Idylle und Totenstille
Vorweg möchte ich mich für die Überlänge des Berichts entschuldigen. Ich weiß, dass unsere Kunden des Lesens mächtig sind, wenngleich jedes Wort mit einer kaum in Worte zu fassenden geistigen und körperlichen Anstrengung verbunden ist. In einer außerordentlich stattgefundenen Redaktionssitzung haben alle stimmberechtigten Mitarbeiter (der kaffeemaschinenentkalkende Praktikant war rechtmäßig ausgeschlossen) beschlossen, dass wir unsere minderbemittelten Leser herausfordern wollen. Warum? Wer sich seine Informationen und berieselnden Nachrichten sonst von Facebook, Soester Anzeiger und dem Instafeed holt, benötigt eine Berichterstattung, die ihn an den Rand der Überforderung bringt. Außerdem nerven wir gerne mit elendig langen Texten und sehen in der unnötigen Ausweitung des getippten Wortes noch Luft nach Oben. Genau darum soll es heute auch gehen. Die Luft am Firmament, wo spärlich bekleidete Engel an schlecht gestimmten Instrumenten zupfen und die Neuankömmlinge an der Himmelspforte mit "Das sollte man nicht essen." begrüßen. Wer lesen kann, ist unzweifelhaft noch lebendig, was für die Protagonisten dieses Textes nicht gilt.
Ebenfalls möchte ich darauf hinweisen, dass es sich hierbei nicht um einen sachlichen Text handelt. Zarte Gemüter könnten an der einen oder anderen Stelle denken „Das ist pietätlos, schämen sollte er sich! Wie kann man mit solch unflätigen Worten über die seligen Toten schreiben?!“ Der Tod ist nunmal ein guter Bekannter, der ständig unangemeldet vor der Türe steht. Möglicherweise kompensiere ich mit einer geschwärzten Art des Humors diese Umstände. Also Entschuldigung im Voraus 😉
Tod- Der letzte Vorhang fällt, der Abspann läuft...
Das Leben ist ein stetiges Auf und Ab. Bei einigen Menschen geht es mehr in die eine Richtung, bei den meisten vornehmlich abwärts. Nach Jahrzehnten der sinnfreien Plackerei, vergeblichen Versuchen des Steuersparens und einer mickrigen Rente kommt die Erkenntnis, dass sich der "Game Over" Bildschirm unabhängig vom eingeworfenen Spielgeld unaufhaltsam nähert. Denn der Tod ist der große Gleichmacher, er erreicht den Milliardär ebenso wie den Pfandsammler.
Doch was kommt nach dem ganzen Spuk? Ein Leben nach dem Tod? Verlängerung mit Elfmeterschießen im Himmel bei Vollpension? Oder Nachsitzen in der Hölle, die ja wohl kaum schlimmer als das irdische Dasein erscheinen kann? Oder wird man gar als Staubsaugerverteter wiedergeboren, der in seiner Freizeit Tupper-Parties orgiastischen Ausmaßes organisiert?
Diese Fragen können wir hier beim Kötten nicht beantworten, wollen es aber auch gar nicht. Schließlich mag man es ja auch nicht, wenn der Sitznachbar im Kino bereits das Ende des überteuerten Films verrät und mitteilt, dass die Titanic vor dem Abspann noch untergehen wird. Dennoch soll es im weitesten Sinne um den Tod gehen, den mit einer Sense bewaffneten Inkassomitarbeiter des Universums.
Schicht im Schacht, Feierabend, die letzten Lichter gehen aus, weg vom Fenster...
Für das Ableben eines menschlichen Wesens gibt es mehr Redewendungen als Mikroplastik im Mittelmeer. "Weg vom Fenster" kommt übrigens aus dem Bereich der Bergarbeiter. Aufgrund ihrer Tätigkeit wurden die Atemwege der Kumpel in etwa so beansprucht, als ob sie täglich eine Stange filterlose Kippen inhaliert hätten, weshalb sie "Lunge hatten". Um ihre beruflich bedingte Ermangelung an Frischluft zu kompensieren, saßen sie oft am geöffneten Fenster. Wenn sie ihren letzten Hauch ausgehustet haben, waren sie halt "weg vom Fenster" und wieder "unter Tage".
