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Streetfood-Festival: Fressen und Saufen

Am kommenden Wochenende (AB MORGEN!!!) ist es wieder so weit. Bereits zum 5. (in Worten FÜNFTEN) Mal findet das Streetfood-Festival in der Heimat der Kötten statt. Im Zeitraum des Spektakels trauen sich die Werler an ungewohnte Leckereien heran und verzichten auf die gewohnten Besuche beim edlen Burgerrestaurant an der Hammer Straße. Bereits im letzten Jahr haben wir dem Event einige Zeilen gewidmet und halten es für angebracht, dies zum 5ten Geburtstag zu wiederholen. Schließlich kann man nun von einer bewährten Tradition sprechen.


Fressen bis die Buxe platzt!


Straßenfraß- Was ist das eigentlich?


Wenn ich den Begriff „Streetfood“ höre oder lese, löst sich eine Assoziationskette aus, die einer unaufhaltsamen Lawine gleicht. Gerade als Werler Kötte könnte man mit dem Kompositum aus „Straße“ und „Essen“ typische Bilder aus unserem Alltag in Verbindung bringen. Volltrunkene Gestalten, die mittags auf einem Zebrastreifen hocken und sich beim Versuch, einen Döner zu essen, das gesamte Gesicht und die mottenzerfressenen Klamotten einsauen. Derartige Situationen der Nahrungsmittelaufnahme sind damit natürlich nicht gemeint. Wenn man das allwissende Internet zu Rate zieht, erhält man folgende Informationen zu der trendigen Art des Fressens.


Beim Streetfood handelt es sich um eine spezielle Unterart der Gastronomie, die ihren Ursprung in der Verköstigung von nutzlos pausierenden Arbeitskräften hat. Die Anbieter der zubereiteten Speisen würden demnach auf regionale Zutaten zurückgreifen und ihre Kreationen auf engsten Raum in mobilen Küchen zusammenklatschen. Wichtig sei auch die Möglichkeit, die Leckereien ohne Besteck verschlingen zu können. Daher werden die zersäbelten Innereien in Brote gestopft oder in Teigfladen gepresst. Durch diese Faktoren sollten die Kosten für Streetfood in der grauen Theorie relativ niedriggehalten werden.


Das mag für die Angebote in Asien tatsächlich zutreffen, hat mit der Realität aber kaum etwas zu tun.


Deutsche Interpretation


In Deutschland gibt es Streetfood schon lange, doch haben sich die Angebotsformen drastisch verändert. Bevor wir uns der modernen Herangehensweise widmen, lohnt ein kurzer Blick in die kulinarische Vergangenheit.


Mobile Küchen hört sich zunächst sehr sperrig an, da es für uns pragmatische Deutsche zu abstrakt erscheint, weshalb wir mal konkret werden. Auf Parkplätzen von Discountern stehen die fettigen Fressstände, in denen gerupfte Hühner triefend rotieren und Kartoffelstäbchen im Frittierbad vor sich hin garen. Auf Schützenfesten werden die Bratwürste bis zur Perfektion gewendet und wandern anschließend mit feiner Kohleglasur in pappige Brötchen, wo sie mit reichlich Senf besprudelt und von Suffköppen gierig verschlungen werden. Traditionelles Straßenfutter hat aber nicht nur mit dem Garen von zurechtgeschnittenen Tieren zu tun, sondern bietet auch etwas für Naschkatzen. Zwar sieht man die guten Teile immer seltener, jedoch gehörten sie für mich zu meiner Kindheit wie Animeserien auf RTL2. Eiswagen fuhren immer durch die Straßen. An ihren Haltestellen wurde entweder per Hand geklingelt oder eine Sehnsucht erzeugende Melodie vom Band abgespielt, welche die Speichelflussproduktion direkt angeschmissen hatte. Für 50 Pfennig (ja noch früher war es auch noch günstiger) erhielt der Knirps eine Kugel im Hörnchen.


Streetfood heute


Mit derartigen Kreationen lockt man die Kötten heutzutage nicht mehr von der heimischen Glotze in die triste Realität. Lieferando und Co. sind im Vergleich einfach viel näher an die Bedürfnisse des modernen Menschen angepasst. Daher hat sich das Angebot grundlegend verändert.


