büchern kann man Geld verdienen. Deshalb wurden viele Spiele von mehr oder weniger talentierten Schreiberlingen in Romanform gegossen.
Eine differenzierte und aufwendige Suche (ca. 3,74 Sekunden) im Netz hat eine von zahllosen Listen zutage gefördert. Hier ist der druckfrische Link.
Ich persönlich habe noch nicht so viel von dem Quatsch gelesen, weil Lesen bekanntlich nervt und ich lieber zocke. Die Bücher über die Resident Evil-Reihe kann ich allerdings aus eigener Erfahrung empfehlen.

Beim nächsten Mal lassen wir die Finger von langweiligen Büchern und setzen uns vor die Flimmerkiste.
Comments