Da wir uns nicht mit existenzphilosophischen Fragen nach dem "was kommt danach?" aufhalten wollen, bleiben wir bei den schnöden Fakten, mit denen man sich mit Blick auf den finalen Abpfiff befassen muss. Also entweder tut man dies selbst oder überlässt es den Hinterbliebenen. In Gefilden christlicher Prägung wird das Begräbnis im Rahmen einer Trauerfeier begangen. Die inhärente Ambivalenz in der semantischen Bezeichnung lassen wir mal Außen vor, denn Gründe zum Feiern gibt es bekanntlich immer. Wie der Rahmen dann im Detail ausgearbeitet wird, reicht an die Planung einer Hochzeit heran, was auch für den monetären Aspekt gilt.
Wie viele Leute kommen? Wird im Lokalblatt inseriert oder auch über die Grenzen des Kaffs hinaus? Wird der Dahingeschiedene am Stück weiterverarbeitet oder mittels eines hochtemperierten Ofens zu urnentauglicher Asche transformiert? Welche Musik wird gespielt? (Kelly Family, Backstreet Boys oder doch Alexander Klaws?) Wer hält die Rede? Leichenschmaus beim Dönermann oder im Gasthaus umme Ecke? Was wird kredenzt? Soll es einen Grabstein geben? Und warum ist der Scheiß eigentlich so teuer?
Friedhof- Was ist das eigentlich?
Naja, diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten, denn es kommt dabei auf einige zu beachtende Faktoren an. Herunterbrechen kann man es vereinfacht darauf, dass dort tote Menschen gelagert werden. Andere, nicht tote Menschen, können diesen Ort dann aufsuchen, um ihre Trauer zu bekunden, mit den dahingesiechten einen Plausch zu halten oder vertrocknete Blumen von der Tanke zu entsorgen, was wiederum ein tiefgreifendes Symbol darstellt, weil die Blumen durch die Trennung von ihren Wurzeln auch zum Verenden verurteilt sind.
Das Erlebnis eines Friedhofsbesuches ist stark abhängig von den lokalen, kulturellen Gegebenheiten und den persönlichen Beweggründen. Ich verfüge nicht über die notwendigen Erfahrungen, um einen globalen Überblick zu leisten (und habe keinen Bock auf Recherche), doch kann ich immerhin Vergleiche zwischen Deutschland und Belgien tätigen, was später in aller Kürze Thema sein wird.
Der Ort, an dem Menschen ihre letzte Ruhestätte erhalten, versprüht eine gewisse Aura. Hier ruhen die Gebeine ehemaliger Ortsvorsteher, Lehrer, Mörder, Falschparker und sonstiger Legenden. Nachvollziehbar, dass diese Plätze eine Anziehungskraft besitzen, wobei nicht nur persönlich Betroffene einen Friedhof aufsuchen, um eben jene Stimmung zu erfahren. Primär wandern hier meist Verwandte und enge Freunde der verbuddelten und eingetupperten Leute herum. Sie zünden Ölkerzen an oder nehmen die pflegeleichtere Variante mit LED-Licht. Sie entfernen Laub von den Grabstätten, gießen langsam verwelkende Blumen, pflanzen Pflanzen, berichten den Dahingeschiedenen von ihren Erlebnissen im Diesseits und füllen die unzähligen Mülltonnen mit Kompost und Überresten der erloschenen Kerzen.
Naherholung
Kommen wir zu einer Besonderheit. Ein Friedhof ist ein Ort der Trauer. Hier weinen Menschen, beklagen sich über das Schicksal ihrer Liebsten und versuchen irgendwie damit zurecht zu kommen. Doch der Werler Friedhof ist mehr, viel mehr als das. Die korrekte Bezeichnung lautet „Parkfriedhof“. Diese Herangehensweise an einen Gottesacker findet man in Deutschland noch an einigen Orten, jedoch hat sich der Trend im 20. Jahrhundert aufgrund ökonomischer Zwänge nicht durchsetzen können. Die parkähnliche Gestaltung des Endlagers führt dazu, dass es sich eben nicht nur um ein Gräberfeld handelt.
Viele verschiedene Baumarten spenden an heißen Sommertagen Schatten, die kiesigen Erdwege laden zu Spaziergängen ein und die besondere Stimmung eignet sich zur Entschleunigung des eigenen, hastigen Zerfallsprozesses. Nicht nur die Flora ist hier zahlreich und anmutig vertreten, sondern auch Getier treibt sich zwischen den Grabsteinen und Büschen herum. Vögel trällern, zwitschern und kacken. Viele Werler führen hier auch ihre Vierbeiner aus, die ihre Darminhalte neben den Überresten von Tanta Agatha verteilen.