Food-Cart: Die mobile Küche stellt einen Drahtseilakt dar. Wo früher schmierige Anhänger provisorisch hergerichtet wurden, müssen heute kleine Kunstwerke rangekarrt werden.

Idealerweise handelt es sich um einen alten Anhänger, Wohnmobil oder ähnliches Gefährt, welches aufwändig restauriert und stilvoll gestaltet wurde. Im Inneren sollte Platz für ausgefallene Gerätschaften sein, die der Zubereitung und dem Marketing für die angebotenen Spezialitäten dienen sollten. Wer Fritten verteilt, kann eine manuelle Frittenquetsche auf den Tresen platzieren, die dekorativ anzeigt, wie individuell man doch arbeitet. Außerdem ist eine besondere Form der Speisekarte unabdingbar. Sie sollte ausgefallen wie und unleserlich ins Auge springen. Die absurd anmutenden Namen der Fressalien müssen neben den gesalzenen Preisen an ein modernes Kunstwerk erinnern. California Style wedged pork slush für 8,95 Euro. Dill-Senf-Rucola Pampeà 1,50 Euro extra


Food-Artist: Im Food-Cart steht nicht mehr die heiß geliebte Dame im befleckten Kittel, die mit ihrer Stimme Vorsängerin im Westfalenstadion sein könnte. Auch nicht der verschwitzte Bierbauch, der sich den Schweiß immer mit den Servietten abwischt, bevor er diese an die hungrigen Kunden weiterreicht.


Heutzutage stehen Künstler am Herd. Sie tragen schwarze Latexhandschuhe und passend dazu schwarze Kittel mit anspruchsvollen Stickereien. Ein wenig Körperschmuck, auffällige Frisuren und Bärte schaden nicht, sind aber (noch) nicht verpflichtend. Sie sprechen fließend Kauderwelsch und kennen sich mit sozialen Medien aus.


Food/Futter: Eine schnöde Bratwurst mag ja einen schnöden Fußballfan noch zufriedenstellen, reicht aber nicht, um als modernes Streetfood durchzugehen. Wichtig ist die Nutzung und Kombination exotisch wirkender Zutaten.


Beispiele: Mit Blattgold beworfene Erdnussschalen in einer Creme aus Pfirsich-Limettenpampe. In überreifen Bananenschalen gestopfte Pferdeleber, die mit handgepflückten Löwenzahnblättern gefüllt wurde. Frittierte Melonen in gewürfelter Form mit umgefüllten Billigketchup aus der Karaffe. Der Kreativität sind keinerlei Grenzen gesetzt. Dem gesunden Geschmack ebenfalls nicht.


Eine Bratwurst wäre also doch umsetzbar, wenn man diese mit Frittensalz und Zimtzucker bestreut und in ein halbgares Fladenbrot kloppt, welches in der Fritteuse verfeinert wird.


Kleine Portion belgische Fitten von "Chez Raymond"

Hungrige Kötten


Anfangs fand das Straßenfressen noch am Rande des Stadtwaldes statt und gehört inzwischen zu einer festen Größe im üppigen Veranstaltungskalender Werls.


Auf dem Marktplatz werden auch in diesem Jahr wieder etliche Buden, Wägelchen und Stände ihre Schleckereien an Frau und Mann bringen.

Dabei warten die üblichen Sattmacher wie Burger und Fritten auf die knurrenden Mägen. Vegetarier, Veganer und sonstige Leistungsverweigerer werden ebenfalls nicht vergessen und erhalten ihre Extrawurst bzw. eben genau das nicht. Zahnärzten wird mit süßen Waffeln und satt bestrichenen Crêpes Kundschaft verschafft. Mexikanische Extravaganzen werden angeboten, ein klassischer Imbissstand wird die Fackel der Tradition emporrecken und zu süppeln gibbet auch genug.


Als gebürtiges Köttenkind ist allerdings ein Faktor von besonderer Bedeutung. Lokale Betriebe werden vor Ort sein und ihre Spezialitäten verticken. Wenngleich die Werler Fußgängerzone und der Marktplatz eigentlich Orte der Ruhe, Meditation und Menschenleere sind, gehören Ausnahmen, wie Moonlight-Shopping und Streetfood-Festival zu den willkommenen Abwechslungen.


Also, ab in die Jogginghose oder den obersten Knopf der Jeans entfernen und ab an die Gabel!

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