Musik statt Zocken
- Suchtlappen
- vor 12 Minuten
- 3 Min. Lesezeit
Hör Dir was an!
Okay, das klingt jetzt so, wie der Ausspruch der Omma, die meint, „jetzt kannste dir vom Papa aber mal was anhören…“. Doch hier soll es um Musik gehen. Musik ist ein zentraler Aspekt der Kultur unserer verfluchten Spezies. Doch was hat Geträller und Saitengestreiche mit Zocken zu tun?
Zunächst einmal wird Musik in Videospielen ganz klassisch eingesetzt, um die Stimmung zu beeinflussen. Minimalistische Klaviertöne erklingen, während man durch das gruselige Herrenhaus schleicht. Man kann nicht um die Ecke sehen, als plötzlich ein gleißender Blitz die holzvertäfelte Wand erhellt und hastige Streichinstrumente das Geklimper durchbrechen. Oder der heldenhafte Protagonist betritt eine verwaiste Höhle. Stille. Japp, das Ausbleiben von Musik ist ebenfalls ein auditives Gestaltungsmittel. Als man gelegentliches Herabfallen von Tropfen vernimmt, setzt ein orchestrales Orchester ein. Zunächst hört man das Ensemble kaum, doch allmählich steigert sich die Lautstärke, bis sie beinahe ohrenbetäubend wirkt. Zum Finale stürzt ein Teil der Höhlenwand ein. Aus dem Loch stapft ein gigantischer Riese, der seine mannshohen Beißer präsentiert. Zack, die Geschwindigkeit der Musik erhöht sich merklich und passt sich dem adrenalingeschwängerten Herzschlag an.
Geklimper und Gestreiche verstärken und unterstützen nicht nur spannungsgeladene Settings, da es nicht nur gruselige Horrorspiele gibt. Super Mario dürfte selbst denjenigen ein Begriff sein, die Videospiele für eine gefährliche Gefahr halten. Die Melodien, die das Gehopse untermalen sind in gewisser Weise „Evergreens“. Die Songs der jeweiligen „Level“ sind unfassbar eingängig, fröhlich, abwechslungsreich und haben zugleich einen hohen Wiedererkennungswert. Wenn man als Klempner dann schließlich in Bowsers Schloss ankommt, werden wiederum düstere Töne angeschlagen. Die „Medleys“ von Video Games Live kann ich den werten Lesenden wärmstens empfehlen. Die Werke müssen sich nicht hinter Bach, Beethoven und Bohlen verstecken.
Es müssen nicht immer orchestrale Klänge sein, die sich im Gedächtnis festbrennen. Als kleines Köttenkind spielte ich gerne Pokémon auf dem Gameboy. Die Melodien bewegten sich wirkungstechnisch auf der Ebene von Drogen. Selbst als ich den Gameboy längst an die Seite gelegt hatte, vernahm ich die piependen Lieder.
Das Sounddesign spielt eine große Rolle und hat beträchtlichen Einfluss auf das Spielerlebnis. Allerdings wollen wir ja nicht zocken. Also ich will schon, und werde auch zocken, denn ich lasse mir von Ratgebern gar nix sagen. Vor allem nicht von blödsinnigen Blödsinnsratgebern. Doch ich schweife ab.
Die Videospielbranche setzt inzwischen mehr Knete um als Hollywood, weshalb den Kompositionen viel Aufmerksamkeit zuteilwird. Die Soundtracks sogenannter Triple A Titel werden von angesehenen Komponisten ähm komponiert und teils von Orchestern eingespielt. Doch muss man als Freund eingängiger Beschallung weder den Controller in die Hand nehmen noch Konzerte besuchen. Viele Soundtracks haben es längst ins popkulturelle Gemeinschaftsgedächtnis geschafft.
Wer kennt die Tetrismelodie nicht? Du? Ernsthaft? Bitte verlasse umgehend diese Seite, begib dich auf Youtube oder such bei Spotify nach Tetris. Ich bin nicht sauer, nur enttäuscht. Wie sieht es mit Thema „Zelda- A Link to the past“ aus, welches einem beim Flanieren durch die Fußgängerzone das Gefühl vermittelt, man sei beim Kauf von Deo und Kloreiniger gerade auf einem epischen Abenteuer? Auch nicht? Was bringen die einem in der Schule heutzutage bitteschön bei?
Ich persönlich bin ein großer Fan der Resident Evil-Reihe (der Spiele!!!) und genieße den Soundtrack des zweiten Teils oftmals im Auto. Ruhigere Titel wechseln sich mit treibenden Klängen ab und versetzen mich beim Hören wieder in die ikonischen Szenen des Klassikers.
Die Zeiten haben sich geändert. Früher (wer graue Haare auf der Rübe hat, darf diese Formulierung nutzen) gab es die Soundtracks zu den Spielen teils auf CD oder gar Schallplatte separat zu erwerben. Heute gibt es Spotify, was praktisch, aber meist wenig wertschätzend daherkommt. Dennoch habe ich mal eine kleine Playlist zum Thema Videospiele zusammengestellt, die aber vor allem meinen Präferenzen Beachtung schenkt.
Videospiele und Musik gehören zusammen, wie Pommes und Mayo, Butter und Nutella*, Bahnhöfe und Uringestank oder welch weiteres stumpfe Wortpaar Dir so einfällt. Da es das Gedaddel schon seit einigen Jahrzehnten gibt, haben sich so einige Songs in die Neuronalabteilungen der Zocker eingebrannt. Dementsprechend ist für wirklich jeden Geschmack etwas dabei. Viel Spaß beim Hören, dem Schwelgen in Erinnerungen, dem Nachhängen von Gedanken und dem Genuss feinster Kompositionen!
*Butter und Nutella! Nein, keine Widerworte. Man kann Butter maximal weglassen, wenn man sie durch eine Alternative, wie Margarine ersetzt. Ende der Diskussion.
Kommentare