Gerade die Ausgestaltung als Naherholungsgebiet macht einen Großteil deutscher Leichenäcker und deren Anziehungskraft aus. Hier kann man verweilen, nachdenken oder auch als Obdachloser seine Ruhe haben. Leider kommt es regelmäßig auch zu Vorkommnissen, die von eingeschränkter Hirntätigkeit und nicht existenter Empathie der Handelnden zeugen. Gräber werden vermüllt (irgendwo muss man ja weiter saufen, wenn der Kneipier die Stühle hochstellt), kupferbasierte oder anderweitig wertvoll erscheinende Gegenstände von den letzten Ruhestätten entfernt (Autoradios lassen sich nicht mehr so gut zu Geld machen) oder es wird einfach randaliert (Gründe dafür gibt es bekanntlich immer).
In Belgien folgen die Friedhöfe anderen Konzepten. Jedenfalls diejenigen, die ich mit meiner Anwesenheit beehrt habe. Eingangs befindet sich meist ein verrostetes Eisentor, welches man durchschreiten muss, um zu den verscharrten Leichen zu kommen. Nur ungern und knarrend quietschend lässt es sich öffnen, als wollte es einem vor dem Besuch bewahren. Statt Bäumen, Sträuchern, Bänken oder ähnlichem Firlefanz wird ein tristes Grau geboten. Viel Stein, viel Kies und wenig Gründe, länger als unbedingt nötig dort zu verweilen. Man muss vor dem Besuch eines belgischen Leichenlagers gar nicht in Trauerstimmung sein, denn nach dem Passieren des trostlosen Tores ist man zwangsläufig voller Kummer.
Service- Tod in Werl
Da wir von der Werler Kötte nicht nur sinnfreien Quatsch in die Tasten stümpern möchten, bieten wir in diesem Abschnitt noch einige Hintergrundinformationen zum Werler Gottesacker. Wer (aus nachvollziehbaren Gründen) keine Lust auf schnöde Sachlichkeiten haben sollte, dem wird das Überspringen dieses Abschnitts dringend empfohlen.
In der grauen Vorzeit, als die Menschen ihr tristes Dasein ohne Facebook, Amazon und E-Zigarette fristen mussten, gab es bezüglich des Umgangs mit Dahingeschiedenen gewisse Vorgaben. So durften die Überreste nicht innerhalb der Stadtmauern verscharrt werden, was durch einen kurfürstlichen Beschluss vorgegeben wurde. Nun war es in Werl so, dass Seuchen, Brände und eine steigende Bevölkerungszahl zu massiven Platzproblemen führten. Die Praktiken, die annodazumal umgesetzt wurden, mögen heute befremdlich wirken, allerdings gab es nicht viele Alternativen. Ohne auf Ruhefristen oder sonstigen Quatsch zu achten, wurden die Verstorbenen kreuz und quer verbuddelt und manchmal auch stapelweise unter die Erde gebracht, wobei mir spontan eine Idee zu einer neuen Tetris-Version kommt…
Trotz der rücksichtslosen Verscharrerei musste ein neuer Platz her. Nach einigen bürokratischen Vorbereitungen (ja, das war früher auch schon so) wurde der Friedhof 1850 durch Pfarrer Alterauge eingeweiht, dessen Überreste in der Grotte unter der imposanten Libanon-Zeder zu finden sind.
Die Nachfrage nach Beerdigungsfläche wuchs über die Jahre immer weiter an, sodass Erweiterungen und Umgestaltungen geplant und umgesetzt werden mussten. Kritische Stimmen gab es damals auch schon, die den Friedhof in dieser Form als unpassenden Lustgarten empfanden. Dazu eine Anekdote: Bürgermeister Panning stellte im Jahr 1904 ein Spielverbot aus, da die Köttenkinder den großflächigen Friedhof gerne als Tummelplatz nutzten. Aus Erzählungen weiß ich, dass meine Omma dort gerne Fangen bzw. Verstecken spielte. Ohne Begleitung hatten demnach Kinder unter 14 Jahren nichts auf dem Gelände verloren. Panning wies auch die Rektoren der örtlichen Schulen an, diese Anweisung weiterzuleiten.
Ab 1908 wurden die Planungen vorangetrieben, um dem letzten Ruheort den heutigen Charakter zu geben. Ein Gartenarchitekt (Reinhardt) änderte die grundsätzliche Gestaltung. Freigelegte Flächen wurden bepflanzt, zahlreiche Baumarten dienten der zwitschernden Welt als Wohnraum und weitere Erweiterungen folgten.
Die Trauerkapelle wurde im Jahr 1953 gebaut und 20 Jahre später mit einer Orgel ausgestattet. Inzwischen befindet sich auch ein muslimisches Gräberfeld auf dem Friedhof. Zwar beißen sich die rituellen Vorgehensweisen im Islam teils mit unseren teutonischen Bürokratiegedanken, doch würde das jetzt zu weit führen.
Ebenfalls gibt es eine Fläche, auf der sogenannte Sternenkinder beigesetzt werden. Dabei handelt es sich um Kinder, die entweder während oder bei der Schwangerschaft bzw. kurz nach der Geburt verstorben sind. Die Gräber weisen naturgemäß eine etwas abgewandelte Form des Grabschmucks auf.
Saufen, Pennen, Saufen, Pennen
In einer Ausgabe des legendären "Werl-gestern-heute-morgen" las ich eine kurze Anekdote über einen "Pennbruder", der sich eines heißen Tages eine Abkühlung in einem mit Wasser gefüllten Betongefäß gönnte. Sein Nachtlager hatte er an einer kleinen Grotte errichtet, wo er seine Ruhe hatte und halbwegs sicher die Nächte verbringen konnte. Der Friedhof ist eben nicht nur Trauerplatz für die bemitleidenswerten Verbliebenen, sondern auch ein Rückzugsort für allerlei Gestalten.
Viele Obdachlose decken sich beim Discounter am Framstag mit Fusel und Fraß ein und verzehren das Zeug dann auf dem Friedhof. Hier gibt es Schatten, teilweise fließendes Wasser und viele Bänke, auf denen man auch mal kurz dösen kann, bevor man seinen Pegel wieder auf's Neue ertrinkt. Dass sie dabei nicht immer in pietätvollster Weise Rücksicht auf die Aura eines Friedhofs nehmen, mag teilweise nerven, doch mit der Lebensweise tauschen möchte wohl auch keiner. Wer jetzt denkt, dass sie es ja auch anders haben könnten, weil ja niemand auf der Straße leben müsste, hat sich mutmaßlich noch nicht tiefer mit der Materie auseinandergesetzt.
Viel mehr erzürnt es mein leicht entflammbares Gemüt, wenn Leute laut telefonierend über die Wege schlendern. Schlimmer wird es allerdings, sobald Bluetooth-Boxen ins Spiel gebracht werden. In diesen Fällen wird man nicht mit der engelsgleichen Stimme Heintjes oder Aqua beschallt, sondern weitaus schlimmere Geräusche dringen in den Schädel und lassen dabei mehr Gehirnzellen ins Jenseits wandern, als Gebeine unter der Erde sind. So genug herumgejammert, weiter im Text.
Erwähnenswerte Kötten und Diverses
Auf dem weitläufigen Gelände liegen Ottonormalkötten begraben, was jetzt keine sensationelle Neuigkeit ist. Sicher steckt hinter jedem Namen eine erzählenswerte Geschichte, ein einzigartiges Schicksal, aber sollen einige illustre Persönlichkeiten Erwähnung finden.
Bürgermeister Panning (nein, der hat nicht den Panning-Grill gegründet), der spielende Kinder nicht auf dem Friedhof sehen wollte, wurde selbstverständlich auf dem Parkfriedhof beigesetzt.
Marianne Heese dürfte Ortskundigen ein Begriff sein. Nach ihr wurde eine Straße benannt, aber nicht, weil sie so schön Haare flechten konnte, sondern sich zeitlebens sozial engagierte (u.a. im Frauen- und Jungfrauenverein). Ihr Nachlass war Grundlage einer Stiftung, mit der beispielsweise die gesundheitliche Versorgung vorangetrieben wurde.
Ebenfalls finden sich Gräberfelder mit kanadischen Soldaten und ihren Angehörigen auf dem Friedhof und weisen dadurch auf die lokale Geschichte hin, die eng mit der Stationierung der Kanadier, Engländer und Belgier verbunden ist.
Auch wird verstorbenen Zwangsarbeitern aus der NS-Zeit gedacht, bei deren Betrachtung mich eine Ganzkörpergänsehaut heimsucht. Das Thema ist schließlich immer aktuell, da reicht ein Blick auf den im Trend liegenden Geschichtsrevisionismus, der allgegenwärtig zu sein scheint.
Abschließend sei noch auf Johannes Spieker hingewiesen. Er war der erste Direktor des Mariengymnasiums und war die treibende Feder hinter dem Internat. Mit viel Engagement, einem ordentlichen Haufen Geld und viel Geduld ermöglichte er den Bau des Konvikts, der vielen Werlern auch als "der Kasten" ein Begriff sein dürfte.
Gestorben wird immer- krisenfrei Geld machen
Mit dem Tod ist es wie mit der Hochzeit. Egal ob es sich nun um etwas Grünzeug handelt, Klamotten oder sonstigen Firlefanz. Alles kostet ein wenig mehr, wenn es für den Gang vor den Altar oder eben den letzten Gang geht. Emotional angeschlagene Menschen (das gilt für Heiratswillige und Hinterbliebene gleichermaßen) sind leichte "Opfer", weshalb ein bisschen Unkraut dann auch schonmal etwas teurer werden könnte.
Der Tod ist nun einmal auch ein Geschäft, welches ne Menge Kohle umsetzt. Eine Bestattung im handelsüblichen Sarg samt Miete (ja, das Grab wird für einen gewissen Zeitraum bezahlt und bei einer Verlängerung der Zimmerbelegung wird wieder Bares fällig) kostet tausende Euro. Sargzimmerei, Bestatter, Steinmetz, Blumenzurechtschneider, die annoncierenden Lokalzeitungen und viele mehr verdienen an dem Tod. Selbst günstige Varianten kosten einige Tausender. Daher ist es natürlich praktisch, dass sich direkt am Werler Friedhof ein Blumenladen inklusive Steinhauerei befindet.
Ebenfalls geschickt gedacht ist die Ansiedlung des Krematoriums im Werler Norden, wo auch Bestattungsunternehmen von außerhalb ihre zu räuchernden Leichen hinbringen. So hat man das gesamte Dienstleistungsspektrum, welches mit der Monetarisierung des Todes zusammenhängt, in unserem schönen Städtchen gebündelt. Also sollte man die abfälligen Bemerkungen über die wirtschaftliche Ausrichtung Werls einfach mal beiseiteschieben, denn im Wirtschaftszweig "du bist tot, gib mir Geld" ist unser Städtchen erstaunlich gut aufgestellt.
Nachdem die Überreste ihren Weg in die erdige Tiefe gefunden haben, möchte die Trauergemeinde auch noch anständig versorgt werden, schließlich hat das Gelaber von dem Kirchenheini ganz schön hungrig gemacht.
"Karl-Heinz Kötte ist an Fettleber und Herz-Aua gestorben, obwohl er täglich kiloweise fettiges Gammelfleisch vertilgt und dies mit Hektolitern Gerstensaft heruntergespült hat."
Je nach Zusammenstellung der Heulbojen kann das dann schonmal ziemlich teuer werden. Kaffee, Kuchen, Bier, Schnaps und ein mehrgängiges Menü kommen in seltenen Fällen preisgünstig daher.
Spaß beiseite. Die Arbeit der Werler Bestattungsunternehmen ist von immenser Bedeutung und Wichtigkeit. Sie strahlen Ruhe aus, nehmen den Hinterbliebenen eine kaum zu tragende Last von den Schultern, kämpfen die Gefechte bürokratischer Natur geduldig aus und sorgen für Alles, was nötig ist. Gerade in diesem Bereich wird viel Schindluder getrieben. Daher beruhigt es, dass es lokale Anbieter gibt, die sich über Jahre das Vertrauen der ungewollten Kunden verdient haben.
Abschließend sei aus Sicht des Kötten ein Besuch auf dem Werler Friedhof durchaus zu empfehlen, denn trotz der Präsenz der künftig auferstehenden Zombies, handelt es sich um einen netten Park, in dem man seinen Köter auch mal mitten auf den Weg kacken lassen kann. Davon abgesehen schaltet man gedanklich automatisch einen Gang zurück, lässt die Stimmung auf sich wirken und kann massive Probleme, wie die Gestaltung des nächsten Haarschnitts in einer angemessenen Relation betrachten.
P.S. Einen Großteil der Informationen habe ich einem Artikel aus "Werl- gestern- heute- morgen" anno 2004 entnommen, den Andrea Sobbe in mühevoller Recherche zu Papier gebracht hat. Auch sei der Wegweiser „Parkfriedhof Werl- mehr als ein Ort der Trauer und Erinnerung“ erwähnt, der durch die Arbeit des örtlichen Heimatvereins umgesetzt werden konnte.
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